Auf der einen Toilette sitzt Rico, nebenan sein Kumpel Botcha. Beide erzählen sich Geschichten über den brutalen und stinkreichen Unternehmer Oscar Cabor. Und wo ist der im Moment? Er liegt in der dritten Toilette des Raumes und ist bis auf die Unterwäsche ausgezogen. Gleichzeitig wird eben dieser Cabor aber in der Tiefgarage von einem Typen namens Nico niedergeschlagen. Dessen Kumpel hat nämlich einen Vater, der von eben diesem Herren böse gelinkt und über zwanzig Jahre hin ausgenutzt und erniedrigt wurde - und sein Sohn will hierfür Rache. Was fällt uns dabei auf? Wie kann denn das „Opfer" der Begierde an beiden Stellen gleichzeitig sein? Geht nicht, gibt's nicht? In diesem Falle schon, denn da Nico dem Kerl ganz schnell einen Sack über den Kopf zieht, fällt niemandem auf, dass hier eine Verwechslung vorliegt.
Das ist der Auftakt zu einer turbulenten Komödie, die allerdings schon eine härtere Gangart einlegt. Die FSK18-Freigabe geht schon in Ordnung, da man hier wirklich nicht zimperlich miteinander umgeht.
Dem Drehbuch würde ich eine Auszeichnung verleihen, denn die ständigen Wendungen sind sehr witzig und kommen meistens total überraschend. Am Ende laufen die beiden Handlungsstränge natürlich zusammen. Das ist zwar nichts umwerfend Neues, aber man hat hier noch einige andere Schmankerl eingebaut.
Zum Beispiel wird jeder wichtige Charakter, der im Film auftaucht, kurz vorgestellt, oder vorangegangene entscheidende Ereignisse in kurzen Rückblenden erzählt. So ist der Zuschauer immer auf dem aktuellen Stand der Dinge. Der besondere Kniff hierbei ist aber eben, dass die Geschichte nicht in der normalen Reihenfolge erzählt wird, was auch deutlich langweiliger gewesen wäre. Allerdings löst sich für den Zuschauer alles immer innerhalb von maximal fünf Minuten auf, nicht etwa wie typische Christopher Nolan Filme („Memento", „Following"), die sich ja immer erst gegen Schluss entwirren.
Schauspielerisch werden hier zwar keine absoluten Höchstleistungen geboten, welche jedoch auch nicht unbedingt notwendig sind, da das Drehbuch einfach so gut ist, dass es gar keine überragenden Darstellerleistungen benötigt.
Das Erstlingswerk von Regisseur Lozano verzichtet glücklicherweise auf aktuelle Stilmittel wie hektische Schnitte á la „Crank", die mir persönlich langsam böse auf den Zeiger gehen und hier durchaus gepasst hätten. Er hält die Regie dagegen eher konventionell und das ist auch gut so.
Fazit: Jetzt muss man nach den Spaniern auch noch ein Auge auf die Mexikaner werfen, denn nach „Rabbit On The Moon" und „Nicotina" ist dies schon der dritte gelungene Beitrag, der mir aus dem Land der Tacos unter die Augen kommt. Insbesondere wem letztgenannter Film zusagte, wird auch „Matando Cabos" gefallen. Fans des Spaniers Alex de la Iglesia sollten sich den Streifen ebenfalls mal zu Gemüte führen, da der in „Allein unter Nachbarn" oder „Ein ferpektes Verbrechen" in etwa den gleichen Humor versprüht
Ein kleiner Tipp noch: Bitte nicht die Zusammenfassung durchlesen, die auf der Rückseite des schicken Steelbooks geschrieben steht, denn dort wird der Film etwas verfälscht, und man könnte meinen, es handele sich hierbei eher um einen Actionfilm denn um eine Komödie.