Nett sein zahlt sich nicht immer aus, das erfährt Jim Halsey am eigenen Leib. Als er in einer regnerischen Nacht einen Anhalter mitnimmt, der sich als John Ryder vorstellt, ist ziemlich schnell klar, dass er dies nicht hätte tun sollen. Denn Ryder entpuppt sich als astreiner Psychopath, der Jim nichts Gutes will. Mit einer beherzten Aktion schmeißt Jim den Gast wieder aus dem Auto, doch setzt er damit nur eine Kette von Ereignissen in Gang, die Ryder immer wieder zu ihm zurückführen.
„Stop me!“
Der von Robert Harmon inszenierte Reißer bietet in seinem recht einfach gestrickten Szenario manch spannende Szene, allerdings auch ebenso viele Löcher in der Geschichte. Kann man drüber hinwegsehen, die Schauwerte und Rutger Hauer reißen was raus.
Der atmosphärische Beginn, laut Autor Eric Red inspiriert durch „Riders on the Storm“ von den Doors, mündet in ein Hin und Her, eine Jagd von Ryder und eigentlich allen nach Jim. Denn keine der Parteien inklusive der Polizei scheint hier an Deeskalation interessiert zu sein. Das Skript will die Spannungsschraube auf Gedeih und Verderb anziehen und so konstruiert sich der Streifen von einer Szene zur nächsten. In der Gesamtbetrachtung wirkt das schon arg forciert, hat aber auch einen gewissen Unterhaltungswert. Hier und da mal ein paar Härten, Verfolgungsjagden und Crashs, alles sich in der sandigen Einöde von Texas abspielend. So entsteht das Gefühl der Ausweglosigkeit, des Ausgeliefertseins. Die Effekte und Stunts sehen dabei (gerade in Anbetracht den Budgets) recht anständig aus.
C. Thomas Howell hat als Jim Halsey die undankbare Aufgabe, dessen teils wenig rationale Handlungen dem Zuschauer darstellerisch verkaufen zu müssen, macht seine Sache allerdings durchaus okay. Gegen das Highlight des Films in Person von Rutger Hauer kommt er allerdings nicht an. Hauer spielt den Anhalter mit einer bösen Präsenz, charismatisch und unberechenbar. Was vielleicht auch daran liegt, dass „Hitcher“ aus einer Zeit stammt, in der noch nicht jeder Schurke ein ausuferndes Psychogramm mit auf den Weg bekommen hat. Dennoch gibt man dem Publikum hier durchaus Hinweise auf Ryders Motivation, so man denn eine sehen will. Seine leider nicht allzu zahlreichen Szenen gehören jedenfalls Hauer und sein Spiel wertet das ganze Werk spürbar auf. Dazu gesellt sich noch Jennifer Jason Lee als Nash, die sich unverständlicherweise an Jims Seite begibt. Letztlich wird ihre Existenzgrundlage als dramaturgische Notwendigkeit zwar klar, dennoch wirkt die Figur rein zweckdienlich.
Bei allem Mysterium um den titelgebenden Anhalter ist Harmons Langfilmdebüt zwar ansprechend reißerisch, auf der dramaturgischen Ebene aber recht überschaubar gestrickt, bisweilen sollte man auch einfach Ereignisse und Aktionen nicht hinterfragen. Diese Störfaktoren kaschiert der Film allerdings meist recht gut durch die einnehmende Präsenz von Rutger Hauer sowie die vorhandene Atmosphäre. Und manchmal reicht das ja auch schon für einen unterhaltsamen Abend.