Regisseur Lewis Milestone hat sich sehr oft mit dem Thema Krieg beschäftigt; nicht nur im Film, sondern im Leben seiber. Geboren in der Ukraine und studiert in Belgien, trat er nach einer Übersiedlung in die Vereinigten Staaten noch vor dem Ersten Weltkrieg in die US-Armee ein, wo er beide Ebenen in der Herstellung von Lehrfilmen miteinander verknüpfte. Zuerst als Kameramann, dann als Regieassistent und schliesslich die gesamte Verantwortung als Autor und Regisseur tragend schuf er 1930 die Umsetzung von Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues, der zusammen mit Westfront 1918 - Vier von der Infanterie im selben Jahr eindringlich das grausame Niemandsland des unerbittlichen Stellungskrieges porträtierte.
Die militärische Operation selber trat gegenüber der inneren Erzählung vom Denken und Handeln der Soldaten zurück, die trotz anfänglichen patriotischen Pathos angesichts des realistischen Szenarios schnell die Sinnleere dieser Aussagen einsehen. Menschen als Opfer des Geschehens. Der Naturgewalt des Krieges im Schützengraben hilflos ausgesetzt.
Milestone führt dieses Thema als einen materiellen Kern seines Schaffens weiter fort; in Landung in Salerno [ 1945 ], Die Hölle von Okinawa [ 1950 ]und letztlich Mit Blut geschrieben kennzeichnet er jeweils grundverschiedene und doch so gleiche Schauplätze kriegerischer Auseinandersetzung in Form eines Tatsachenberichtes. In Aufstand in Trollness [ 1943 ] geht er auf die psychologische Kriegsführung ein; wobei neben aller vermeintlich engagierter Objektivität und Detailfreudigkeit auch immer das Aufzeigen von Mut sowie Kameradschaft und Freundschaft hervordringt. Gerade hierbei tauchen auch Unsicherheiten im richtigen Umgang auf; wobei es ganz interessant zu wissen wäre, ob er deswegen spätere Projekte wie Patrouillenboot PT 109 [ 1963 ] und Spione unter sich [ 1965 ] abgeben musste.
Pork Chop Hill befindet sich in Korea. 70 Meilen entfernt von Panmunjeom, der Joint Security Area, in der von 1951 - 1953 über Waffenstillstand und das Ende des Vergessenen Krieges verhandelt wurde. Die entmilitarisierte Zone sieht man nur während des Vorspanns und einmal kurz vor Sürmung; der Dialog zwischen den Führungsmächten bleibt stumm und wird durch Credits und Musik überblendet. Die Gespräche am Runden Tisch haben auch keinen Belang für die Handlung, weil sich während der Zeit nichts Einschneidendes ergibt. Zwar steht in den Zeitungen bereits etwas von Kriegsende und die Soldaten unter Lt. Joe Clemons [ Gregory Peck ] warten jede Sekunde darauf und machen bereits Pläne für die Rückkehr; müssen diese aber noch einmal aufschieben. Die Situation ist festgefahren.
Clemons soll den Hügel nehmen.
Der Plot ist klassisch und gehört mit seiner einfachen lineraren Struktur zu den Grundfesten von Kriegs- und Antikriegsfilmen. In jüngerer Zeit behandelte Gallipoli, Hamburger Hill und Der schmale Grat die fehlende Bedeutung der Erstürmung einer unwichtigen Linie; davor manifestierte sich dieser Un-Sinn in Klassikern wie Wege zum Ruhm [ 1957 ]. Die erheblichen Verluste stehen in keiner Relation zu dem Gewinn, so dass die Fragwürdigkeit des Unternehmens stellvertretend für die gesamten Operation angeklagt wird.
Der Hügel ist militärisch unwichtig, aber er stellt eine entscheidene Karte im Pokerspiel der Verhandlungen dar. Wer mehr Karten hat, kann mehr Forderungen in der Diplomatie stellen.
