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Tripoli las ich oft im Internet. Das Projekt sollte mit Russel Crowe in der Hauptrolle realisiert werden. Ein weiteres Historienepos vom Schlage „Gladiator“. Das Ridley Scott Regie führen sollte war für mich der Beweis, dass es ein erstklassiger Streifen wird.

Nun… „Tripoli“ ist leider nicht realisiert worden. Warum? Weil 20th Century Fox kein Vertrauen in das Projekt hatte. Ridley Scott konnte sie nicht davon überzeugen. Somit fand ein weiterer potentieller Hit nicht seinen Weg auf die Leinwand. Was ich darüber denke, dazu später etwas.

Noch ganz euphorisch, wegen „Tripoli“ wollte Scott unbedingt ein Historienepos inszenieren. Die Kreuzzüge waren ihm da schon seit seiner Schulzeit im Kopf. Für diese Zeitepoche begeistert er sich seit jeher und das nicht nur aus geschichtlicher Sicht, sondern weil man die zahlreichen Schlachten und Heldengeschichten ideal in einen Film packen könnte.

In Drehbuchautor William Monahan fand er einen wahren Experten dieser geschichtlichen Ereignisse. Monahan hatte zuvor schon das Drehbuch zu Tripoli verfasst und schrieb nun ein Drehbuch, welches alle Beteiligten begeisterte. Ridley Scott wollte nun dieses Projekt unbedingt realisieren und schaffte es die Studiobosse dafür zu begeistern. 130 Millionen Dollar machte man locker und Scott inszenierte damit ein Epos, von beeindruckender Größe.

KÖNIGREICH DER HIMMEL ist die Geschichte von Balian (Orlando Bloom), einem jungen Schmied aus der französischen Provinz, der sich - widerwillig zunächst - auf eine lange, gefahrvolle Reise ins Heilige Land begibt und dabei in die Fußstapfen seines Vaters (Liam Neeson) tritt, einem kampferprobten und politisch weise gewordenen Kreuzritter, der sein Lebenswerk und seine Friedensvision an einen Erben übergeben will. Als Fremder in einem fremden Land dient Balian einem todgeweihten, von Intriganten umgebenen König (Edward Norton), er findet in einer geheimnisvollen, verbotenen Prinzessin seine große Liebe (Eva Green, die Entdeckung aus Bernardo Bertoluccis DIE TRÄUMER), und in den großen Schlachten um Jerusalem, in denen die Idee des friedlichen Miteinanders der Religionen unterzugehen droht, wächst er zu einem der ehrbarsten und mutigsten Ritter seiner Zeit.

Betitelt mit „Ein Epos zuviel“, oder „Osama Bin Ladens Version“, war „Kingdom of Heaven“ in Amerika kein großer Erfolg und wird sogar zuweilen als Flop gehandelt, obwohl er weltweit mehr als 211 Millionen Dollar einspielte. Bei einem Budget von 130 Millionen Dollar ist das in meinen Augen schon ein beachtlicher Erfolg. Warum er im eigenen Land so untergegangen ist, liegt wohl eher daran, dass die Amis mehr stupide Hau-Drauf Action mögen, anstatt mal mitzudenken. Das war mal anders gewesen, nimmt in den letzten Jahren aber schon bedenkliche Formen an. Zuvielen Streifen fehlt es an der nötigen Dramatik, Vielschichtigkeit und Intensität.

Beim Ansehen hatte ich sofort einen untrüglichen Eindruck: Die Christen kommen schlecht weg und man ergreift Partei für die Moslems. Verständlich, waren die Christen doch ungerechterweise in Jerusalem eingefallen und haben tausende von Arabern einfach hingeschlachtet. Natürlich alles im Namen der Kirche. Diese Sichtweise, in einem amerikanischen Film, war wohl eher tödlich für den Erfolg in einem Land das sehr christlich ausgerichtet ist. Ridley Scott ist dafür bekannt eher anspruchsvollere Geschichten zu erzählen und den Zuschauer zum Mitdenken anzuregen. Es liegt ihm einfach nicht einen Helden in eine Zeit zu setzen und ihn Matchospüche klopfen und reihenweise Köpfe absäbeln zu lassen. Er sieht „Kingdom of Heaven“ eher als Information über geschichtliche Ereignisse.

Mit verantwortlich für den „Misserfolg“ war wohl auch die derzeitige politische Situation in der Welt. Scott zeichnete in einem Interview ein Bild: An mehreren Tagen hatte er die Befehlsgewalt über fast 1000 Menschen. 850 waren davon Araber. Dann waren da Deutsche, Amerikaner, Franzosen usw. Alle arbeiteten an einem Film und verstanden sich prima. Sie alle waren zusammen und es gab keine Streitereien, Glaubenskonflikte oder sonstiges. Seine Sicht ist etwas naiv, aber ich kann ihn sehr gut verstehen. Wo ist also das Problem? Es gibt kein Problem. Sie werden gemacht. Es soll jetzt hier aber nicht zu politisch werden. Die Tatsache, dass die Araber im Film diejenigen sind, die Recht haben und die Christen diejenigen, die falsch liegen und unsägliche Gräul verüben, gefällt mir sehr. Es ist ungewöhnlich für einen amerikanischen Film, aber geschichtlich gesehen richtig.

