Um sich erstmal in den Film hineinzuversetzen, hier die Story:
Der asiatische Kampfsportchampion Jet Li ist Liu Jian, der beste Agent der chinesischen Regierung, und wird in geheimer Mission nach Paris geschickt. Dort soll er dem korrupten Kommissar Richard (Tcheky Karyo) bei einem schwierigen Auftrag unter die Arme greifen. Die Mission wird zum Desaster, denn ausgerechnet der Mann, dem Jian helfen sollte, stellt ihm eine böse Falle. Plötzlich findet er sich inmitten einer Verschwörung wieder und wird eines Mordes verdächtigt, den nicht er, sondern sein Kollege begangen hat. Vollkommen auf sich gestellt, begegnet Jian der vermeintlichen Prostituierten
Jessica (Bridget Fonda).
Es geht in "Kiss of the dragon" - welches im übrigen eine geheime Accupunktur Technik ist, die von Liu ständig angewandt wird - nicht um eine Geschichte, sondern um Martial Arts. Und die werden geboten! Reichlich. Tatsächlich beginnt Li gleich zu Anfang ziemlich furios und zeigt was er drauf hat. Dagegen war "Romeo must die" ein feuchter Waschlappen. Die Kampfszenen sind atemberaubend schnell und realistisch. Ich konnte aber beim besten Willen keine Drähte erkennen. Natürlich nicht die Drähte, aber die Stellen, an welchen diese hätten sein müssen. Es scheint wirklich alles echte Handarbeit im wahrsten Sinne des Wortes zu sein. Damit man es bei der hektischen Kamera nicht allzuschwer hat die Guten und die Bösen zu unterscheiden, griff man auf ein sehr simples Mittel zurück: die Bösen sehen wirklich super-fies aus und sind selbst für einen Blinden mit Krückstock als solche zu erkennen *und* es gibt nur einen Guten! Damit wären die Fronten geklärt und reichlich Platz geschaffen für Jet Li, der aufräumen kann, was das Zeug hält. Nimmt man aus den Jackie Chan Filmen den Humor heraus, streicht den Hochglanz von "Romeo must die" und packt das Blut und die Brutalität von "Dobermann" dazu, bekommt man ungefähr das, was in "Kiss of the Dragon" zu sehen ist.
Jet Li bei der Arbeit zuzusehen, ist die reine Freude. Seine Körperartistik, die ausgefeilte Choreographie der Kämpfe und der Einfallsreichtum bei der Umfunktionierung einfacher Gegenstände in Waffen ist verblüffend. Wie man mit Bügeleisen, Billardkugeln und Akupunktur-Nadeln Gegner kampfunfähig macht, ist so originell, wie Lis Fight gegen eine ganze Klasse von Martial-Arts-Schülern ihn als würdigen Nachfolger in der Tradition von Bruce Lee und Jackie Chan ausweist. Übrigens ist der französische Regisseur Luc Besson Koproduzent und Ko-Autor des Films, der auf einer Originalidee des Hauptdarstellers Jet Li basiert. Wenn Jet Li draufsteht, dann ist für genügend Action gesorgt. Auch in Kiss of the Dragon bleibt kein Knochen ganz, kein Bösewicht ohne Blessuren, keine Heldentat nicht vollbracht, keine Frau ungerettet...
Und wenn dann erst noch Luc Besson beim Drehbuch seine Fingern im Spiel hatte kanns ja nur noch gut kommen, richtig? Richtig. Zumindest teilweise: Die Story ist nicht unbedingt vielsagend und enthält einige Fragezeichen oder allzukomische Zufälle. Warum der korrupte Polizist den Mord unbedingt dem armen Liu anhängen will bleibt unklar, ebenso warum Jessica ihren Körper ausgerechnet vor Uncle Tai's Laden zur Schau stellt. Aber hey, für einen Actionfilm ist die Story ganz passabel wenn nicht gar gut.
Jet Li versteht es in allen Regeln der Künste seine Gegner zu malträtieren. Dies ganz ohne aufwändige Computer- oder Seiltechnik, was gerade nach Crouching Tiger, Hidden Dragon nicht mehr alltäglich ist. Sehr interessant auch seine "Interpretation" der asiatischen Akkupunktur!
Doch auch Tchéky Karyo als Bösewicht Richard spielt seinen Part gut. Gerade an dieser Rolle wird der Einfluss Besson's gut sichtbar, Léon lässt grüssen! Einzig die melodramatischen Momente mit Bridget Fonda hätte man locker sparen können. Will schliesslich ACTION sehen, nicht doofes Gesülze. Jawoll. ;)
Harte, schnelle Martial Arts Action mit einem glänzenden Jet Li - der im Gegensatz zu vielen seiner Genrekollegen tatsächlich schauspielern kann - und einer schlampigen Bridget Fonda. Wer sowas mag, wird sich bestens unterhalten!
Hong Kong Kino wie es ist und sein muss. Doch Vorsicht, nichts für schwache Gemüter, mit Blut und Gewalt wurde nicht gespart.
8/10Punkten