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David Mann ist mit seinem roten PKW zu einem Geschäftstermin unterwegs. Um keine Zeit zu verlieren, überholt er einen gigantischen Lastzug. Dessen Fahrer sieht das Überholmanöver als Provokation und setzt seinem “Widersacher” fortan unerbittlich nach. Mann muß entsetzt feststellen, daß er sich auf ein unfreiwilliges Spiel auf Leben und Tod eingelassen hat. Was er auch tut - er kann seinem übermächtigen Gegner einfach nicht entkommen. Wem er sich auch anzuvertrauen versucht - niemand glaubt ihm. Was also tun?
Steven Spielbergs erster, ursprünglich fürs Fernsehen konzipierter Film entwickelte sich in der USA zu einem solchen Erfolg, daß er in einer rund 15 Minuten längeren Fassung in die Kinos kam und sich auch in Europa zum Kassenknüller entwickelte.
In der Tat zeigt Spielberg bereits 1971 sein großes Regietalent. “Duell” ist ein packender, erbarmungsloser Actionreißer allerhöchster Güte - und in allen Belangen ein absolutes Meisterwerk.
Natürlich ist die Handlung an sich so simpel, daß sie schon ein Schüler verfassen könnte - aber der junge Regisseur benutzte alle nur erdenklichen Mittel, um die Zuschauer von Anfang bis Ende an die Stühle zu fesseln. Schnelle Schnitte und rasende Spannungsmusik (die erst nach etwa 25 Minuten einsetzt) verleihen dem Film ein unvergleichliches durchgehendes Tempo, das kaum gedrosselt wird. Die Kameraführung ist teilweise auch stark wacklig, so daß man einfach in die unglaublichen Geschehnisse hineingezogen wird und sich ihnen nicht entziehen kann.
Der an sich nicht sonderlich sympathische Hauptdarsteller (im Film steckt er offensichtlich in einer größeren Ehekrise) - verkörpert von Dennis Weaver, vorwiegend im Westerngenre tätig - ist schnell die Identifikationsfigur des Films - auch deshalb, weil sich wohl jeder in seine beklemmende Situation hineindenken kann. Die Bilder liegen sehr nah an der Realität. Fast jeder bekommt wohl ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, wenn ein solch bedrohlich großer LKW direkt hinter seinem eigenen Wagen fährt. Jeder kennt die Aggressionen, die der Verkehr aufbauen kann - und jeder kennt einsame Landstraßen, auf denen kaum eine Menschenseele zu sehen ist. Der Fahrer des Lastzugs nutzt seine Verkehrshoheit zu einer Verfolgungsjagd. Daß man ihn auch bis zum Schluß nicht ein einziges Mal zu sehen bekommt, macht “Duell” noch bedrohlicher.
Man sieht die Ereignisse aus der Sicht der Hauptperson David Mann, die Kamera bleibt die 85 Minuten über weitgehend bei ihm (große Ausnahme: das Telefongespräch, bei dem - wie ich finde - unnötigerweise seine Frau gezeigt wird).
Beeindruckend sind neben den bereits genannten Aspekten Kamera und Musik der virtuose Spannungsaufbau. Immer wieder gelingt Spielberg es, die Spannungskurve noch weiter ansteigen zu lassen - selbst in Situationen, in denen man sich kaum ein höheres Maß an Spannung vorstellen kann. Wenn der Tankwagen dem bedauernswerten Mann ohnehin schon ganz nah im Nacken sitzt, geht kurzerhand der Kühlerschlauch kaputt, und je weiter die Handlung voranschreitet, desto größer werden Manns Probleme mit seinem eigenen Wagen, bis er zum Schluß mit ihm nur noch einen Berg herunterrollen kann, weil er den Motor nicht mehr starten kann. Spielberg versteht es also nicht nur, den Nervenkitzel konstant auf einer Höhe zu halten, sondern zusätzlich zu steigern.
Sehr intensiv und präzise wird in “Duell” auf die Entwicklung des Charakters der Hauptperson eingegangen, was unbedingt noch zusätzlich positiv zu bewerten ist. Aus dem ahnungslosen Handlungsreisenden wird zunächst eine verzweifelte Person, die kopflos durch die Gegend fährt und es nicht schafft, seinen Verfolger abzuschütteln. Doch mit zunehmender Filmdauer entwickelt er sich zu einem widerstandsfähigen Opfer, das weiß, daß es nichts mehr zu verlieren hat und die womöglich tödliche Herausforderung annimmt. Schließlich kulminiert das packende Duell in einem Showdown par excellence, in dem David Mann den Kampf zu verlieren scheint.
Der rein auf Action und Spannung ausgelegte Film erreicht seine starke Glaubwürdigkeit ebenso durch Dennis Weaver, der die Rolle des verzweifelten Handlungsreisenden perfekt auszufüllen vermag und nicht mehr wegzudenken ist.
“Duell” gehört zu den musterhaften Beispielen des Actiongenres und dient noch heute vielen ambitionierten Regisseuren als Vorbild.

Fazit: Der erste und vielleicht beste Spielberg-Film neben “Der weiße Hai”. “Duell” weist keinerlei Schwächen auf - trotz der lediglich 16 Tagen Drehzeit -, ist in jeder Hinsicht meisterhaft inszeniert und wohl - auch rund 30 Jahre nach der Entstehung - noch immer einer der spannendsten Genrevertreter aller Zeiten. Ich habe bisher wohl kaum bei irgendeinem anderen Film stärkeren Nervenkitzel verspürt!

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