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So etwas Durchgeknalltes kann nur aus fernöstlichen Gefilden kommen. „Mutant City“ ist die Verfilmung des Kult-Animes „Wicked City“ und der wohl größte Science-Fiction-Junk der mir seit „Black Mask 2“ untergekommen ist. Ist es ein Zufall, dass bei beiden Werken Tsui Hark im Hintergrund die Fäden sponn?

Eine wirkliche Story hat dieser Trash nicht, dafür aber eine Prämisse, die von Klassikern wie „Blade Runner“ schon ausführlich behandelt worden ist und hier nur als Vorwand dient, um einen ganzen Haufen sparsamer Effekte aufzufahren. Ende der 90er wird die Erde nicht mehr allein von Menschen, sondern auch von Reptoiden bevölkert, die sich in die urkomischsten Formen verwandeln können, jedoch meist eine menschliche Hülle annehmen. Als diese außerirdische Spezies eine Droge, die Reptoiden-Gene enthält, verteilt, weil sie die Weltherrschaft anstrebt, ist es mit dem brüchigen Frieden vorbei. In dem Future-Noir-Szenario treiben sich zwei Cops herum, die beiden dasselbe Ziel verfolgen, aber gegen verschiedene Probleme zu kämpfen haben: Vorurteile, problematische Vergangenheit und die schicksalhafte Liebe zu einem weiblichen Reptoid.

Ernst nehmen darf man das Szenario auf gar keinen Fall, ist „Mutant City“ doch ein, in der endlosen Nacht spielender, No-Brainer mit gewöhnungsbedürftiger Optik. Im Cyberpunk-Style wird der Film meist in grelle Neonfarben getaucht, alle Figuren sind hoffnungslos überzeichnet und Klischees werden gleich in Lastwagenkonvois angekarrt. Logisch ist hier nichts, unlogisch dafür umso mehr und um den konfusen Plot sollte man sich nach wenigen Minuten auch keine Sorgen mehr machen. Es geht halt um den Krieg Gut gegen Böse, Aliens gegen Menschheit und Intrigen untereinander. Dazu gibt es ein paar pseudo-anspruchsvolle Plots um Rassismus, Freundschaft und Liebe, die teilweise stilistisch völlig aus dem Rahmen des Films gerissen werden und daher umso aufgesetzter wirken.

Überzeugend ist, angesichts der kurzen Spielzeit von gerade mal 85 Minuten, die temporeiche Inszenierung, denn Durchhänger hat „Mutant City“ keine. Obwohl sich der Film selbst tüchtig ernst nimmt, hat man als Zuschauer am laufenden Band etwas zu lachen. Ob die mit extremen Wirework unterstützten Kämpfe, in denen nicht nur Mutanten, sondern auch Menschen durch die Lüft bügeln, oder die extrem billigen Effekte, die oft, deutlich sichtbar, nachträglich auf das vorhandene Zelluloid kopiert worden sind - Trash wird hier groß geschrieben. Über die seltsamen Verwandlungen, deren Ergebnis die eigenartigsten Ausmaße (Fahrstuhl, Flipper, Spinne etc) nehmen, darf ebenso nicht weiter drüber nachgedacht werden, wie über die daraus resultierenden, befremdlichen Sexszenen. Immerhin muss man Regisseur Tai Kit Mak dabei Einfallsreichtum attestieren, wer würde schon auf die Idee kommen Plastikfolie als tödlichen Schleim zu verkaufen oder Mutanten auf Jumbo-Jets reiten zu lassen?

Die Schauspieler stehen in ihrer Spielweise der Inszenierung in Nichts nach, denn sie geben durchweg Klischeefiguren ab: Verräter, Kämpfer, Spezienbastard, Superfiesling, oder verkappter Polizeichef - alles ist dabei. Untereinander gibt es unglückliche Affären und auch die Menschen beherrschen Telekinese. Unglaublich wie emotionslos dabei agiert und in sinnlos trashig, blödsinnigen Dialogen sich, zumindest in der deutschen Synchronisation unterhalten wird.

Für eine FSK 16 ist „Mutant City“ schon ein beinahe ein grotesk, brutales Stück Film, werden doch einige Körperteile abgetrennt, mit Drogen herumexperimentiert und fliegen nackte Frauen durch die Gegend. In den Schlachten wird nicht sonderlich zimperlich miteinander umgegangen und so ist das Szenario ein Paradebeispiel fernöstlicher Kompromisslosigkeit was Effekte und Härtegrad angeht.

Nun ja, es ist durchaus möglich jetzt einiges in dieses Machwerk hineinzuinterpretieren, was hier auch angesprochen wird. Etwas weit her geholt klingt es trotzdem, dass „Mutant City“ eine Parabel auf die Rückgabe Hong Kongs an China sein soll und sich gleichzeitig die globale Koexistenz jeglicher Menschen als Motiv nehmen will. Dass diese Ziele die Intention Tai Kit Maks waren darf angesichts dieses völlig abgedrehten Plots dann doch bezweifelt werden.

Fazit:
Mit „Mutant City“ schuf Tai Kit Mak einen irrsinnigen Science-Fiction-Horrorfilm, bei dem man, um keinen Kurzschluss zu riskieren, das Gehirn von vorne herein ausschalten sollte. Der Neo-Look ist strange, die Effekte und Tricks billigster Trash und die Schauspieler schwach. Da Mak die Klischees gleich als Berge aufhäuft und Kurzweil hier das Rezept zum Erfolg ist, darf, auch angesichts der Logiklöcher, ein Blick riskiert werden. Zwar könnte der eigene Geschmack für immer geschädigt werden, aber so ein Exemplar bekommt man nicht alle Tage vor die Augen. Die schwache, an schlechte TV-Serien erinnernde, Inszenierung der Fights halte ich dabei für Absicht (?!)

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