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ACHTUNG ! SPOILER !

Die "Daily Planet" Reporter Lois Lane (Phyllis Coates) und Clark Kent (die Geheimidentität von Superman) (George Reeves) reisen in den kleinen Ort Silsby, um eine Reportage über das tiefste Bohrloch der Welt zu schreiben. Bei ihrer Ankunft erfahren sie von Bill Corrigan (Walter Reed), dem Vorarbeiter der Ölgesellschaft, dass die Bohrtätigkeiten soeben eingestellt wurden. In einer Tiefe von etwa sechs Meilen ist der Bohrer zunächst auf eine phosphoreszierende Erdschicht gestoßen und anschließend in einen Hohlraum eingedrungen. Aus dem Bohrloch klettern an diesem Abend zwei seltsame, kahlköpfige, zwergenhafte Gestalten und untersuchen neugierig aber behutsam die Gegend. Kurz darauf finden Clark und Lois den alten Pop Shannon (J. Farrell McDonald), der die Baustelle bewachte, tot in seinem Büro. Der Arzt diagnostiziert einen Herzinfarkt.

Die seltsamen Wesen sind inzwischen in der Stadt aufgetaucht und erschrecken durch ihr Aussehen einige Bürger, von denen sie als „"Mole Men"“ bezeichnet werden. Unter der Führung des hitzköpfigen Luke Benson (Jeff Corey), rotten sich die Männer der Stadt zusammen und organisieren eine Treibjagd auf die Mole Men. Zunächst versucht Clark noch, die Leute zu beruhigen, doch seine Worte stoßen nur auf taube Ohren. Da platzt ihm der Kragen, und er greift als Superman in das Geschehen ein, um die harmlosen Mole Men zu beschützen. Als einer von ihnen angeschossen wird und von einem Staudamm stürzt, wird er von Superman aufgefangen und in das örtliche Krankenhaus gebracht.
Der andere Mole Man kann fliehen, doch der Mob heftet sich mit Bluthunden an seine Fährte. Das Wesen verkriecht sich in einer Holzhütte, die von seinen Verfolgern angezündet wird. Mit letzter Kraft rettet sich der Mole Man ins Freie und kehrt durch das Bohrloch in seine Welt zurück.
Während sich die aufgebrachten Einwohner von Silsby vor dem Krankenhaus versammeln, erscheinen drei weitere Mole Men mit einer seltsamen Waffe in der Stadt, um ihren verwundeten Freund zu holen. Als der Mob dies zu verhindern sucht, greift Superman erneut ein. Er bringt die Menschen zur Raison und hilft den Mole Men bei der Rückkehr in ihre Welt. Mit einer Sprengladung wird der Zugang zu dieser Welt wieder verschlossen...„

"Many years ago, when the planet Krypton, home of a race of supermen, exploded in space, the sole survivor was an infant boy who came to earth with powers and abilities far beyond those of mortal men. Today, that boy, grown to manhood, is known as 'Superman'. To better aid him in his never-ending fight against the forces of evil, he masquerades as Clark Kent, mild-mannered reporter for a great Metropolitan newspaper. No one is aware that Kent is Superman, valiant defender of truth, justice and the American Way!“"

Mit dieser etwas pathetischen Einleitung, verkündet von einer vertraut-sonoren Stimme, beginnt der am 23.11.1951 in den USA erstmals im Kino aufgeführte Film SUPERMAN AND THE MOLE MEN. Nach den beiden von B-Picture-Mogul Sam Katzman produzierten Film-Serials „"Superman"“ von 1948 und „"Atom Man vs Superman“" von 1950, beide mit Kirk Alyn in der Titelrolle, schlüpfte 1951 George Reeves für diese erste Spielfilmversion in das Superman-Kostüm.

Obwohl dieser phasenweise amüsante B-Film nur sehr kurz ist (58 Minuten), muß man doch recht lange auf Supermans ersten Auftritt warten. Zuvor werden viele Worte gewechselt und Clark Kent beschränkt sich auf den Einsatz seiner Reporter-Spürnase. Schließlich aber schlüpft er doch in sein Kostüm und schwingt sich mit einem kraftvollen Satz in die Lüfte. Dank des winzigen Budgets sind aber keinerlei elaborierte Flugszenen zu bewundern. Wir sehen „"Supi"“ immer nur wie er mit einem kräftigen Sprung, begleitet von einem comicartigen Geräusch, abhebt oder landet. Eine Flugszene wurde mit subjektiver Kamera aufgenommen und die Szene, in der Superman einen der „Mole Men“ im Fluge auffängt, ist so kurz, dass man sie kaum wahrnimmt. Erst in Zeitlupe wird deutlich, dass Teile der Einstellung aus einer Zeichentrick-Sequenz bestehen.

