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Mit seinen Werken hat sich der britische Regisseur Christopher Nolan längst als innovativer Filmemacher etabliert, der dem Mainstream-Film mitunter neue Dimensionen an Tiefgründigkeit und Anspruch verleiht. Auch sein mittlerweile schon fast als legendär zu bezeichnendes Batman-Reboot vereint nahezu perfekt spannende Blockbuster-Unterhaltung und so kluges wie vielschichtiges Psychogramm.

Nolan, der zusammen mit David S. Goyer auch das Drehbuch verfasste, gelingt eine Anpassung des bekannten Batman-Mythos an postmoderne Lesarten, ohne die Wurzeln des Comics aus den Augen zu verlieren. Als große Leistung erweist sich dabei die gelungene Psychologisierung des zwiegespaltenen Hauptcharakters: Der Milliardär Bruce Wayne (charismatisch verkörpert von Christian Bale) kämpft vorrangig mit seinen eigenen Dämonen - den düsteren Erinnerungen an traumatische Kindheitserlebnisse und die Ermordung seiner Eltern, deren Zeuge er wurde. Auf der Suche nach einem Weg, das humanistische Erbe seines Vaters würdig weiterzuverfolgen, begegnet er der Gesellschaft der Schatten, die ihn zu einem perfekten Kämpfer ausbilden, deren Gnadenlosigkeit und Brutalität ihn allerdings abstoßen. Zurück in seiner Heimatstadt, der Mega-City Gotham, nutzt er die militärischen Hightech-Entwicklungen seiner Firma, um sich als maskierter Kämpfer für das Gute einzusetzen  - Batman ist geboren.

Mit „Batman Begins" legte Nolan vor allem langjährigen Fans der Comics und der älteren Verfilmungen einen echten Brocken vor: neue Ansätze, viele Umdeutungen und ein tiefenpsychologischer Ansatz, der unter anderem die Wahl des Fledermaus-Motivs mit Waynes eigenen Ängsten vor diesen Tieren erklärt. Mit typischer Nolan-Eleganz spielt der Film in der ersten halben Stunde mit den zeitlichen Abläufen, stürzt den Zuschauer direkt in einen Tiefpunkt von Waynes Leben - sein Dahinsiechen in einem asiatischen Gefängnis - und löst mittels diverser Rückblenden die Entwicklung und Vorgeschichte seines Helden auf. Speziell dieser Anfangsteil erfordert ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit. Aber auch die weiteren Ereignisse bleiben fesselnd erzählt, werden von vielschichtigen, teils bizarren Figuren getragen (Cillian Murphy brilliert als psychopathischer Scarecrow) und erwecken mit der Zeit eine von ganz eigener dunkler Ästhetik geprägte Welt zum Leben.

Auch diese Ästhetik trägt deutlich Nolans Handschrift, die er in späteren Blockbustern wie „The Dark Knight" oder „Inception" noch ausbauen sollte: Eine hohe, aber niemals überfordernde Schnittfrequenz, klug eingesetzte Parallelmontagen, die dank des extrem treibenden Soundtracks von Hans Zimmer immense Spannung erzeugen, und düster gehaltene Bilder des Molochs Gotham, der nicht von ungefähr mithin an New York erinnert, fesseln durchgehend und verleihen auch den ruhigen Passagen (von denen es viele gibt) eine intensive Spannung. Aber auch Action-Fans kommen auf ihre Kosten, werden mit wilden Verfolgungsjagden, brutalen Kämpfen und krachenden Explosionen versorgt, die allerdings nie um ihrer selbst willen inszeniert werden, sondern sich stets aus dem Handeln der Figuren ergeben. Das ist wahrhaft intelligent und niveauvoll inszeniertes Genre-Kino.

Zwar gibt es hier noch einige kleine Stolperstellen, die womöglich auf Nolans Unerfahrenheit im großen Mainstream-Kino zurückzuführen sind: So gestaltet sich der Mord an Waynes Eltern ziemlich unglaubwürdig: Diese Superreichen treten aus einer Oper und wandern sofort durch eine versiffte Ghetto-Gasse? Überhaupt ist diese eigentlich emotionale Szene eher klischeehaft und vor allem schlecht gespielt. Auch erinnern einzelne Szenen dann doch arg an das Comichafte der Vorlage, ohne dies freilich zu wollen - etwa der gestelzt wirkende Wutausbruch eines sich allmächtig fühlenden Gangsterbosses im Restaurant.

Aber insgesamt besticht „Batman Begins" durch seine überragende formale Inszenierung, von einem intensiven Soundtrack unterlegte, düstere Bilder und eine spannende Story, die schwierige Fragen nach Moral und Umgang mit Verbrechen stellt und von komplexen Charakteren getragen wird - verkörpert durch eine ganze Riege namhafter Stars: Michael Caine, Morgan Freeman oder Gary Oldman wären da nur einige. Diese tiefenpsychologisch aufgeladene Comic-Verfilmung gehört zu den besten ihrer Art und ist nicht ohne Grund zum modernen Klassiker geworden - bildet sie doch den Startschuss für eine revolutionierte Herangehensweise an dieses Genre. Am Ende also wieder einmal ein großer künstlerischer und finanzieller Wurf Christopher Nolans.

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