Review

Es wurde viel im Vorfeld geredet, und die Kritiken waren eigentlich recht wohlwollend. Die Idee ist ja auch wiederum nicht schlecht: Was uns im Zeitalter von Fortsetzungen und Prequels noch gefehlt hat, ist natürlich der Hintergrund zur Batmanfigur. Die bereits bekannten Filme um den Fledermausmann im Hinterkopf hab ich mich denn auch mit recht gemischten Erwartungen und Gefühlen dem Filmgenuss hingegeben.

Dabei fängt die ganze Geschichte eigentlich ganz vielversprechend, wenn auch etwas verwirrend an: In zahlreichen Rückblicken und Zeitsprüngen werden dem Zuschauer die ersten Informationen zur Adoleszenz des maskierten Helden geliefert. Man bekommt Einblick in die Schlüsselerlebnisse des Kindes Bruce und seines weiteren Werdegangs bis hin zum "heutigen" Tag, da er in einem mysteriösen Haus irgendwo in den Bergen Chinas zum Ninja-Meister ausgebildet wird. Das klingt alles etwas abgedreht, aber immerhin soll dies ja auch ein Comic sein. Manch anderer Film hat da schon mehr Schwierigkeiten gehabt, derartige Szenarien glaubhaft zu vermitteln. Im Prinzip ist diese erste Passage des Filmes recht unterhaltsam und macht Lust auf mehr.

Wieder zurück in Gotham, seiner Heimatstadt, beginnt die Wandlung des Bruce Wayne zum Batman. Wenn sich dabei auch reichlich bei James Bond bedient wurde (Spezialwaffen, geheime Militärfahrzeuge, Spezialkevlar und ein Morgan Freeman als etwas übertrieben weltfremd-offenherziger "Q"-Verschnitt), so treibt die flotte Story und der Ideenreichtum der Ausrüstung sowie deren technischer Hintergrund die Handlung weiter voran. Die ganze Sache ist bis hierhin fast ohne Durchhänger inszeniert und ich war wahrlich positiv überrascht.

Ebenso gelungen fand ich die Figur des Bösewichts, der nun als dubioser Anwalt und Irrenanstaltdirektor Dr. Crane seinen Einstand gibt (Cillian Murphy, bekannt aus 28 Days Later). Er ist zwar nur Handlanger des eigentlichen Bösen, das die Stadt heimsuchen will, bekommt man dieses dann allerdings zu Gesicht, hätte ich doch lieber auf die Überraschung verzichtet. Aber "Aha-Effekte" sind mittlerweile wohl obligat, also sei's drum; der Vorhersehbarkeit folgender Handlungsabläufe tut dies jedoch keinen Abbruch.

Das eigentliche Problem des Filmes beginnt somit auch in der zweiten Hälfte. Alles, was an Spannung und Handlung in der ersten Hälfte halbwegs sorgfältig kreiert wurde, wird nämlich in der zweiten mit vollen Händen in die Kanalisation Gothams geschüttet. Eine banale Geschichte lässt den Film ins Mittelmaß versinken. Batman benimmt sich allzu klischeehaft, sein "Endgegner" bleibt aufgrund fehlender Originalität völlig blass und weiß nicht zu überzeugen, Nebenfiguren haben kaum mehr Platz und die ganze Sache verliert sich in wummernder FSK-12-Action. Auch hier wird wenig Neues geboten: Man fühlt sich eher in einem schlechten verfrühten Spiderman-Remake mit ordentlich Zutaten aus den überdrehten Bondfilmen jüngeren Datums. Das lässt die Lautsprecher zwar ordentlich krachen, bietet visuell aber kaum Fesselndes. Die Sonne einfach auszuschalten macht zudem aus Gotham noch lange nicht den atmosphärisch-düsteren Moloch der ersten Batmanfilme. Tja, und das zuckersüß-schmalzige Ende à la Hollywood versetzt dem Ganzen schließlich den Todesstoß des Durchschnitts. Einziger Lichtblick ist dabei noch die Vorbereitung auf das, was bei Burton folgen wird.
Die Musik bleibt dabei leider auch nur besseres Mittelmaß. Zwar durfte Hans Zimmer mal wieder die Feder schwingen, aber sehr viel scheint er bei sich auch bald nicht mehr wiederverwerten zu können. Melodisch bleibt er schwach, dafür aber zumindest stimmungsadäquat.

Der gesamte Film erstrahlt nur so im Glanz großer Namen, doch obwohl die ganze Geschichte über 2 Stunden andauert, bleibt z.B. weder Gary Oldman (hier schrecklich unterfordert, der Ärmste) noch Liam Neeson eine Chance, etwas besonderes aus ihrer Rolle zu machen; letzterer erliegt dabei zusehends den Zwängen des Drehbuchs. Wenigstens bleibt Michael Caine der ihm gebührende Raum, und auch Katie Holmes darf etwas mehr agieren als es ihr Charakter anfänglich erwarten lässt.

Eigentlich hat "Batman Begins" unterm Strich außer dem zentralen Flattermann und seinem geheimen Stützpunkt nicht viel mit den anderen Filmen (insbesondere den Werken Burtons) gemein. Einzig das Anliegen, die Vorgeschichte und Entwicklung zu Batman darzustellen, scheint gänzlich gelungen. Wenn auch etwas schnell und sprunghaft, so wird der Wandel Waynes vom Feigling zum Helden doch ganz ansprechend verdeutlicht. Leider ging bei all dem Realitätsanspruch und der Konstruktion einer glaubhaften Hintergrundgeschichte der Comiccharakter der Verfilmung in die Hose. Zu viele Erklärungen zerstören Stück für Stück den Mythos Fledermaus. Ob dies in den literarischen Vorlagen so vorkommt, kann ich nicht sagen, aber aus rein cineastischer Sicht war ich hier eher enttäuscht.

Ergo: Ein Film, der auf jeden Fall zum Popcornkino taugt – nicht jedes Prequel muss schlecht sein. Batman Begins hat zweifelsohne seine starken Momente. Gerade die erste Hälfte rettet einiges und versteht es, den Zuschauer zu fesseln und zu begeistern. Nur leider ist Nolans Werk zu wenig Comic, sein Held agiert zu klischeebeladen (geheimnisvolle Stimme, cooles Posieren und zu stark von den Spidermanfilmen beeinflusst) und sein Bösewicht ist keinen Hauch originell. Die Action ist wenigstens recht solide, wenn auch nicht von großen Ideen geführt. Den Anspruch den der Film zu Beginn aufbaut, kann er somit bedauerlicherweise am Ende nicht ganz erfüllen. Ich persönlich finde es besonders schade, dass Dr. Crane nicht mehr sein darf als er tatsächlich ist. Die Entwicklung seines Charakters hätte für weit mehr getaugt. Es bleiben zwei Teile Film, einer stark und einer eher schwach – da kommt einfach insgesamt nicht mehr raus als Durchschnitt. Besser als die letzten beiden Batmanfilme ist dieser dabei allemal, aber an Altmeister Tim Burton kommt er lang nicht ran... (6/10)

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