Review

Naja, naja, vom Hocker gerissen hat mich "Kiss of the Dragon" nicht gerade, vielleicht waren meine Erwartungen auch zu hoch.
Die Story ansich ist ja gar nicht mal so schlecht, wenn auch etwas verwirrend und altbekannt. Ein Mann aus Fernost kommt nach Europa und gerät dort in einen Hinterhalt. Von nun an hat er keine Freunde mehr und muss sich den Weg praktisch freikämpfen. Da hätte man einiges draus machen können, z.B. ein aufeinandertreffen von zwei verschiedenen Kulturen (und Kampfstilen), wie es auch einige Male vorsichtig angedeutet wird. Aber leider bleibt die Location (Paris) austauschbar, genauso wie die handelnden Personen. Der Film hätte überall spielen können, sogar in Peking selber, es wäre kein Unterschied aufgefallen.
Aber sowas vermießt einen ja nicht gleich den Film. Dafür sorgen schon die Schauspieler und ihre Dialoge. Der Regisseur konnte sich (wie das so oft der Fall ist) wieder mal nicht zwischen den Genres entscheiden und blieb dann irgendwo zwischen Lovestory, Actionfilm und Thriller hängen. Und wie immer hat der Film für alle 3 Arten zu wenig Substanz. Für eine Lovestory oder ein Drama sind die Charaktere zu eindimensional und die Dialoge einfach zu billig. Was da teilweise vom Stapel gelassen wird ist einfach nur noch peinlich, der reinste 08/15 Klischeeschrott, der einen schon mal zum Gähnen verleitet. Außerdem sieht es von schauspielerische Seite auch nicht so prall aus, Jet Li "überspielt" den schüchternen Charakter einfach zu sehr, so dass er manchmal fast schon lächerlich wirkt. Bridget Fonda ist da auch nicht viel besser, muss aber als Drogenabhängige Hure sowieso nicht viel Persönlichkeit darstellen. Nur der Oberbösewicht ist ein Licht am Horizont, denn der ist wirklich richtig fies und bösartig (wobei auch das leider etwas zu sehr übertrieben wird, der Kerl wirkt einfach nicht mehr menschlich).
Für einen Thriller ist die Handlung leider zu vorhersehbar, es gibt keine großen Überraschungen, die Fronten sind von Anfang an geklärt und alles läuft auf den Endkampf zwischen Li und Oberschurke hinaus.
Das wäre ja alles noch zu verkraften, wenn der Film nicht das größte Problem hätte, was ein Actionfilm haben kann: Zu wenig Action. Wenn es mal kämpfe gibt, sind die super choreographiert, die Kameraführung ist ein Traum und der Ideenreichtum beim Einsatz von verschiedenen Waffen schier unendlich (auch wenn es wundert, dass Li seine Gegner nicht ein einziges Mal einfach erschießt). Aber zwischen den einzelnen Kämpfen herrscht lange Zeit gähnende Leere, da hier die hölzernen Dialoge die Lücken füllen sollen.
Die Musik ist sehr gut, jedenfalls bis sich der Regisseur entschied, Rap (oder Hiphop oder was immer das auch ist) einzubauen. Denn dann sinkt die Spannung, die die richtige Filmmusik aufgebaut hat, auf 0 (ein ähnliches Problem hatte Resident Evil). Mann muss sich das ähnlich wie bei Blade vorstellen: Wenn er in einen Raum voller Vampire tritt und irgendwelche "coole" Technomusik losgeht, ist einfach klar, dass Blade den Raum als einziger Überlebender verlassen wird. Spannung gibts da einfach nicht.
Insgesamt war der Film gerade noch als Unterhaltung geeignet, wenn mich auch ein paar mal die große Müdigkeit übermannte.
Da fragt man sich doch ganz besorgt, was es in der heftig verstümmelten 16er Version überhaupt noch für Gründe geben soll, nicht den Fernseher auszuschalten.
5/10

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