Damit erklärt Clemons die Frage seiner Soldaten; selber glauben tut er daran nicht. Jedenfalls nicht mehr lange, nachdem ihm mitten im Feindgebiet Verpflegung und Unterstützung verweigert und nur ein Presseoffizier zum Fotomachen zugesandt wird.
Der spätere Grund für den Wert des Hügels klingt einleuchtender und zum Glück für die eigene Moral auch viel symbolkräftiger: Er hat ihn erst durch den Tod vieler Soldaten bekommen. Dank ihnen leben heute Millionen in Freiheit. Sagt zumindest das Schlusswort.
Milestone rekonstruiert anhand der Schilderungen von Brig. Gen. Samuel Lyman Atwood Marshall - "Soldaten im Feuer", "Der Überfall am Chongchon", "Um Aussenposten und Patrouillen" - vor allem den mühsamen Aufstieg, den die 3. Kompanie unter Clemons Leitung zu bewältigen hat. Besonders die Landschaft selber spielt auch eine gewichtige Rolle in der Inszenierung; die Kamera begleitet den von vornherein geschrumpften Trupp vom ersten Schritt in den Nebel hinein auf ihrem Weg ins Nichts und lässt dabei auch keinen Blick ausserhalb der Sichtweite zu. Man weiss die genaue Richtung nicht, ausser eben nur, dass es nach oben geht. Man weiss nicht, wo der Feind steckt. Findet die eigene Flanke kaum. Der sich legende Staub detonierender Einschläge um sie herum verwischt das Blickfeld bis auf wenige Meter, so dass man nur die Überreste vergangener Kämpfe sehen kann. Zerbombte Wagen liegen im Bach, Holzplanken wurden zerrissen und haben sich in den durchlöcherten Erdboden gebohrt, Sandsäcke und Geröll füllen die abgestorbene Natur aus. Sehr bald sollen noch die Leichen Gefallener dazu kommen.
Die anfängliche "Polizeiaktion" der Amerikaner fordert mehr Tote als ihr eigener Unabhängigkeitskrieg. Soweit zur "Angelegenheit von zweitrangiger Bedeutung."
Dabei gibt Milestone zwei verschiedene Kommentare ab; genauso wie er auch zwei unterschiedliche Film dreht.
Zum einen das unbarmherzige, rücksichtslose und auch stark taktiklose Vorwärtsdrängen der Angreifer, die vom weitgehend unsichtbaren und gesichtslosen Gegner aufgerieben werden und letztlich genau da landen, wo der Film angefangen hat: Am "Korea Hilton Hotel", dem Unterstand der eigenen Männer.
Ständiger Beschuss, sirrende Artillerie, einschlagende Explosionen, die zu einem einzigen gewaltigen Lärm verschmelzen. In der Stille ist es fast noch schlimmer. Am Ende läuft die Zeit ab; die 45min Ausharren bis zum alles vernichtenden Angriff wirft die Männer ins nutzlose Warten zurück, in der die Gedanken erst recht verrückt spielen. Weil man nur jetzt dafür Zeit hat. Das nächtliche Leuchtfeuer knallt einen gespenstischen Verfremdungseffekt auf den Ort, der mittlerweile gar nicht mehr real, sondern wie ein Mondkrater aussieht.
