Höchst spannender Thriller in den Weiten von Texas
Es gibt Filme, die genießen in wenigen, kleinen, feinen Kreisen Kultstatus, Filme, die an der Kinokasse nicht viel Geld eingespielt haben, die aber auf hohem technischem und darstellerischem Niveau gedreht wurden. Meist sind die Schauspieler nicht so bekannt oder haben auch später keine großen Erfolge mehr gehabt, aber der eine Film, dieser eine außergewöhnliche Film nur, der ist etwas besonderes geworden. Es ist natürlich schade, daß nur wenige Menschen einen solchen Film gesehen haben, denn so kann in irgendwelchen Diskussionen rund um das Thema Kino kaum einer etwas damit anfangen, wenn man auf diesen speziellen Streifen hinweist. Schulterzucken, Desinteresse, das ist es, was man gewöhnlich hervorruft, wenn man von seinem Geheimfavoriten erzählt. Der „Hitcher“ ist zweifelsohne ein Film aus dieser beschriebenen Kategorie.
Jim Halsey überführt ein Auto von Chicago nach San Diego. Weil er müde ist und Mitleid hat, tut er das, was seine Mutter ihm geraten hat, nie zu tun – er nimmt einen Anhalter mit. Dieser jedoch, John Ryder, ist kein gewöhnlicher Anhalter, sondern ein Killer, der wahllos und ohne Zögern tötet – was er auch sogleich mit Halsey zu tun gedenkt. Jener kann sich gerade noch des lästigen Mitfahrers entledigen, doch nun beginnt für ihn ein Alptraum, der seinesgleichen sucht, denn Ryder spielt ein grausames Katz-und-Maus-Spiel mit ihm, schiebt ihm weitere Morde in die Schuhe, befreit ihn dann aus Polizeigewahrsam, zieht die Spirale des Entsetzens immer weiter an. Auch die Kellnerin Nash, die Halsey kurzfristig hilft, wird zum Opfer in Ryders Spiel, denn dieser hat nur ein Ziel: Halsey soll sein Treiben beenden und ihn stoppen...
Es ist ein Serienmörderfilm, ein Film mit hervorragenden Verfolgungsjagden, mit blutigen Szenen, doch all das steht überhaupt nicht im Vordergrund. Es ist das grausame Spiel, das Ryder spielt, welches den Zuseher schaudern läßt, die Weite von Texas, die so weit doch auf einmal gar nicht mehr ist, weil es anscheinend kein Entrinnen gibt. Alle Geschichten, die man je über Anhalter gehört hat, fallen einem sofort ein, und man kriecht tiefer in den Kinosessel, gefesselt von der packenden Story, der düsteren Musik, den gemeinen Wendungen der Geschichte. Ryder scheint allmächtig, er ist immer zur rechten Zeit an Ort und Stelle, begleitet den Jungen, zieht im Hintergrund die Fäden. Rutger Hauer spielt den Mörder perfekt, so gut hat man ihn danach nicht mehr gesehen. Auch Thomas Howell als Halsey ist überzeugend, und auch von ihm gab es dann nichts berichtenswertes mehr. Der Rest paßt, wie bereits erwähnt, die Stunts sind gelungen, die Action hart, aber das hier ist wahrlich kein Actionfilm, sondern ein böser, düsterer, wenig Erklärungen bietender Film, nach dessen Genuß man sicher längere Zeit keinen Anhalter mehr bei sich einsteigen lassen wird.
Und wenn man dann noch, so wie ich, den Film als einziger Zuschauer in einem großen, menschenleeren Kino in der Abendvorstellung gesehen hat, dann weiß man sehr genau, welche Wirkung Filme auf den Zuschauer haben können – nie mehr habe ich mich beim Verlassen des Kinos mehr geängstigt als seinerzeit beim „Hitcher“. Nur die Höchstnote ist möglich – 10/10.