Inspektor Bulov muss sich mit einer Mordserie im Hamburger Drogenmilieu herumschlagen. Zeugen werden kalt gemacht bevor sie singen können, und zu allem Überfluss scheint seine jüngere Freundin Lisa Spaß an Seitensprüngen zu haben. Da sie eine attraktive Ex-Kriminelle ist, stören seine Zweifel und Befürchtungen schon bald die polizeilichen Ermittlungen, denn er liebt diese Frau über alles und muss eine Lösung für seine privaten und beruflichen Probleme finden.
Was wie ein klassischer Giallo beginnt, trägt ab der zweiten Hälfte deutliche Züge eines Film Noirs, was sich äußerst positiv auf den Spannungsbogen auswirkt, denn die ersten 40 Minuten sind ziemlich lahm. Abgesehen von wenigen blutarmen Morden, Stress mit dem Vorgesetzten, etwas Beziehungsstreit und Hinterherspionieren passiert eigentlich gar nichts. Doch dann kommt Schwung in die Fahndung, und das hat gravierende Auswirkungen auf Bulovs zukünftiges Liebesleben.
Auf „A Black Veil For Lisa“ war ich sehr gespannt, da der Regisseur Massimo Dallamano mit „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ und „Der Tod trägt schwarzes Leder“ später zwei Filme ablieferte, die in meinen Stiefelland-Top-20 seit Jahren einen festen Platz haben. Dieses Schicksal wird dem vorliegenden Werk zwar nicht widerfahren, aber Italofans könnten damit dennoch ihre Freude haben, zumal es einige Plottwists gibt und die Kameraarbeit das verquere, psychologische Innenleben aller Hauptcharaktere passend einfängt. Noch mehr Spaß würde das mit einem restaurierten Bild machen, aber angesichts noch besserer Genrebeiträge, die bisher ebenfalls nur (englisch) auf Video erschienen, wird das wohl nicht mehr geschehen. Sehr tragisch ist das aufgrund der anfänglichen Langeweile zwar nicht, doch der Streifen kann letztendlich positiv überraschen und ein anerkennendes Nicken hervorrufen. Zumindest wenn man kein Sturkopf ist, der einen typischen Gialloverlauf erwartet – 6/10.