Trotz oder gerade wegen dieser und anderer Unzulänglichkeiten ist der Film recht unterhaltsam. George Reeves ist als Clark Kent glaubwürdig und sympathisch und als Superman eine Schau. Wenn er sich, mit angewinkelten, in die Hüften gestemmten Armen und aufgeblasener Brust in Positur stellt, Pistolenkugeln an ihm abprallen, oder wenn er das Gewehr eines Gegners einfach verbiegt („...bends steel with his bare hands...“), dann kann man sich an der Naivität solcher Szenen schon sehr erfreuen. Leider sind diese Auftritte in den 58 Minuten viel zu selten. Phyllis Coates macht ihre Sache als furchtlose Lois Lane sehr gut und sie spielte diese Rolle auch in der ersten Season der TV-Serie „The Adventures of Superman.“

Allerdings gibt es in SUPERMAN AND THE MOLE MEN weder Szenen zu sehen, die in „Metropolis“ oder in der Redaktion des „Daily Planet“ angesiedelt sind, noch treten Perry White oder Jimmy Olsen in Erscheinung.
Für die Zeit ungewöhnlich sind die liberalen Tendenzen des Drehbuchs. Die „Mole Men“ werden als zwar seltsame aber harmlose Wesen gezeichnet, die verstört und verängstigt erscheinen. Clark Kent: „"They look strange to us, it's true. We must look just as strange to them. But as far as we know, they don't mean any harm."“ Die Bewohner der Kleinstadt führen hingegen einen stumpfen Fremdenhass zur Schau, wie man ihn aus vielen Science-Fiction-Filmen der 50er Jahre kennt. Die Feindseligkeiten richten sich hier gegen harmlose, kleine Gestalten, die einfach nur anders sind. Das ist für die aufrechten Bürger der Stadt jedoch Grund genug, gegen diese mit unbotmäßiger Gewalt vorzugehen. Ganz in der Tradition des aufrechten Amerikaners, der zuerst schießt und dann Fragen stellt, jagt der Mob mit Hunden und Gewehren hinter den hilflosen Kreaturen her, ohne auch nur einen Gedanken an eine mögliche Verständigung mit ihnen zu verschwenden. Da muss ihnen erst Superman, Amerikas Über-Ich, den Kopf zurecht rücken und für die sichere Heimkehr der „Mole Men“ sorgen.
Vor dem Krankenhaus ruft Superman der aufgebrachten Menge zu: "„Now I give you one last chance to stop acting like Nazi-Stormtroopers. All I am telling you is, that that little creature in there has as much right to live as you do. Don't forget, you invaded his world!“ "

Superman, selbst ein Fremder unter den Menschen, wird von diesen im Grunde nur akzeptiert, weil er sich mit Haut und Haar dem Wohlergehen der Amerikaner (= der Menschheit) verschrieben hat. Er ist die Fleischwerdung amerikanischer Tugenden, ein vom Himmel gesandter, gottgleicher Kämpfer für Wahrheit, Gerechtigkeit und allem, was dem Amerikaner heilig ist. Dass man Superman mit herkömmlichen Mitteln nicht beikommen kann, erleichtert es ihm natürlich nicht unwesentlich, sich diese Akzeptanz bei den Menschen zu verschaffen.

Abgesehen von einem alten Mann, der an einem Herzschlag stirbt, gibt es keine Opfer in SUPERMAN AND THE MOLE MEN. Selbst der Oberbösewicht wird von Superman gerettet, als ihn die „Mole Men“ mit einer Strahlenkanone beschießen. Als dieser sich daraufhin mit den Worten: „"You saved my life..."“ an Superman wendet, erwidert dieser nur: „"That's more than you deserve.“"

Lois Lane fasst am Ende den Tenor des Films wie folgt zusammen: „"It's almost as though they were saying 'You live your lives and we'll live ours."“ Die heile Welt scheint wiederhergestellt. Das abrupte Ende lässt allerdings befürchten, dass die Einwohner von Silsby (d.i. Everytown, U.S.A.) den nächsten Fremden, der sich in ihr Städtchen verirren sollte bei der kleinsten Auffälligkeit der Lynchjustiz preisgeben werden.„

Nach Aussagen von Regisseur Lee Sholem kostete der Film rund $275.000 und die Drehzeit betrug 4 Wochen. Phyllis Coates zufolge war die Drehzeit jedoch deutlich kürzer.*

Im Rahmen der TV-Serie „"The Adventures of Superman“", die in den Jahren 1953 –- 1957 ausgestrahlt wurde und die 104 Folgen umfasste, wurde SUPERMAN AND THE MOLE MEN am 20.07. und 27.07.1953 unter dem Titel „"The Unknown People“" ausgestrahlt. Die zweiteilige Episode war um einige Minuten gekürzt worden, um in das Sendeschema zu passen.

In Deutschland kam der Film nicht in die Kinos und wurde erstmalig auf der DVD-Box „The Superman Motion Picture Anthology“ veröffentlicht. Auch die TV-Serie war zunächst nicht in Deutschland zu sehen. In den 90er Jahren wurden ca. 50 Episoden aus der in Farbe gedrehten 5. und 6. Season unter dem Titel „"Superman – Retter in der Not“" im deutschen Privat-TV ausgestrahlt.

Unter den kleinwüchsigen Darstellern, welche die „Mole Men“ verkörpern, sind Billy Curtis und Jerry Marvin/Maren besonders hervorzuheben. Curtis hat eine bemerkenswerte Karriere in Hollywood vorzuweisen und war laut IMDb zwischen 1938 und 1987 in mehr als 110 Produktionen zu sehen. Jerry Marvin wirkte als Jerry Maren ebenfalls in zahlreichen (IMDb: 71) Filmen mit, u.a. 1970 in dem wunderbaren Trash-Film „"Big Foot – Das größte Monster aller Zeiten“" als „"Baby Creature"“ (!), um nur ein Beispiel zu nennen.

Auf der Internetseite des „American Film Institute“ findet sich folgender Hinweis zum Film: „"Although the CBCS credits actor Paul Burns with the role of Doc Saunders, the part was played by Harry Harvey Sr. in the released film.“"

"Look! In the sky! It's a bird! It's a Plane! It's Superman!“"

* Tom Weaver: Interviews with B Science-Fiction and Horror Movie Makers

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