Review

"Horror-Sex im Nachtexpress", erst kürzlich in schicker Aufmachung ungeschnitten und limitiert in diversen Hartboxen erschienen, macht seinem reißerischen deutschen Verleihtitel alle Ehre und bietet in bester sleaziger Manier schmuddeligen Sex, der selbst für italienische Verhältnisse hart an die Grenze zur Pornographie stößt.
Darüber hinaus wird dem Zuschauer in den 82 Minuten nicht mehr, aber auch nicht weniger geboten.

"Man Eater" George Eastman, der unter seinem bürgerlichen Namen Luigi Montefiori das Drehbuch verfasst hatte, und Regisseur Ferdinando Baldi, hatten ganz offensichtlich eine eigene Variante des Rape&Revenge-Klassikers "The Last House On The Left" vor Augen, und trotz der gelungenen Ausgangssituation ist "Horror-Sex im Nachtexpress" nicht mehr als ein unblutiger, billiger Softporno, der mit Werner Pochath zwar einen versierten Darsteller von Bösewichtern aufbieten kann, aber außer in den Sexszenen zu jeder Zeit die nötige Härte und Brutalität vermissen lässt.

Der beinahe zeitgleich inszenierte "Der Schlitzer" von Ruggero Deodato ist im direkten Vergleich viel spannender und intensiver und in der Charakterentwicklung der Antagonisten viel glaubwürdiger.
Baldis kontroverses Machwerk ist eine frauenverachtende Note nicht abzusprechen, doch eine Aneinanderreihung mehrerer Vergewaltigungen ist für einen Film dieses Kalibers einfach zu wenig.

Eastman und Baldi stopfen Löcher im Spannungsbogen mit sich ewig wiederholenden Sexszenen, die dem sleazigen Klassiker den nötigen schmierigen Charme verleihen, aber auch schnell langweilen.
Zudem wird so tief in die Klischeekiste gegriffen, dass man des öfteren den Kopf schütteln muss.

Bis auf Werner Pochath wirken die drei Bösewichter blass und weniger furchteinflössend.
Carlo de Mejo, bekannt aus Lucio Fulcis "Die Geisterstadt der Zombies", wirkt von allen als omnipotenter Vergewaltiger, dem gegen Ende noch Gewissensbisse angedichtet werden, vollkommen deplaziert.

Auch das Finale setzt kaum auf Spannung und Dramatik.
Während bei den Sexszenen Wert auf Härte und explizite Detailfreude in teils außergewöhnlichen Kameraperspektiven gelegt wurde, wirken die wenigen Actioneinlagen wie Faustkämpfe billig und krampfhaft umgesetzt.
Das Finale ist somit noch enttäuschender als der Rest des Films.

Die Besetzung ist durchaus gelungen und vereint unzählige bekannte Gesichter aus diversen italienischen Genre-Werken und verleiht dem Werk den nötigen Trash-Appeal.


Insgesamt weit weniger, als der Titel und die Inhaltsangabe vermuten lassen und von daher sind gewollte Verweise auf Klassiker wie "The Last House On The Left" oder "I Spit On Your Grave" vollkommen aus der Luft gegriffen.

Für Freunde von sleazigen Machwerken wärmstens zu empfehlen und alle anderen Zuschauer werden zumindest durch die unzähligen Softporno-Einlagen ordentlich bei der Stange gehalten.

Gute Fahrt und 5 Punkte!

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