Und er dreht auch einen Kinofilm. Vom Technischen glorreiche Kamerafahren in einer weit auseinandergefächerten Formation, langsame, umfangreiche Schwenks, beweglich mitten ins Geschehen versetzt. Infernalische Massaker mit Handgranaten, Maschinengewehren, Flammenwerfern. Mit einem Recken, der sich in einer Gemeinschaft gegen alle Widerstände stellen muss und das Vorhaben bis zum Ende hin durchdrückt, obwohl ein Erreichen lange Zeit aussichtslos erscheint. Heroismus wird nicht betont, aber anskizziert und dies auch zu Beginn unfreiwillig lustig. So ist der Film auch einer, der seinen Star Peck trotz Fehlbesetzung als protagonistisch ernstes Individuum in der Mitte unbedingt benötigt, um eine Sympathie oder erst Identifikation mit den teils absurden Ereignissen zu erreichen. Alle anderen gehen im Getümmel der militärischen Ordnung so gut wie unter. Von weiteren Darstellern wie Martin Landau, Rip Torn, George Peppard, Harry Guardino, Harry Dean Stanton und Robert Blake sieht man wenig, wenn man sie denn überhaupt auffallend erkennt. Hevortun tut sich ausgerechnet Woody Strode als Pvt. Franklin, der nicht nur fast der Einzige Afroamerikaner in der Einheit ist, sondern auch der, der sich mehrmals in die Fahnenflucht begeben möchte. Und einem anderen Schwarzen der Aufsicht unterstellt wird, der ihn nunmehr stetig antreiben und auffordern muss. Die Kehrseite ist beim Japaner in der Einheit: Lt. Suki Ohashi [ George Shibata ] ist nicht nur die rechte Hand von Clemons, sondern auch Mustersoldat nach dem Lehrbuch. Der Erste am Einsatzort, vollständig akzeptiert und auch respektiert. Elitär. Sein "Willkommen im Club" durfte er längst abholen. Franklin will gar nicht da rein, sein bitteres "schöner Club" sagt alles. Genauso schwer tut sich auch das Finden der Rechtfertigung für das Unternehmen, aber offensichtlich versucht man es dennoch. Gesellschaftlicher und politischer Zwang ? Druck von oben ? Einspruch von Peck, der auch irgendwie in keiner Einstellung das Gewehr gegen den Feind richtet ? Eigene Unentschlossenheit ?
Milestone hält sich die Hintertür einer mehrdeutigen Interpretation offen. Der Film dankt gleich zum Anfang der grateful cooperation der United States Army. Der Untertitel der Vorlage lautet: "The American Fighting Man in Action". Die Auswirkungen des McCarthyismus dürfen ebenfalls nicht unterschätzt werden; der Senatsausschuß für "unamerikanische Umtriebe" schuf eine antikommunistische Hexenjagd in den USA. Der einzige Einblick in die Friedensverhandlungen schliesst mit den Worten, dass man es nicht nur mit Asiaten, sondern eben mit Kommunisten zu tun hat.
Anders als Kubrick oder Anthony Mann in Tag ohne Ende [ 1957 ] geht Milestone nicht das Wagnis einer offenen Erklärung ein, sondern legt nur den Rotchinesen selber eindeutige Worte in den Mund. Diese haben das Schlachtfeld mit Lautsprechern und Verstärkern überzogen, und versuchen die Amerikaner ganz von allein zur Aufgabe zu bringen oder zumindest nachteilig abzuschrecken. Dass beide Seiten Frieden und sich nicht weiter um einen Breitengrad abschlachten wollen. Sie gratulieren sogar nach einem gewonnenen Grabenkampf, um anschliessend sarkastisch "Je mehr Boden ihr gewinnt, desto mehr Boden müsst ihr verteidigen" hinzuzufügen. Recht haben sie.
Der Ton der Durchsagen ist dementsprechend spöttisch, belustigend, auch mal verachtend gehalten. Die gebotene chinesiche Freundlichkeit klingt falsch, also müssen auch die salbungsvollen Worte nur ein Trick sein. So schallt beim Eintritt in den tödlichen Nebel ein berunruhigendes "Guten Abend. 3te Kompanie, nicht wahr ? Freut uns, eure Bekanntschaft zu machen, 3te Kompanie" entgegen und man sieht hinter dem Mikrofon einen akkurat gescheitelten jungen Mann mit diebischen Grinsen.
Milestone geht auf Nummer Sicher und verweist damit auf Wahrheit und demotivierende Feindespropaganda gleichermassen. Möchte gerne beides sein; eine Untersuchung menschlichen Verhaltens anhand einer Extremsituation und die Bedürfniserfüllung eines Mythos, mit schlechtem Schauspiel. Beides wird mit dem Leben der Soldaten gekauft und bezahlt. Mit Blut geschrieben. Wobei es dem Zuschauer überlassen wird, sich seine eigene Meinung bezüglich Kritik oder Befürwortung zu bilden und die Kardinalsfrage zu beantworten.