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<!--StartFragment -->Die wegen seiner ein wenig hinterwäldlerischen Abgeschiedenheit auf mancherlei Weltbürger durchaus beschaulich wirkende Fischerinsel Cheung Chau 10km vor den Toren Hongkongs scheint trotz seiner in die Bescheidenheit verlockenden Dorfgassen nicht gerade ein empfehlenswertes Terrain für einen Abstecher der Touristen zu sein; muss man sich dort doch entweder vor mit der Polizei bekriegenden Triadengangstern in Deckung bringen oder wird man in einem der zahlreichen Ferienanlagen um sein Leben bedroht.

In Chow Jan-wings Untouchable Maniac ist es sogar irgendwie dasselbe in einer umso gefährlichen Mixtur, die dann neben einer theoretisch gut angeordneten Besetzung auch nahezu den einzigen Reiz des Filmes wiederzugeben vermag. Die Sommerfrische wird hierbei gleich mit einer Verbindung aus dem bisher so oft Geschehenem auf das Neueste ausgetrieben, gilt das Arrangement doch als sowohl hofierendes als auch inkriminierendes Sammelsurium aus Actionkrimi und arg abgeschwächtem Category III fern glühender Aufschrift. Die um Unverfänglichkeit, Harmlosigkeit, aber auch Einfältigkeit bemühte Anpeilung Richtung nicht ganz so seligen Zeiten urbaner Schocker landet speziell bei den eher noch späten Vertretern Water Tank Murder Mystery und Portrait of a Serial Rapist in ihren unbarmherzigen Zwangsmaßnahmen, was auch selbstverständlich das Urgestein Danny Lee als ermittelnden Inspector und die parallel dazu ablaufende Perspektive der Täterseite miteinbezieht:

Der Kleinkriminelle Keith [ Mok Cheong-shing ] ist aufgrund übernommener Wettschulden mächtig in der Bredouille, wird von seinem ehemaligen Arbeitgeber Brother Nick [ Michael Lam ], einem Wettbürobesitzer gleichfalls gejagt, wie er den Razzien von Inspector Lee Chi-kin [ Danny Lee ] aus dem Weg gehen muss. Die letzte Chance auf Wiedererlangung des verpflichteten Geldes liegt im Auffinden einer flüchtigen Hostess, weshalb er sich mit der im selben Milieu tätigen May [ Sophie Ngan ] nach Cheung Chau begibt. Als nach einer gemeinsamen Nacht im gebuchten Hotelzimmer ein Streit zwischen den Beiden entbrennt, schreitet plötzlich der dies alles über versteckte Kameras beobachtende Gebäudeeigentümer Moon [ Mark Cheng ] in das Handgemenge ein und bringt May vor den Augen Keiths um. Dieser ist nicht sonderlich davon begeistert, hilft aber bei der schnellen Beseitigung der Leiche, deren Auffinden Tage später die Einheit um Inspector Lee und seine Truppe bestehend aus Cha Cha [ Josephine Lam ], Babbie [ Cheung Tung-lam ] und Bald Jim [ James Ha ] auf den Plan ruft. Weitere Schwierigkeiten tauchen auf, als plötzlich Keiths heimlicher Schwarm Cee [ Bessie Chan ] mit einem ihre Trunkenheit ausnutzen wollenden Mann [ Simon Loui ] in dem zur Peepshow umfunktionierenden Herberge auftaucht.

Die so ein wenig in die Breite gezogene anarchistische Filmwelt erschöpft sich zwar an genau einem Aufhänger, füllt diesen aber mit Grundlagen und Förderung der Motivation ebenso auf wie sie auf Ursachen und Abbau dessen überhaupt keinen Wert legt und auch nicht von der Reaktion auf ein gewisses niederträchtiges Verhalten bestimmt ist. Mittig ist die Kurzbeschreibung der Handlung zu finden, das Resort Massacre in fadenscheiniger Inszenierung – welche weder das Bedürfnis nach Herausforderungen noch den Drang kompetenter Bewältigung aufweist –, darum die weiterführenden Informationen, reich an Hilfsquellen, in zwei separaten Rückblenden und einem Wachtraum als unerwarteten Sachverhalt.

Erweitert wird der Claim im schon angemessenen Setting mit einer zusätzlichen Stimulierung fortschreitender gesetzwidriger Energien; so kennen sich nicht nur Inspector Lee und Keith von dem eher harmlosen Buchmacherunternehmen, sondern auch der Cop und Moon als der eigentliche Nährstoff der Psyche, hat dieser doch mehr aus Versehen während einer Treibjagd durch die Straßen Lees Partner Ching [ Joe Ma ] mit einer Handgranate in den Tod geschickt. Als Retrospektive die Nische von einer mit Action angereicherten Umwelt nutzend, wird diese Begebenheit nebst einer publikumswirksam arrangierten Zu-Fuß-Verfolgungsjagd in Tsim Sha Tsui als einzig größere Einlage inszeniert und mangels Geld sich ansonsten auf mit äußerst übertriebenen Schlageffekten vertonten Prügelszenen verlassen. Auch die Kostproben der das Genre kokettierenden und provozierenden sex and violence Depots als die Schaulust manipulierenden Techniken sind eher abgöttisch zurückhaltend und somit als Feststellung von Diskrepanzen dar gebracht, stellt sich das ganze Geschehen so nun doch als Vielzahl vertrauter Elemente, aber ohne die Vorstellungen, Phantasien und Empfindungen dar. Die Verelendung des gesellschaftlichen Zustandes und die Projektion von Dissozialität wird lediglich postuliert. Nicht als reelles Ausrufezeichen mit den barbarischen Idealen in seiner rohen und unverfälschten Form, sondern als eine leere Hülle mit thematischer, aber nicht sichtbarer und auch nicht anderweitig über immateriell direkter Ausleuchtung [ – psychologisch differenziert oder verstärkt – ] artikulierender Beschreibung.

Fernab komplexerer Theorien über krankhafte Obsession, Fixierung bis hin zum Stalking und Voyeurismus sind vor allem die vorgeführten Evidenzen bei dem Neuzugang des ein wenig unfreiwilligen Triaden als Handlanger viel zu dürftig und die zentrale Spannung zu schwach; gerade im Kontrast zu den schlichtweg ihre schematische Funktion ausübenden Gendarm und Rechtsbrecher [in schauspielerisch soliden Routineleistungen verankert], zwischen deren Brennpunkt er als eigentlich doppelt vermittelnde Ergänzung geraten ist. Doch Keith ist weder richtig Zuarbeiter noch Mitbeteiligter noch wird er durch seinen auch überforderten Darsteller überhaupt als Interessenvertretung von Irgendetwas zum Leben erweckt, [nicht einmal sein Drängen zur Liebe von Cee], es sei denn als sexueller Erfüllungsgehilfe im privaten Karneval des nach einer Verletzung impotenten Moon; wobei in beiden Fällen die Libido das Sprungbrett für Zerstörung ist.

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