Aus den Highwayhorrorfilmen wie „Kalifornia“ oder dem aktuelleren „Joyride“ ragt deutlich „Hitcher“ heraus, der nun nach all den Jahren immer noch unanfechtbar den Genrethron besetzt. Aus einem kleinen Budget und einer schier simplen Idee schuf Regisseur Robert Harmon einen unvergesslichen Klassiker, der auch noch heute in den Wohnzimmern Angst und Schrecken verbreitet. Nicht zuletzt wegen des Killers, um den sich inzwischen die wildesten Interpretationen ranken – die von Familienvater bis Dämon reichen.
Das man Anhalter nicht mitnehmen soll, wird jedem von uns schon von klein auf eingetrichtert. Dass man das erst recht nicht tun sollte, wenn man fern der Zivilisation, mitten durch die Einöde gurkt und auch noch ein Gewitter tobt, gebietet der gesunde Menschenverstand. Doch dies scheint der junge Jim Halsey (C. Thomas Howell) nicht zu wissen und nimmt den mysteriösen fremden John Ryder (Rutger Hauer) ein paar Kilometer mit. Ein folgeschwerer Fehler, wie sich bald herausstellt.
„Hitcher“ bemüht sich nicht um eine Eingangserläuterung oder die Vorstellung seiner Hauptpersonen, sondern legt von Beginn an mit ordentlichem Tempo los. Dieser Ryder ist ein Psychopath, wie jeder Zuschauer auf den ersten Blick feststellen dürfte, verhält sich auch dementsprechend und beginnt dem Jungen zu drohen, der doch eigentlich nur ein Auto überführen wollte. Aus der Unachtsamkeit des Killers kann der in letzter Sekunde noch einmal Kapital schlagen, was ihm aber nur eine kurze Verschnaufpause einbringt.
Nun sonderlich abwechslungsreich ist der Plot nicht, klappert fast wie in Kapiteln unterteilt die einzelnen Haltepunkte, an denen dann meist das Grauen schon wartet, ab. Die Faszination entwickelt sich aus dem, zumindest auf den ersten Blick, fehlendem Motiv des Hitchers. In die Lage von Jim versetzt, sieht sich der Zuschauer diesem leibhaftigen Albtraum ausgesetzt, dass vor unseren Augen die Morde, die Jim nicht verhindern kann, nicht nur ankündigt und durchführt, sondern die Situationen auch noch stets so dreht, dass Jim als Hauptverdächtiger in Frage kommt. Der sieht sich bald nicht nur dem Terror ausgesetzt, sondern hat den Polizeiapparat am Hals. Stets scheint ihm Ryder einen Schritt voraus, wiegt er sich in Sicherheit, wird dieser Schein sofort widerlegt. Doch umgebracht wird er nicht, sondern gnadenlos ausgenutzt. Zwanghaft auf blutige Momente wird hierbei nicht gesetzt, so dass sich das Meiste der Zuschauer selbst ausmalen darf. Die Szene mit dem Hund geht dennoch an die Nieren, während sich andere explizite Bilder durchaus in Situationen integrieren.
Zu dieser spannenden Hatz gesellt sich die Wüste als Kulisse des Horrors. Ihre Einsamkeit scheint die Verlorenheit und Hilflosigkeit von Jim zu symbolisieren. Keine Menschenseele glaubt ihm, geschweige denn steht ihm zur Seite. Außer vereinzelter Tankstellen und Gaststätten gibt es kein Zeichen der Zivilisation, dafür aber Sand in Hülle und Fülle. Niemand wird nach diesem Film seinen ersten Gedanken an einen Roadtrip durch die Weiten der USA denken.
Damit dieses simple Szenario, trotz der kurzen Laufzeit, nicht zur Einsilbigkeit verkommt, werden ein paar klasse inszenierte Verfolgungsjagden inszeniert, in denen, auf Seiten der Polizei, beeindruckender Blechschaden verursacht wird. Nicht nur, dass die Fahrzeuge in Flammen aufgehen, sie überschlagen sich auch spektakulär und sind außergewöhnlich gut von der Kamera eingefangen. Ein wenig Zweifel an der Schießwütigkeit der Beamten darf aber angebracht sein.
Während sich im Verlauf des Films zumindest Jim verdächtig oft sicher fühlt, bleibt der Zuschauer bei der Überzeugung, dass hier niemand vor einem tödlichen Schicksal gefeit ist. Das ist aber weniger dem Plot, sondern größtenteils Rutger Hauer zu verdanken, der hier neben seiner Replikantenrolle in „Blade Runner“ wohl die beeindruckendste Rolle seiner Karriere spielt. Vom Aussehen, über den stählernen Blick, bis zum Charisma versprüht er Gewalt, Gnadenlosigkeit und Terror. Unberechenbar, auftauchend wie ein Phantom, in seinen Zielen so berechnend und unbeirrbar, hatte Howell sogar während der Dreharbeiten wirklich Angst vor diesem Ungetüm. Seine Unterhaltung in der Bar ist ein diesbezügliches Highlight des Films. C- Thomas Howell kann da als Opfer nicht mithalten. Er versucht zwar das Beste aus seiner Rolle zu machen, hat aber gegen Hauer nie eine Chance sich zu etablieren. Die Identifizierungsmöglichkeiten fallen für den Zuschauer dementsprechend gering aus.
Fazit:
Mit „Hitcher“ perfektionierte Robert Harmon den Horror auf den unendlichen Landstraßen der USA zu einem raffiniert simplen Duell zwischen Psychopath und zufällig Auserwähltem. Das Tempo ist gewaltig, der Spannungsbogen bleibt durchgängig erhalten, Rutger Hauer in seiner Rolle unvergesslich und der Blechschaden enorm. Die stets spürbare Bedrohung wird nur von etwas eigenartig handelnden Polizisten und dem abrupten Verlauf der Geiselnahme auf dem Motelparkplatz gestört. Dennoch ein Fest..