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„Es geht hier nicht um Sex, sondern ums Geschäft!“

Zwischen seinem Beitrag zum Episodenfilm „Drei Wege in den Tod“ und der Stephen-King-Verfilmung „Die Langoliers - Die andere Dimension“ drehte „Chucky – Die Mörderpuppe“-Regisseur Tom Holland im Jahre 1993 den Thriller „Die Aushilfe“ nach einem Drehbuch Kevin Falls’ und Tom Engelmanns. Der Film fiel an den Kinokassen durch und spielte nicht einmal die Hälfte seines 15-Millionen-Dollar-Budgets wieder ein.

Karrieremensch und Keksfabrikant-Marketing-Manager Peter Derns (Timothy Hutton, „Stephen King’s Stark“) lebt von seiner Frau Sharon (Maura Tierney, „Der Dummschwätzer“) getrennt und sieht sich zunehmendem Druck in der Firma ausgesetzt – vor allem, als sein Assistent Lance (Scott Coffey, „Ferris macht blau“) ihn überraschend verlässt. Ein Zeitarbeitsunternehmen vermittelt ihm jedoch in Person Kris Bolins (Lara Flynn Boyle, „Wayne’s World“) Ersatz: Kris, vorgebliche Stanford-Absolventin, redet über Jobs wie über Ehen, aber ist kompetent, engagiert, attraktiv – und an Peter interessiert. Sie stärkt ihm in der Firma den Rücken, während er noch seiner Frau hinterher hängt. Rätselhafte Todesfälle im Unternehmen jedoch lenken den Verdacht irgendwann auf Kris – spielt sie ein falsches Spiel?

„Wegen der lohnt sich’s, den Job zu riskieren!“

„Die Aushilfe“ spielt in einer widerlichen Anzugträger-Geschäftswelt, in der sich jeder selbst der Nächste ist: Arbeitskollege Jack (Oliver Platt, „Flatliners - Heute ist ein schöner Tag zum Sterben“) entpuppt sich als firmeninterne Konkurrenz in sämtlichen Belangen und in Form seines alten Kumpels Brad (Steven Weber, „The Shining“-Neuverfilmung), der für ein konkurrierendes Unternehmen arbeitet, gibt es einen weiteren geschäftlichen Mitbewerber. Für eine erfüllte Partnerschaft scheint da keine Zeit. Leicht kann man nun dem Irrtum aufsitzen, es handele sich bei „Die Aushilfe“ um einen Liebesfilm oder Romantic Comedy, als würde irgendwie alles gut werden, sobald Kris in Peters Leben tritt. Tatsächlich wirkt der beschwingte Stil des Films, als würde er nun unweigerlich in diese Richtung tendieren, doch Kris überschreitet schnell ihre Kompetenzen. So belauscht sie beispielsweise Peters Telefonat mit seinem Psychologen (im Prolog war zu sehen, dass man sich darauf einigte, die Behandlung zu pausieren). Weitaus schwerer wiegt jedoch der Verdacht, dass sie für die unappetitliche Szene verantwortlich sein könnte, in der Peters eigentlichem Assistenten Lance beim Versuch, einen Papierstau im Aktenvernichter zu beseitigen, die Hand zerfetzt wird.

Und die bösen Vorfälle häufen sich: Der allergische Jack stirbt im Straßenverkehr an einem Bienenstich. Als Peter und Sharon sich wieder näher kommen, vereitelt Kris es absichtlich. Mittlerweile erfährt der Zuschauer, dass Peter krankhaft eifersüchtig war, Kris steigt derweil reichlich unverhofft in die Geschäftsführung auf und gebärdet sich immer mehr wie ein durchtriebenes Luder. Bei einer Verkostung der neuen Kekssorte des Unternehmens im Supermarkt kommt es zu blutigen Mündern – wer hat das Produkt verunreinigt? Nachdem Kris Peter auf einer Firmenfeier beim Baden im See zu verführen versucht hat, findet Peter Führungskraft Roger (Dwight Schultz, „Zwei Stunden vor Mitternacht“) erhängt auf, woraufhin ein Konkurrenzkampf zwischen ihm und ihr um einen Posten in der Geschäftsführung entbrennt. Während Peter Nachforschungen anstellt, bändelt Kris mit seinem Freund Brad an. Dieser klaut prompt Peters Marketing-Idee und drängt früher damit auf den Markt. Ausgerechnet auf Peters Computer wird das geheime Rezept gefunden, woraufhin man ihn suspendiert. Zwar wird der Fall aufgeklärt und Peter befördert, doch immer wieder keimen Zweifel aufgrund seiner psychologisch nun ja nicht mehr behandelten Paranoia auf. Sieht er Gespenster oder versucht tatsächlich jemand, ihn systematisch auszubooten?

In dieser Phase ist der Film am spannendsten und erweckt den Anschein eines perfiden Psycho-/Wirtschafts-Thrillers. Turbulent geht es weiter, als auf einer Küstenautobahn Kris’ Bremsen infolge einer Sabotage versagen. Zu einem brutalen Showdown kommt es schließlich zwischen Charlene (Faye Dunaway, „Barfly - Szenen eines wüsten Lebens“), die ihrerseits in Kris’ Biographie geschnüffelt hat, und Kris, infolge dessen Charlene stirbt. Peter glaubt daraufhin, Charlene sei für alle die Taten verantwortlich gewesen und wird zum Präsidenten befördert. Doch damit ist die Handlung noch nicht an ihrem Ende angelangt, wenngleich der finale Verlauf und die Pointe leider reichlich schwach sind und den Film deutlich abwerten. Was eine subtil schwarzhumorige Abrechnung mit dem Karrierewahnsinn im Gebuhle um Führungspositionen hätte werden können, verstrickt sich leider trotz aller Finten und Wendungen letztlich in Vorhersehbarkeit und bleibt arg oberflächlich, statt seine psychologische Komponente voll auszuspielen. Die eine oder andere Szene erinnert indes daran, dass Holland manch sehenswerten Horrorfilm umgesetzt hat. Abgesehen von Hauptdarsteller Timothy Hutton, der kaum erinnerungswürdige Akzente setzen kann, sorgen solide bis gehobene schauspielerische Leistungen ebenfalls für Kurzweil, ganz wie der sparsam eingesetzte Erotikanteil. Unterm Strich jedoch wirkt „Die Aushilfe“ ab einem gewissen Punkt eher ummotiviert, als wäre wesentlich mehr drin gewesen und als habe man sich mit dem Drehbuch und/oder Budget verzettelt und den Film auf Teufel komm raus abrupt zu einem Ende bringen müssen.

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