Thailand 1946: Mittellos wandert der Chinese Li Hui in Thailand ein, um dort ein besseres Leben zu beginnen. Doch die Zeiten werden nicht rosiger, nach Polizeiwillkür und einer Reihe von miesen Jobs als Schlachter und einfacher Hilfsarbeiter steht der Mann erneut vor dem Nichts, kann nicht Fuß fassen. Einzig geblieben ist ihm ein Messer von seiner geliebten Mutter und die Erinnerung daran, was seinen Zustand angeblich verbessern soll. Eine Reihe Kindermorde erschüttert das Land, Zee-Oui zieht eine Blutspur hinter sich her und wechselt nicht nur einmal seinen Aufenthaltsort ... Die Geschichte lässt sich zunächst einige Zeit mit der Einführung des geschundenen Immigranten, auf eine beklemmende Art, die sich den üblichen, oftmals reißerischen Schauwerten von Serienkillerfilmen entzieht. Ganz im Gegenteil dazu steigt das unterkühlte Drehbuch rückblickend in das Elend um den Mann ein, das sich einige Male erschreckend nahe an einem real erscheinenden Charakter bewegt, wie weit an tatsächlichen Begebenheiten, auf die verwiesen wird, sei einmal dahingestellt. Das Rezept ist ungewöhnlich, kriechend, schockierend, statt eine weitere Hannibal Lector Kultfigur aus dem Ärmel zu schütteln, die beiden thailändischen Regisseure (von denen einer an dem ebenfalls empfehlenswerten "Killing Fields - Schreiendes Land" mitwirkte) zeichnen ein erschütterndes und beklemmendes Schicksal nach, dass eher, wenn auch vom Typus Mensch konträr, an "Henry - Portrait Of A Serial Killer" erinnert. Etwas zweifelhaft ist allenfalls die Darstellung der Reporterin Dara mit ihrem strahlenden Äußeren und ihrer ehrgeizigen, emanzipatorischen Art, sich in der Männerdomäne ihres Berufes mehr als durchzusetzen, denn schließlich ist es die attraktive Journalistin, die im entscheidenden Augenblick in der ersten Reihe steht, was man ihr nicht abnehmen mag. Dies kann als nur kleiner Wermutstropfen gewertet werden, denn die restlichen der großartigen Aufnahmen sind stimmig und zugleich düster ein hoffnungsloses Leben einfangend, lassen den Zuschauer unmittelbare Anteilnahme mit einem Kindermörder entwickeln, angesichts seines Lebenslaufs, in dem er von früh auf mit dem Irrglauben aufgewachsen ist, sein gesundheitliches Heil hänge von der kannibalischen Beute ab. Als Spielfilm ist dieses Werk zutiefst verstörend und gleichzeitig in seiner Erzählweise mit Ebenensprüngen ein klar strukturiertes Depridrama, als Thriller über einen Serienkiller aus der Sichtweise von Zee-Oui, dem als Chinesen auch ein Rassismus im Nachkriegsthailand entgegenschlägt, emotional niederschmetternd, aus der Sicht der Ermittler und Journalisten dagegen nur konventionell. Ganz besonders gefällt neben der beeindruckenden Performance von Long Duan als tuberkulösem Zee-Oui die gute Kamera, die auch mal einen friedlich buddhistischen Tempel in eine neblige Horrorgrotte verwandelt und die Einfachheit des Lebens in verschiedenen Provinzen Thailands während und nach dem zweiten Weltkrieg mit einem schmutzigen und im nächsten Moment dennoch ungemein ästhetischen Leben füllt. Mitunter fällt es schwer, sich der Moral zu unterwerfen und dem Täter, einem Menschen, der reihenweise kleine Kinder entführt, diese brutal ermordet, ihre Herzen herausschneidet und verspeist, mit Abscheu zu begegnen, denn sein armseliges Dasein ist das eines chancenlosen Außenseiters, ein schon immer kränklicher Typ, der von den Kindern gehänselt und von den Kollegen geärgert wurde. So ertappt sich der Zuschauer dabei, Mitgefühl zu entwickeln um im nächsten Moment angewidert vor Augen geführt zu bekommen, wie weit Psychopathen mit Mutterkomplex von gängigen Gedankenmustern entfernt sind.
Fazit: Wäre nicht zwischendrin die bildhübsche Reporterin Dara eingeflochten, wäre es ein durchgehend beinhartes Horrordrama. Leichte Kost ist es aber auch so nicht. Geheimtip! 7,5/10 Punkten