New York im Sommer 1977. Nicht nur die extreme Hitze macht den Einwohnern der Millionenstadt zu schaffen, sondern auch ein Massenmörder namens „Son of Sam“, der scheinbar wahllos durch die Straßen der Bronx zieht und Leute erschießt. Seine Taten werden zum Gesprächsstoff Nr. 1 unter den jungen Italienern des Viertels. Joey und seine Freunde lamentieren so lange über den Fall, daß sie sich schließlich zu einer Art Bürgerwehr zusammenschließen, die im Auftrag der Mafia die Bevölkerung überwacht. Ihr Hauptverdächtiger ist Ritchie, ein Ex-Kumpel von ihnen, der sich in ihren Augen durch sein Hinwenden zur Punk-Subkultur als vermeintlicher Bürgerschreck und potentieller Perversling „geoutet“ hat...
Wer von „Sommer of Sam“ erwartet, ein möglichst authentisches True-Crime-Movie vor sich zu haben, das sich mit den Taten des David Berkowitz beschäftigt, dem sei schon an dieser Stelle empfohlen, die Finger davon zu lassen. Wer aber wiederum einen superb inszenierten, mit glänzenden schauspielerischen Leistungen unterlegten Spike-Lee-Film erhofft, der sich wie sonst auch als wohlfeiles Gesellschaftsporträt entpuppt, der sei herzlich eingeladen, „Sommer of Sam“ in vollen Zügen zu genießen. Nie hatte ich das Vergnügen, ein besseres „Zeitzeugnis“ zu erleben, die jene selbsterlebten Tage beschreiben, an denen musikalisch betrachtet die Bee Gees auf die Sex Pistols trafen, schlaghosenbewehrte Disco-Freaks und stacheliglige Punks sich gegenüber standen und man selbst gesellschaftlich betrachtet hin und her gerissen war (Übrigens, die Karte zum abgesagten Berlin-Konzert der Sex Pistols habe ich immer noch!). Spike Lee drängt in seinem Film folgerichtig das Serienkiller-Sujet in den Hintergrund, verliert es aber nie aus den Augen und läßt es immer wieder mal gewaltsam eruptieren. Fazit: „Sommer of Sam“ ist genretechnisch betrachtet wirklich nur ** wert, dafür aber auf filmischer Ebene mitreißend und höchst interessant, zumal erzähltechnisch betrachtet das Ganze in ein Flickenteppich-ähnliches Sittengemälde mündet. Auf Video letterboxed (1,78:1), auf DVD 16:9. Mit John Leguizamo, Adrien Brody, Mira Sorvino, Anthony LaPaglia u.a.
© Selbstverlag Frank Trebbin