Leider gefiel mir anfangs der Film, in der Gesamtheit betrachtet, nicht so gut, wie ich es erwartet hatte. Mir blieb die Kinofassung erspart, die ja um einige Handlungselemente ärmer ist und somit wesentlich weniger Substanz hat. Der Director’s Cut reißt, in meinen Augen, aber auch keine Bäume aus. Eher unbeteiligt folgte ich dem Geschehen auf dem Bildschirm. Zu keiner Zeit baute ich eine Beziehung zu Balian, oder zu sonst einem Charakter auf. Wohl am ehesten zu Saladin (warum schreiben alle Saladin, sprechen sie doch alle die ganze Zeit von Salahadin), dessen taktische Kriegsführung beeindruckend ist und dessen Beweggründe, die gottlosen Christen aus der wichtigsten Stadt seines Landes zu vertreiben, mehr als nachvollziehbar sind. Er strahlt eine beeindruckende Größe aus. Ist gebildet und seinen Gegnern weit überlegen. Er könnte sie mit einem Federstreich hinwegfegen, was er erst tut, als sie zu bunt treibt.

Denke ich nun genauer drüber nach erschließen sich mir einige Tiefen, die ich zuerst nicht wahrgenommen hatte. So bemängelt Scott, dass „Guy de Lusignan“ eigentlich ein Mensch sein sollte, der auf Den hörte, der am lautesten schrie und in Wirklichkeit nicht hinter dem stand was er tat. Somit gefangen war in seiner Rolle und oft nicht so konnte wie er wollte. Dem Regisseur ist es wider seinem Glauben doch gelungen. In einer Szene wurde mir das bewusst, noch bevor ich dies aus dem Interview von Scott erfuhr. Nämlich bei der Szene, wo Lusignan, Reynald zu Essen bringt und dieser auf ihn einredet. Marton Csokas (Guy de Lusignan) bringt den Zwang in dem er Gefangen ist hier sehr gut rüber, auch wenn dies sonst in der Handlung nicht so gezeigt wird. Dramaturgisch gesehen sind auch die Enthauptungen des Boten und die darauffolgende von Reynald sehr wichtig, die vom Studio mit Argwohn beäugt wurden, sowie der Handlungsstrang mit Sybillas Sohn, welcher immer heiß diskutiert wurde und in der Kinofassung der Schere zum Opfer fiel. Bei Letzterem erschließt sich die Tiefgründigkeit auch erst, wenn man genauer darüber reflektiert. Ridley Scott arbeitet hier wirklich nur mit kleinen Nuancen, die das verdeutlichen. Auch die anfänglichen Ereignisse in Frankreich, sowie die Vergangenheit Balians und das Kennen lernen seines Vaters, sowie die Ereignisse im Wald und danach sind sehr wichtig, geben sie doch einen sehr realistischen Einblick in die damalige Zeit. Hierbei ist wohl die Ohrfeige beim Ritterschlag die unfreiwillig komischste Szene. Ridley Scott bemerkte dies schnell, erwähnt jedoch, dass es tatsächlich so gewesen sein soll.

Am Ende muss man doch etwas genauer drüber nachdenken um das historische Ausmaß und die Tiefgründigkeit zu erkennen. „Königreich der Himmel“ ist ein beeindruckender Film. Ein wahres Epos, mit einer überaus positiven politischen Aussage. Balian kapituliert vor Salahadin um weiteres, unsinniges, Blutvergießen zu vermeiden und Salahadin lässt ihn und die Christen unbehelligt aus Jerusalem ziehen und beweißt damit wahre Größe. Das ist geschichtlich nicht ganz korrekt, besitzt für mich aber eine überaus positive politische Aussage.
Zudem bietet der Film Schlachtenszenen mit beeindruckenden Effekten und von bombastischem Ausmaß. Er porträtiert überzeugend die Geschichtlichen Ereignisse, auch wenn man zuweilen, aus dramaturgischen Gründen, etwas von den reellen Geschehnissen abweicht und sich damit, des Filmes wegen, einige Freiheiten gönnt.

Somit war mein erster Eindruck eher ernüchternd, was sich nach einigen Tagen jedoch änderte, da mir da einige Sachen bewusst wurden, die ich zuerst nicht gesehen hatte. Sicherlich hat die überaus ausführliche Betrachtung, der Entstehung des Filmes, durch die reichhaltigen Extras der Director’s Cut Edition, positiv darauf eingewirkt.

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