Nachdem in den letzten Jahren Marvel mit Spiderman, Blade, Daredevil, dem Punisher und den X-Men das Kino in Sachen Comicverfilmung dominierte, meldet sich mit "Batman Begins" der wohl berühmteste DC-Held neben Superman nach acht Jahren wieder zurück. Doch hier haben wir es nicht mit einem gothiclastigen oder quietschebunten Film der Marke Tim Burton oder Joel Schumacher zu tun. Regisseur Christopher Nolan (Insomnia) hat einen ernsten, düsteren und spannenden Neubeginn des schwarzen Rächers inszeniert, mit dem alle vier bisherigen Verfilmungen nicht mithalten können.
Als Junge muss Bruce Wayne mitansehen, wie seine Eltern von einem Straßenräuber getötet werden. Der Gedanke an Rache lässt ihn fortan nicht mehr los. Jahre später: Auf einer Asienreise lernt Bruce (Christian Bale), Erbe eines gigantischen Handelsimperiums den mysteriösen Ducard (Liam Neeson) kennen, der ihn in die Kunst des Kampfes einführt. Zurück in Gotham City, verwandelt Bruce sich nach und nach in Batman. Glück für Gotham, denn ein Verbrecher plant die Vernichtung der Stadt...
Christian Bale (Equilibrium) ist als Bruce Wayne eine Idealbesetzung, da er sowohl den reichen Sunnyboy als auch den von eigenen Dämonen gequälten Einzelkämpfer hervorragend rüberbringen kann. So konzentriert sich der Film außnahmslos auf seinen Charakter und nicht auf den Schurken. Gut ergänzt wird Bales Performance noch durch Schauspiel-Profis wie Michael Caine (Miss Undercover) als Butler Alfred, Morgan Freeman (Johnny Handsome) als Lucius Fox sowie Gary Oldman (Im Vorhof der Hölle) als Lt. Gordon, die allesamt nicht überfordert werden und so eine tolle Darbietung vollbringen können. Während Liam Neeson (Königreich der Himmel) und Ken Watanabe (Last Samurai) ebenfalls gut agieren, hat Katie Holmes (Nicht auflegen!) lediglich den üblichen Part des Love-Interests, den es für den Helden zu retten gilt. Etwas schwächer, jedoch immer noch gehobener Durchschnitt, verkörpern Cillian Murphy (28 Days Later) und Rutger Hauer (Blade Runner) ihre Rollen.
Ein wenig mag der Look von "Batman Begins" an den düsteren Gothic-Stil Tim Burtons erinnern, doch das lokale Gotham ist eher ein düsterer und veregneter Moloch als eine schaurigschöne Betonstadt wie in den ersten vier Fledermaus-Einsätzen. Auch lässt Nolan keinerlei Bumblegum-Elemente zu, die das ernst angehauchte Szenario zerstören würden. Das spiegelt sich dann auch in Batmans Anzug und Ausrüstung wieder. Hier trägt er nämlich keinen Nippelanzug in bester SM-Manier, sondern eine realistische Kevlar-Rüstung. Auch das Batmobil wird nun zu einer Art Jump-Tank und hat nichts mehr mit den schon limousinenähnlichen Karren Batmans gemein. Deshalb weiß Nolan mit seiner realistisch verfremdeten Verfilmung besser zu beeindrucken als es Burton und Schuhmacher getan haben. Um dem Charakter Bruce Waynes mehr Platz einzuräumen, lässt Nolan ihn auch nicht gegen solch prominente Gegner wie den Joker, Mr. Freeze, Twoface oder Catwoman antreten. Stattdessen bekommt man mit Ra's Al-Ghul und Scarecrow zwei eher nicht so bekannte Figuren vorgesetzt, die aber ordentliche und düstere Finsterlinge abgeben. Die Handlung kann einen auch zufriedenstellen, da man hier nicht nach dem einfachen 08/15-"Superheld gibt Schurken eines auf die Glocke"-Schema verfährt, sondern eine Mischung aus Charakterstudie der Heldenfigur und dem altbekannten Kampf Gut gegen Böse ist, die zudem ein paar originelle Ideen besitzt. Die Kämpfe ufern zwar nicht in übertriebenen Brutalitäten aus, können aber durch Choreographie und Optik überzeugen. Wie der Punisher ist auch Batman einer jener Superhelden, denen keine radioaktiven Strahlen aus dem Hintern schießen. Darum geht auch der Flatterman mit realistischen Methoden ans Werk und benutzt Gimmicks, die glücklicherweise nicht allzu unrealistisch daher kommen. Das trägt einen großen Teil der Glaubwürdigkeit bei, und im Finale wird gezeigt, dass man im Gegensatz zu "xXx²: The Next Level" auch Hochgeschwindigkeitszüge realistisch in Szene setzen kann. So wieso verzichtete Nolan bei der Inszenierung größtenteils auf CGI-Einsatz und wickelte sämtliche Sequenzen im Old School-Stil ab, was auch sehr gut vermittelt wird.
Bleibt also nur noch zu hoffen, dass Bimbo Robin noch eine handvoll Filmfortsetzungen auf sich warten lässt, und dass man dem Stil dieses Neuanfangs treu bleibt. Somit kann bei eventuellen Fortsetzungen eigentlich nichts mehr schiefgehen. Ein Hoch auf die neue Genesis Batmans... und Erznemesis Jocker wartet schon!