Review

Es würde mal Zeit für Tierhorror mit Marabus oder Nacktmulle, denn die vielen Plagiate seit „Jaws“ liefern selten unterhaltsame Beiträge ab.
Ist hier auch so und leitet entsprechend richtig doof ein, wenn vier aufgebretzelte Schnaken auf dem Meer treiben und die mit den dicksten Hupen unter Wasser gezogen wird, dann weiß man, dass Haie auch Silikon vertragen.
Der Rest bietet zur Hälfte Teenie-Strand-Party mit Hochglanzbildern für den nächsten Modekatalog und die andere Hälfte halbwegs passablen Tierhorror, allerdings auf C-Niveau.

Irgendwo in Florida ist also mal wieder Spring Break (haben die das ganze Jahr über…), so dass Six-Pack-Ken und Bikini-Barbie in dutzendfacher Ausführung zu finden sind.
Nur zwei Personen fallen dabei leicht aus dem Rahmen: Danielle, die noch Jungfrau ist (und es auch erstmal bleiben möchte), keinen Alkohol anrührt und sich nicht so leicht von den Machos weich klopfen lässt und Shane, der nicht so sehr mit Geld um sich werfen kann, wie die anderen Poser, weil Mom und er im örtlichen Bootsverleih arbeiten und Shane auf ehrliche Art und Weise ein seriöses Studium anstrebt. Beide so was von brav, - das Heldenpaar!

Für die lässt man sich dann auch ordentlich Zeit, aber nicht, um etwa gemeinsam Haie zu bekämpfen, sondern um sich kennen zu lernen und das innerhalb von fast 50 Minuten Laufzeit, super.
Da folgt eine Party der nächsten, es wird Haut aber nicht Hai gezeigt, getanzt, getrunken und der Playboy verabreicht der Heldin Drogen, um sie eben auf diese Art zu knacken, wenn ihr der einfache Bootsjunge denn besser gefällt. Doch Bootsjunge Shane ist zur rechten Zeit zur Stelle und aus dem Dönern wird nichts. Shanes Mom ist aber auch eine herzensgute und grinst sich einen, weil die gute Knabe endlich das passende Mägdelein gefunden hat.
Ja, so eine unwesentliche Randfigur fällt mehr ins Gewicht, als irgendwelche Haie, die so sehr am Rande auftauchen, worüber man über weite Teile vergisst, dass man es hier eigentlich nicht mit einer aalglatten Teenie-Romanze zu tun hat.

Zwar schnappen sich die Viecher einstweilen ein paar Namenlose, doch dies immer recht fix, blutleer und unspannend. Mensch schwimmend, starres Gesicht, ruckartiger Zug unter die Wasseroberfläche, Blutteppich.
Erst kurz nach Hälfte der Laufzeit findet man die erste spannende Szene, wenn jemand im Wasser schwimmend noch vor zwei umherkreisenden Haien das Boot erreichen will, - um zu überleben aber bewegungslos am Rettungsring festhält.
An solchen Szenen mangelt es an allen Ecken und Enden und auch wenn während des Showdowns plötzlich eine ganze Horde Haie auf Badeurlauber Jagd macht, kommen diese Panikszenen wesentlich zu spät und unspektakulär.
Mit Blutvergießen ist hier nicht viel, da wird nichts abgebissen, selbst der Fiesemöp, dem man natürlich das grausigste Dahinsiechen gönnt, bekommt nur eine Szene mit Andeutung eines abgebissenen Armes.

Und als wenn das noch nicht genug Grund zum Beklagen wäre, kommen während der etwas temporeicheren Szenen noch zahlreiche Unwahrscheinlichkeiten hinzu. Etwa, dass jemand ins Wasser steigt, während ein paar Dutzend Haie kreisen, nur um ein technisches Gerät zu reparieren. Oder die Art und Weise, wie jemand mit einer Harpune verletzt wird und nicht zuletzt die Tatsache, dass man mit einem Boot, das am Vortag noch wegen eines Lecks nicht betriebsbereit war, am nächsten Tag problemlos das rettende Festland ansteuern kann.
Immerhin bieten zwei Aspekte eine leichte Abwandlung zum üblich schematischen Ablauf: Es gibt keinen Bürgermeister, der die drohende Gefahr zu ignorieren versucht und die Haie greifen nicht aufgrund irgendwelcher Umweltschäden oder biochemischer Experimente an.

Was das Gedönsel im Gesamtbild natürlich nicht aufwertet, denn hier haben wir größtenteils Beziehungsdrama mit oberflächlichen Klischees aber null Humor und billig inszenierte Haiangriffe, die doch sehr nach einer kruden Mischung aus CGI, Plastik-Klumpatsch und Stock Footage aussehen.
Darstellerisch holt da auch niemand Sympathiepunkte, selbst Bryan Brown hat neben Gorillas im Nebel und als Cocktailmixer neben Tom Cruise besser ausgesehen.
Haie als solche aber auch schon mal.
Also bleibt im Tierhorrorbereich „Jaws“ und dessen Fortsetzung nach wie vor das Maß der Dinge, was Hai-Horror angeht.
Falls der Streifen mal wieder im TV läuft: Bitte die ersten 50 Minuten verpassen!
3,5 von 10

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