Was macht Sam Neill da?
Kommt von einer Geschäftsreise wieder ins geteilte Berlin, wirft in Eifersuchtsanfällen mit Stühlen um sich, liegt verkümmert und zitternd in seinem Bett, sieht in einer Kindergärtnerin seine Noch-Ehefrau als Doppelgängerin und wippt mit weit aufgerissenen Augen, keuchend und schwitzend in einem Schaukelstuhl Richtung Kamera. Und da ist gerade mal eine halbe Filmstunde vergangen. Ich erschrecke, weil mir Sam Neill nur aus einem Dinosaurier-Film von Spielberg in Erinnerung war und ein Leinwandgesicht meiner Kindheit hier dermaßen vom Leder zieht, dass dem Begriff „Overacting“ eine neue Dimension verliehen wird.
Was macht Isabelle Adjani da?
Brüllt zwei Oktaven höher als jede Schauspielerin vor und nach ihr, stolpert ekstatisch durch einen U-Bahntunnel, suhlt sich zuckend in verschütteter Milch, gebiert ein undefinierbares Etwas. Und vögelt mit einem Oktopus. Ich erschrecke, weil ich Frau Adjani als verführerische Femme Fatale in Filmen wie „Ein mörderischer Sommer“ kennen und lieben gelernt habe und sie in „Possession“ Dinge sagt und macht, die ich von dieser wunderschönen Frau nicht hören und sehen will.
Was macht Heinz Bennent da?
Stolziert und tänzelt als New-Age-Zen-Buddhismus-Gaga-Bisexueller mit halboffenem Hemd durch seine Wohnung und endet mit dem Kopf voran in einem Scheißhaus. Danke, Heinz Bennent!
Was hat Andrzej Zulawski da gemacht?
Seine Scheidung in einem Film verarbeitet, den keiner leiden kann, aber garantiert keiner vergessen wird. Einen Film, der aussieht, als hätten Lynch, Cronenberg, Noé und Bergman gleichzeitig einfach mal drauf losgedreht. Ein artifizielles Prätentionsmonster, das trotz alledem ins Bahnhofskino gehört und wochenlang nachwirkt. Einen Film, der da anfängt, wo Aronofskys überambitionierter „Black Swan“ aufhört. Einen Film, der nicht verstanden, eingeordnet oder beurteilt, sondern nur erfahren werden kann. Vor so viel Wahnwitz kann man auch 30 Jahre später nur kapitulieren.