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Im Schlafwagon eines Nachtzugs geht es wüst einher. Drei aufgekratzte Jungspunde und Raufbolde (darunter Werner Pochath) machen aus Spaß Ernst, bringen das Abteil in ihre Gewalt und verlustieren sich an sämtlichen weiblichen Fahrgästen. Als sie auch von der mitreisenden Prostituierten Giulia den Fleischesakt einfordern, verwehrt sich diese, was zur Folge hat, dass die Entführer drohen, ein minderjähriges Mädchen zu vergewaltigen…

HORROR-SEX IM NACHTEXPRESS – von Horror keine Spur, von Sex dafür umso mehr – ist italienischer Folter-Erotik-Sleaze, der im Zuge der Ami-Klassiker ICH SPUCK AUF DEIN GRAB und LAST HOUSE ON THE LEFT entstand. Die Handlung ist dünn und ergibt stellenweise keinerlei Sinn. So wird nie wirklich klar, warum die drei Halbstarken den Schlafwagen in ihre Gewalt bringen. Wohl nur der Gaudi halber, aber mir soll’s recht sein. Die Insassen bestehen aus bunt zusammen gewürfelten Figuren, wie da wären ein Polizist, der einen Gefängnisinsassen überführt, ein Schaffner, der sich als Zuhälter versucht, eine unglücklich verheiratete Dame, eine lungenkranke, ältere Dame und ein Managertyp mit einer Vorliebe für Pornoheftchen. Mit der Treue nimmt es an Bord des Zuges niemand so genau. Deshalb entsteht ein ungestümes Rudelbumsen bestehend aus wilden Seitensprüngen und erzwungenem Sex. Ein Entführer verführt eine Minderjährige. Eine Ische betrügt ihren verhassten Göttergatten mit einem der Peiniger. Dann stößt dessen Kumpel dazu und schon wird daraus ein flotter Gangbang. Den männlichen Mitreisenden ist alles herzlich Wurst. Auf die Idee die Entführer zu überwältigen, kommt irgendwie niemand. Im Gegenteil: Sie nutzen die Gunst der Stunde um selbst eifrig „in fremde Gefilde“ vorzustoßen. Ist die Holde mal nicht ganz so willig, so gebraucht man Gewalt, welche aber nicht den Härtegrad von ICH SPUCK AUF DEIN GRAB oder NIGHT TRAIN MURDERS aka. MÄDCHEN IN DEN KRALLEN TEUFLISCHER BESTIEN erreicht. Im Gegenteil: Die Vergewaltigungsszenen kommen eher der platten Erotik gleich, wie wir sie von D’Amato oder Tinto Brass kennen. Die Weiber schauen zwar ein bisschen angewidert und sträuben sich, setzen sich sonst aber überaus nachlässig bzw. gar nicht zur Wehr. Vor Horrorvergewaltigungen im Stile von IRREVERSIBLE bleibt man hier jedoch zum Glück verschont.

Unter den Schauspielern finden sich damalige Italo-Größen wie Gianluigi Chirizzi (RÜCKKEHR DER ZOMBIES), Carlo De Mejo (EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL und DAS HAUS AN DER FRIEHOFSMAUER), Zora Kerova, die in RACHE DER KANNIBALEN die Titten gepierct bekommt, und Österreicher Werner Pochath (MOSQUITO – DER SCHÄNDER). Letzterer liefert eine wahrlich Angst einflößende Performance eines triebgesteuerten Lustmolchs ab.
Das Drehbuch, das wohl ohne weiteres auf einem Bierdeckel Platz gehabt haben muss, stammt von George Eastman, der den Killer in MAN-EATER und ABSURD spielte.

HORROR-SEX IM NACHTEXPRESS – bitte nicht verwechseln mit dem Nazischwachsinn FOLTERZUG DER GESCHÄNDETEN FRAUEN! – ist hart an der Grenze zum perversen Sexploitation-Schund. Über guten Geschmack oder Niveau muss man hier nicht mehr viel diskutieren. Fans von 80er-Jahre-Italo-Sleaze dürften aber angemessen unterhalten werden, insofern ihnen die (glücklicherweise nicht allzu heftig dargestellten) Vergewaltigungen nicht zu hart aufstoßen.

Horror: (-)(-)(-)(-)(-)
Sex: (+)(+)(+)(-)(-)

Fazit:
Lahmer Rape-(ohne-Revenge-)Thriller mit viel Schmuddelerotik und dem unverkennbaren Scharm von Italo-Sleaze. Vergleichbar mit Filmen wie NIGHT TRAIN MURDERS und DER SCHLITZER.

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