Mit "Gladiator" stellte Regisseur Ridley Scott seine Fähigkeiten für monumentale Filme mehr als eindrucksvoll unter Beweis. Nun unternimmt er mit "Königreich der Himmel" einen Ausflug ins Mittelalter. Mit diesem Historienfilm arbeiteten Orlando Bloom, der in seiner Rolle als Elbe Legolas in Peter Jacksons "Der Herr der Ringe" bekannt wurde, und Ridley Scott bereits zum zweiten Mal nach "Black Hawk Down" miteinander.
Frieden in Jerusalem – was heute kaum mehr ist als ein frommer Wunsch, war einst Wirklichkeit.
Man schreibt das Jahr 1186. Es ist die Zeit zwischen dem Zweiten und Dritten Kreuzzug. In der französischen Provinz muss der Schmied Balian (Orlando Bloom) zwei schwere Schicksalsschläge verarbeiten. In kurzer Zeit starben sowohl seine Frau als auch sein kleiner Sohn. Während Balian noch mit seinem Schmerz ringt, befindet sich der Godfrey von Ibelin (Liam Neeson) auf der Suche nach Balian. Godfrey steht im Diensten des christlichen Königs von Jerusalem.
Der Berater des Monarchen versucht, den fragilen Frieden zwischen Moslems, Christen und Juden im Heiligen Land aufrecht zu erhalten. Dabei möchte er Balian an seiner Seite wissen, denn der Mann ist sein Sohn. Nach einigem Überlegen packt der junge Schmied sein Reisebündel und macht sich auf den weiten und gefahrvollen Weg nach Jerusalem.
Von nun an erzählt Ridley Scott den eindrucksvollen Aufstieg Balians als Ritter. Als sein Vater Godfrey an den Folgen einer Verletzung stirbt und sein Sohn seinen Titel erbt, trifft der junge Ritter in Jerusalem auf eine für ihn fremde Welt. Sein Herr ist der König von Jerusalem (Edward Norton), der von Intriganten umgeben ist und dem Tod ins Auge blickt. Am Hofe lebt auch die geheimnisvolle Prinzessin Sybilla (Eva Green), in die sich Balian verliebt. Trotz der schwierigen Situation steigt er zu einem der angesehensten Ritter am Hofe auf. Aufgrund seiner Fähigkeiten wird er ausgewählt, die Stadt gegen ein gewaltiges Heer des Sarazenen Herrschers Saladin zu verteidigen. Damit scheint ihm eine kaum lösbare Aufgabe zugefallen zu sein. Das feindliche Heer, das sich vor den Mauern sammelt, wirkt überlegen.
Ridley Scott erzählt die Geschichte zwar bildgewaltig, kolossal und mit (viel) Wahrheit, doch was mir hier eindeutig gefehlt hat, war das wohlige Gänsehautgefühl das bei mir praktisch fast zu keiner Zeit auftrat, was normalerweise zu einem Historienepos an oberster Stelle steht. Zwar wird einem hier eine Welt voller Geheimnisse und Abenteuer mit der dazu gehörigen Liebesgeschichte und heimtückischen Intrigen vorgeworfen, doch man hätte es noch mit mehr Dramatik und Emotionen einfüllen sollen. Doch diesen, meiner Ansicht nach, einzigen und großen Kritikpunkt reist "Königreich der Himmel" mit seinen spektakulären Kulissen und überwältigenden Massenszenen wieder raus. Denn was dem Zuschauer hier an Schlachten mit rasanten Schnitten und Zeitlupenbildern geboten wird, und die Kamera dabei noch wie ein Adler über die gigantischen Ritterscharen kreist, ist schon bombastisch.
Da haben sich die 130 Millionen Dollar die Ridley Scott in sein Ritterepos ausgegeben hat wahrlich gelohnt und so konnte er aus den Vollen schöpfen. Tausende Statisten ließ er in der Wüste Marokkos schwitzen und bis ins Detail rekonstruierte er historische Burgen als atemberaubende Kulissen, denn so entfaltet sich der Film in seiner ganzen Pracht.
Orlando Bloom verkörpert mal endlich wieder nach "Der Herr der Ringe" einen ernsthaften Charakter, musste er doch in "Troja" einen blassen und schwachen Paris mimen. Hier zeigt er aber dass er das Zeug hat einen gestandenen und ehrenhaften Kreuzritter darzustellen. Zwar fehlt ihm bei seinen Ansprachen an seine Gefolgsleute die nötige Ausstrahlung wie sie es Viggo Mortensen als Aragorn in "Der Herr der Ringe" oder Russell Crowe als Maximus in "Gladiator" hat, doch man merkt das er hier sein bestes gibt und somit eine ganz klar zufrieden stellende Leistung vollbringt. Eher schwach agiert hier Eva Green als Prinzessin Sybilla, die fast schon auf den Spuren von Diane Kruger wandelt aber Gott sei Dank keine so peinliche Performance abliefert. Dagegen zeigt Liam Neeson ("Batman Begins") als Godfrey von Ibelin in der väterlichen Rolle, der leider zu früh aus der Handlung entzogen wurde eine gewohnt souveräne Leistung und insbesondere Jeremy Irons ("Stirb langsam – Jetzt erst recht") als älterer Ritter agiert hier grandios. Edward Norton ("Fight Club") bekommt man als König von Jerusalem der von Lepra gezeichnet ist, gar nicht erst zu Gesicht.
Fazit: Regisseur Ridley Scott ("Gladiator", "Alien") hat mit "Königreich der Himmel" einen aufwändig in Szene gesetzten Ritterepos mit gigantischen Massenszenen, mächtigen Bildern und einer realitätsnahen und spannenden Handlung ausgestattet, bei dem aber leider die dramatischen und emotionalen Szenen etwas zu kurz kommen – eine spektakuläre Zeitreise in die Ära der Kreuzritter!