Review

Im Western bin ich alles andere als zu Hause. Ich kenne nur wenige der wichtigsten Werke. Lediglich die Spencer/Hill-Western sind mir seit meiner Kindheit ein Begriff, weshalb ich diese auch immer als zentrale Vertreter des Genres gesehen habe.

Dass es sich bei „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ und dem Nachfolger „Vier Fäuste für ein Halleluja“ jedoch, je nach Sichtweise, eher um Parodien oder Hommagen an die wahrhaftigen Italo-Western handelt, ist auch ohne Vorkenntnis im Genre zu erahnen, wenn nicht sogar deutlich spürbar. Was mit „Spiel mir das Lied vom Tod“ sein bitteres Ende nahm, erlebt gerade durch die Interpretation von Bud Spencer und Terence Hill eine humoristische Wiederauferstehung. Wird dies gerade im Nachfolger ganz offensichtlich, ist der Grundtenor in „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ noch etwas unentschlossen. Die lustige Nachbetrachtung des Genres inklusive Neuinterpretation aus distanzierter Perspektive ist das erklärte Ziel des Films; die Umsetzung ist im Vergleich zu späteren Werken des Duos allerdings noch etwas ernst.

Für jemanden, der sich sonst im Westerngenre nicht so sehr auskennt, der aber die Spencer/Hill-Filme mag, offenbaren sich jedoch vielmehr die Ursprünge, die alle späteren gemeinsamen und alleinigen Werke prägen sollten. In vielerlei Hinsicht zeigen sich Elemente, die immer und immer wieder aufgegriffen und alterniert wurden.

Terence Hill wird als „der müde Joe“ etwa von Beginn an so vorgestellt, wie man ihn auch aus allen weiteren Filmen in Erinnerung behalten sollte. Die erste Einstellung zeigt ihn schlafend auf einem selbstgebastelten Bett-Vehikel, das er an sein Pferd gebunden hat, welches ihn durch die Wüste zieht. Das sagt uns schon sehr viel. Hill mimt einen gewitzten Faulpelz, der durchaus Grips hat – immerhin ist er auf die Idee mit dem provisorischen Bett gekommen – jedoch lieber andere arbeiten lässt – hier sein Pferd – sofern das möglich ist. Später wird Bud Spencer die Position des Pferdes einnehmen. Es demonstriert zudem die Gelassenheit und die schlafende Kraft, die darauf wartet, im richtigen Moment losgelassen zu werden. Letztendlich ist es das Bild eines heimlichen Gewinners, den nichts aus der Ruhe bringen kann und der mit einem guten Herzen die Bösen bestraft und den Aufrichtigen hilft.
Und nie sollte es anders sein: man wähle per Zufallsverfahren einen beliebigen Film und suche nach eben diesen charakteristischen Kriterien. Man wird sie finden.

Was ebenfalls immer Spaß gemacht hat, waren die Fressorgien, von denen wir auch kurz darauf Zeuge werden. Eine ganze Pfanne Bohnen, ein Viertel von einem großen Laib Brot sowie eine Flasche Wein werden in Rekordzeit in den Magen befördert. Die Demonstration schlechter Manieren ist hier der Sinn; für den Spencer/Hill-Fan ergibt sich eine ähnliche Zusehens-Freude wie bei den Kloppereien. Denn auch hier gilt es, das Essen möglichst originell zu verputzen. Zwar hält sich die Originalität hier noch in Grenzen (in diesem Film sind die Mampf-Szenen schließlich auch noch kein Selbstzweck), doch eine erste Geschmacksprobe erhält der Zuschauer bereits.

Wenn Hill schließlich auf sein Gegenüber Spencer trifft, wird eines der erfolgreichsten und besten Buddy-Couples vereint. Auch hier wandte man sich nie sonderlich von dem Erfolgsrezept ab. Die angesprochenen Charaktermerkmale von Hill werden durch den brummigen Spencer komplementiert. Spencer ist, was Hill nicht ist, und Spencer ist nicht, was Hill ist. Das ist altbewährt und greift unter den richtigen Voraussetzungen meistens, aber selten stimmte die Chemie so sehr wie zwischen den beiden Italienern. Das wird nicht zuletzt durch den deutschen Filmtitel deutlich – man könnte ihn auch mit „Die eine und die andere Seite der Münze“ paraphrasieren – sowie durch die ironischen Namen „der müde Joe“ für den flinken Hill und „der Kleine“ für den großen Spencer. Nicht nur optisch, sondern auch vom Verhalten her geben die beiden Hauptdarsteller eine absolut interessante und abwechslungsreiche Mischung, die zu einem gewissen Grad einfach fasziniert.

Weiterhin wird das Prinzip des weichen Kerns unter der harten Schale eingeführt, was vor allem auf Spencer gemünzt ist. Hier ist es in die Story eingebaut, und zwar dadurch, dass Spencer eigentlich einen Pferdedieb spielt, der aber aus Versehen einen Sheriff erschossen hat und deswegen den Job übernommen hat. Zudem wird später eine Familie von Mormonen, die im Begriff ist, sich eine Heimat zu errichten, vor den typischen Schergen – Bosse und Handlanger - beschützt. Am Ende werden auch wieder die Unterschiede zwischen Spencer und Hill deutlich, als es darum geht, der glaubensfesten Gemeinde etwas Gutes zu tun und dafür selbst auf Vorteile zu verzichten.

