Review

The Buddy Couple goes to Town.
„Vier Fäuste für ein Halleluja“, das Sequel zum erfolgreichen Westernklamauk „Die rechte und die linke Hand des Teufels“, streitet sich mit Werken wie „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ oder „Vier Fäuste gegen Rio“ um den Status des besten Films des altbewährten Filmehepaars Bud Spencer und Terence Hill. Zumindest das Werben um diesen Status ist durchaus gerechtfertigt, bringt der Film doch alles mit, was einen Film noch besser macht als sein schon gelungener Vorgänger.

Regisseur Enzo Barboni verliert nicht viel Zeit – weder bezüglich des Produktionsjahrs noch von der Filmhandlung her. Hatte man die beiden Brüder wider Willen(damals „der müde Joe“ und „der Kleine“ genannt, jetzt auf „Trinity“ und „Bambi“ umgetauft) am Ende des ersten Teils noch aus dem Örtchen reiten sehen, sieht man sie nun getrennt voneinander wieder durch die Wüste stapfen. Ein Doppel-Gag (ein paar Halunken werden gleich zweimal hintereinander von dem getrennten Brüderpaar um ihre Bohnen und Kohlen erleichtert) bestimmt den Auftakt, bevor es zu den Eltern geht, die in einem einsamen Häuschen inmitten der Pampa leben und sich freuen, ihre beiden sehr unterschiedlichen (mehr oder weniger) erwachsenen Söhne wiederzusehen. Zumindest von der Mutter war schon im Erstling die Rede („Er hat gesagt, unsere Mutter wäre eine alte Hure.“ „Na, ist sie doch auch.“ „Nu, so alt ist sie auch wieder nicht.“), nun bekommt man sie mit ihrem Ehegatten erstmals zu Gesicht.
Der Elternbesuch ist eine inszenatorisch mehr oder minder abgeschlossene Episode, die auch in Anbetracht des Vorgängers darauf schließen lässt, dass sich das Folgegeschehen episodenhaft weiterentwickeln wird, was, wie man sehen wird, nur bedingt der Fall ist. Auch hier gibt es schon eine Funktion, die über die Elternepisode hinausgeht. Neben der schon dritten Fressorgie des Films und einem erneuten Wiedersehen mit den Wüstenbanditen (das hätte man auch etwas klüger zwischen Mitte und Ende des Films einfädeln können) geht es darum, die beiden Brüder zusammenzuschweißen. Kein leichtes Unterfangen, wo Bambi Trinity wegen der zurückliegenden Ereignisse nicht ausstehen kann. Aber die Eltern werden's (mit einem miesen Trick) schon richten, und prompt reiten Bambi und Trinity gemeinsam in die nächste Stadt, um ihrer Fähigkeiten im Pferdestehlen und Kartenspielen zu frönen – unter der Bedingung, dass Bambi der Boss ist.

Mit Einkunft in der Stadt geht die Story dann erst richtig los und entfacht ein Intrigennetz sämtlicher Beteiligter, das teilweise den Überblick vermissen lässt. Dagegen war die Story des Vorgängers so simpel wie ein Kinderreim. Der positive Effekt ist zunächst einmal der, dass die Längen, die sich ohne Zweifel auch in diesem Film finden lassen, nicht so ins Gewicht fallen, weil Zuschauer und Regisseur damit beschäftigt sind, den Verstrickungen der Akteure nachzugehen.
Parallel zur Mormonengemeinde aus dem ersten Teil wird das weiche Herz der beiden emphatischen Gringos nun an einer armen Bauernfamilie veranschaulicht, die mit ihrem furzenden Baby und den bockenden Gäulen stets im Schlamassel steckt und für Trinity zudem ein hübsches junges Bauernmädchen bereithält. Es ist ein Heidenspaß zu sehen, wie die Brüder mit Tüchern vor dem Gesicht auf die Karre zureiten, „Hände hoch!“ rufen, die Schießeisen bellen lassen... und den vermeintlichen Opfern fünf Minuten später das kaputte Rad gewechselt und Geld zugesteckt haben.
Im Dorf trifft man wieder auf die Familie; zwischen Trinity und dem Bauernmädchen bahnt sich eine Romanze an (die zu keiner Zeit stört), während die Eltern damit beschäftigt sind, den edelmütigen Gaunern für die Hilfe zu danken.
Um die Frau seines Herzens zu beeindrucken, gibt Trinity vor, ein geheimer Regierungsagent zu sein und mit seinem Boss Bambi auf geheimer Mission zu sein. Das wiederum bekommen ein paar Strolche mit, und schon ist der Regisseur wieder bei seiner geliebten Verwechslungssituation angelangt, die er später noch mehrmals verwendete.

