Wer immer noch glaubt, eine gruselige Umgebung bedinge hauptsächlich Dunkelheit und klaustrophobische Enge, der wird in "The Hitcher" eines besseren belehrt. Hier entspringt das Grauen der offenen, endlosen Weite entlang der amerikanischen Highways, wo es kein Versteck auf viele Meilen gibt. Heute zu Unrecht beinahe vergessen, ist der Film immer noch einer der intelligentesten Beiträge zum amerikanischen Horrorkino der 80er Jahre, einer Periode, die mehr mit Direct-to-Video-Ware und Qualität von sich hören ließ.
Wie schon die Flugzeug-Sequenz in "Der unsichtbare Dritte" entspringt auch hier der Schrecken dem bis zum Horizont reichenden Nichts, daß die Highways des amerikanischen Mittelwesten säumt. Noch eindringlicher wird das Ganze, da das Grauen nie wirklich faßbar scheint, keine erkennbare Motivation mit sich führt.
Teenager-Star C.Thomas Howell spielt hier den Every Young Man, der bei der Überführung eines Wagens einen Anhalter mitnimmt, der sich als gefährlicher Psychopath und Serienkiller entpuppt und seine Taten bald so einrichtet, als sei es Howells Jim Halsey gewesen. Gerade das Fehlen eines offensichtlichen Grundes stürzt den Zuschauer mit dem Protagonisten in einen Alptraum ohne Ausweg. Der Anhalter scheint überall und nirgends, stets die Kontrolle über sein Opfer behaltend, das schon bald als Killer von der Polizei bis aufs Blut gehetzt wird, um ihn dann aus deren Fängen immer so zu befreien, daß es Howell noch weiter in Schwierigkeiten reitet.
Leider wirkt dieser dramaturgische Kniff auf den Film aus, da mit zunehmender Lauflänge das ausweglose Schicksal des zaudernden Hauptdarstellers dem geneigten Zuschauer bald auf die Nerven geht.
Auch soll hier erwähnt werden, daß der "Hitcher" durchaus einen Grund hat, auch wenn er nie im Film genannt wird. Doch sein Verhalten zeigt überdeutlich, daß er Jim Halsey ausgesucht hat, um ihn selbst zu stoppen. Immer wieder fordert er ihn heraus, macht ihn verzweifelter, rückhaltloser, wütender, auf daß er ihm endlich die Kugel geben möge.
Halsey jedoch versucht den Verlust seiner moralischen Werte jedoch stets zu verhindern, was ihm jedoch zunehmend schwerer fällt, je mehr blutig zugerichtete Leichen vor ihm liegen.
In einer grausamen und heftigen Sequenz gegen Ende schließlich nimmt ihm der Hitcher schließlich das Letzte, was ihm noch etwas bedeutet und bewirkt schließlich sein herbeigesehntes Schicksal.
"The Hitcher" beeindruckt durch seine Bilder von der Verlorenheit des Individuums im Kontext einer sich in alle vier Himmelsrichtungen erstreckenden menschenfeindlichen Natur.
Nur Tankstellen und Truck Stops sowie Polizeireviere säumen die Straßen, die der Anhalter mittels kaltblütiger Brutalität vernichtet, indem zahlreichen Menschen ermordet.
Neben der Ausweglosigkeit der Situation unterstreicht der Film seine gnadenlose Geschichte mit zahlreichen harten und blutigen Effekten, die nie wirklich selbstzweckhaft sind, sondern in die bisweilen actionhafte Story integriert werden. Den Selbstjustizanspruch am Ende relativiert das Buch durch den erneuten Ausbruch des Hitchers und scheut so vor einer vernichtenden moralischen Konsequenz zurück.
Schauspielerisch ist da recht wenig nötig. Howell fehlt das nötige Ausdrucksvermögen, um wirklich Kontakt mit dem Publikum herzustellen, auch wirkt er viel zu jung und zu statisch für die Rolle. Dagegen übermächtig wirkt Rutger Hauer, der seine dämonische Kaltblütigkeit in seiner selten gestreuten Auftritten glaubhaft herüberbringt und stets unberechenbar bleibt, ohne wirklich unsympathisch zu sein. Bei den Nebendarstellern fällt nur Jennifer Jason Leigh größer auf, die aber mit ein paar ordentlichen Geisel- und Glaub-dem-Protagonisten-nicht-Klischees zu kämpfen hat. "Quark"-Darsteller Armin Shimer ist kurz als interviewender Polizeibeamter zu sehen.
"The Hitcher" wirkt vornehmlich über den Horror der Isolation, nur daß hier niemand ein-, sondern vollkommen ausgesperrt wird, um die Vorzeichen mal umzudrehen. Selbst als Jim Halsey in einer Gefängniszelle sitzt, ist er nicht sicher, der Hitcher wird die Türen wieder öffnen.
In den meisten Fassungen geschnitten, wirkt der Film auch ohne die allzu blutigsten Details, weil er die Phantasie ebenso wie die Augen anspricht. Trotzdem bleibt er der Atmosphäre verhaftet und versucht nicht, Handlung auszupressen, wo keine nötig ist. So kommt es zwar nicht zu einem Dauerfeuer an Aktion, dafür aber zu einer allgegenwärtigen Bedrohung.
Ein stimmungsvolles Ereignis und für alle Interessenten ein hartes noch dazu. Da sollte man von einem kleinen Glanzlicht sprechen. (8/10)