Um auf die Schergen zurückzukommen: auch die wurden im Laufe der Filmreihe zu Typen, oft sogar von den gleichen Schauspielern gespielt, von denen einige auch hier schon zum Einsatz kamen. Wichtig ist es, hier eine Bösewichter-Hierarchie zu erkennen, so dass es in den Prügelszenen auch zu einer Art simpler Dramaturgie kommt, indem zuerst die Handlanger niedergemäht werden, und als Zuckerli am Ende der Big Boss. In „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ stechen nur wenige einzelne Charaktere aus der Reihe der Kontrahenten heraus, vor allem der Anführer der mexikanischen Raufbolde. Ansonsten bleiben sie noch etwas gesichtslos. Da wäre sicherlich noch mehr drin gewesen.

Auch die Prügeleien halten sich sehr in Maßen. Was aber da ist, hat Hand und Fuß. In Hinsicht auf den Aspekt des Films, der die Weiterentwicklung des Genres verfolgt, ist es interessant zu sehen, dass die Waffengewalt langsam, aber sicher durch die Gewalt der baren Fäuste verdrängt wird. Hat der müde Joe zu Beginn noch mehrmals die Gelegenheit, seine Schießkünste zu präsentieren, wobei er auch mal dem ein oder anderen Cowboy die Familienjuwelen wegschießt, gibt es irgendwann nur noch ein paar Aus-dem-Halfter-zieh-Kunststücke (in Fast Motion), bevor die Waffen schließlich ganz abgelegt werden. Erst sammelt der brave Gehilfe vom „Kleinen“ alle Waffen ein, schließt dann von außen die Tür zum Lokal ab und lässt innen sieben gegen zwei mit den bloßen Fäusten aufeinander losgehen. Die Schlägerei ist kurz, knackig und eindeutig: die sieben Gegner sind im Nu erledigt, wobei Hill nicht einmal wirklich eingreifen muss. Für das Auge ist das noch nicht das Spektakel schlechthin, aber die Aussage ist hier das Entscheidende: wir können zwar auch mit Knarren umgehen, aber die brauchen wir nicht, um euch plattzumachen. Vielleicht ist diese kurze Prügelei im Saloon der entscheidende Wendepunkt weg von der Waffengewalt, hin zur Faustarbeit.
Besiegelt wird dieses neue Gelöbnis sogar durch die Kraft Gottes (die übrigens auch oft ein Bestandteil der Spencer/Hill-Filme ist), nämlich am Tisch der gläubigen Gemeinde, an dem die Waffen abgelegt werden müssen.
Aus Sicht der Prügel-Fetischisten gilt es, Ruhe zu bewahren. Die Ernte ist sicherlich reichlich: das Finale protzt mit einer einfallsreichen Massenschlägerei. Bis dahin gilt es aber, durchzuhalten. Mit der Einführung der Gemeinde wird das Geschehen nämlich teils etwas dröge, und es ist nicht zu leugnen, dass die ein oder andere Szene durchaus hätte herausgeschnitten werden können und das Warten auf die stets in der Luft liegende Schlägerei verkürzt worden wäre. Andere Szenen wiederum bereiten so geschickt auf das Finale vor, dass man dieses um so mehr genießen kann. Da ist vor allem die Vorbereitungsszene zu nennen, in der die Gewaltabstinenzler von Hill, Spencer und dessen drei Compadres (die von ihrem Auftreten her etwas an die alten Freunde von El Mariachi in „Desperado“ erinnern) in Sachen Faustkampf und miese Tricks instruiert werden. Denn auf diese Szenen wird in der eigentlichen Schlägerei immer wieder Bezug genommen, indem die erklärten Schlagkombos wieder aufgegriffen werden – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Insgesamt ist zu sagen, dass weitläufigere Massenszenen hier eher selten zum Einsatz kommen; meistens werden zwei oder drei Charaktere aus dem Gesamtbild geschnitten und ihre Aktionen vom Rest der Schlägerei separiert beobachtet. Das bietet Platz für Originalität, die vor allem der gelenkige Hill wieder ausleben darf.

Das strukturelle Gesamtbild setzt sich nun so zusammen, dass es eine extrem unterhaltsame erste Dreiviertelstunde gibt, in der die Buddies zueinanderfinden und sich mit der Situation vertraut machen; ebenso unterhaltsam wird der Film mit einer deftigen Massenschlägerei und der ein oder anderen inhaltlichen Pointe (die plötzliche Umentscheidung des müden Joe) beendet. Dazwischen liegt mit der Einführung der Glaubensgemeinde ein etwas trockenes Feld, das viele unnötige Sequenzen bereithält. Außerdem unterscheidet es sich mit all den weiten, grünen und insgesamt sehr eintönigen Feldern des Weidentals auch optisch von der viel interessanter erscheinenden dreckigen, staubigen Stadt.
Das Hauptdarsteller-Duo hilft jedoch mit glänzender Spiellaune über jegliche Längen hinweg und bietet eine summa summarum sehr unterhaltsame Westernkomödie, die zu gefallen weiß. Wie heute jemand den Film sehen würde, der sich noch nie bewusst mit Spencer und Hill beschäftigt hat, kann ich nicht beurteilen. Es ist sicherlich auch der nostalgische Reiz, der immer wieder zum Ansehen animiert. Für neutral eingestellte Zuschauer bleibt letztendlich immer noch der Hinweis erstens auf die Neuinterpretation des Westerngenres, für die „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ einer der Pioniere war, und zweitens auf die Tatsache, dass der Film gleichzeitig als Archetyp für alle späteren Filme des Duos funktioniert, indem erstmals die typischen Handlungselemente auftauchten. Sicherlich nicht die schlechteste Wahl, um in die Spencer/Hill-Reihe einzusteigen.

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