Als Folge winken reichlich würzige Situationen, die sich im Laufe der Recherchen ergeben. Die inzwischen vierte Fressorgie des Films (die haben in diesem Film wohl ordentlich Kohldampf geschoben) ist zugleich eine der besten überhaupt, weil unter Berücksichtigung des steinzeitlichen Familienessens zu Beginn diesmal kulturelle Dimensionen aufeinandertreffen, wenn die Vagabunden mit Frack und Melone herausgeputzt ihre schlechten Manieren in einem piekfeinen Restaurant demonstrieren dürfen.
Weiterhin verprügelt Spencer aus Verständnisschwierigkeiten heraus einen Mönch, als der ihm gerade die Absolution erteilen will, und auch mit dem berüchtigten Kartenspieler-King wird ein Spielchen gewagt. Wenn man so will, sind dies alles also einzelne Episoden, die aber durch die Verstrickungen der Akteure zusammengehalten werden.

Im Finale, auf das man in gefühlter Zeit nicht ganz so lange warten muss wie im Vorgänger, gibt es erneut eine Massenprügelei, diesmal Football-Style. Ein Säckchen voll Geld ist das begehrte Objekt, dem es in einem Klosterambiente nachzujagen geht. In den dunkelblau-weißen Trikots von links nach rechts treten die Mönche unter Leitung der neu ins Team gekommenen Trinity und Bambi an gegen die reudigen Hunde in den dreckigen Lumpen. Insgesamt wird hier mehr Wert gelegt auf großflächige Massenszenen als auf einzeln fokussierte Schlägerpaare. Und dadurch, dass vor allem dem Geldsäckchen nachgejagt wird, bekommt die Prügelei sowieso eine ganz andere Struktur, bei der es zwar weniger akrobatische Einzelaktionen gibt, dafür aber mehr Rumms. So steht diesmal auch Bud Spencer stärker im Vordergrund als Terence Hill. Er darf in Obelix-Manier mit ausgestreckter Hand quer übers Feld laufen und eine Gegenspieler-Traube aufplatzen lassen (wenn sich die Wachowskis bei Neos Kampf gegen die Agent Smiths im Park da mal nicht was abgeguckt haben...).

Was die Grundstimmung anbelangt, kann man nun sagen, dass Spencer und Hill endgültig im Comedy-Sektor eingetroffen sind. Nachdem „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ noch einige ernste Italo-Western-Elemente beinhaltete, ist das Geschehen hier nun überhaupt nicht mehr für voll zu nehmen. Das tut dem Flair des Films spürbar gut.

Fazit: „Vier Fäuste für ein Halleluja“ gliedert sich durch köstliche Situationen, mehr Kurzweil, mehr Struktur, eine bessere Story und vor allem eine endgültige Bekenntnis zur Komödie in die Reihe der Sequels ein, die das Original übertrumpfen können. Das Duo Spencer/Hill bestärkt seine Position durch die treffende Grundidee von zwei Gaunern, die immer wieder durch ihr gutes Herz überrumpelt werden und am Ende nur Gutes tun. Ein schöner Film, der immer wieder zum Ansehen anregt.

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