Seit gut 500 Jahren ist die Welt keine Scheibe mehr, und so ist es nur nachvollziehbar, dass die Welle traniger Historienepen, die Ridley Scott mit seinem „Gladiator“ angestoßen hat, ihm schließlich zurück gegen den Allerwertesten rollt. Den Gesetzen der Kinetik folgend, kann dieser Schubs nicht ohne Konsequenzen bleiben, und – wahrlich – auf den Spielplänen steht sein KINGDOM OF HEAVEN – ein weiterer Schinken, in dem das Rüstzeug scheppert und die Schwerter klirren, auf dass die Attrappen monumentaler Festen sich biegen und brechen.
Unter dem Lepper King ist Jerusalem zu einer recht peace-igen Metropole aller drei Religionen des Buches gediehen: Juden, Muslime und Christen leben Seit an Seit. Und genau so sollen sie kämpfen, ihre letzte Schlacht, denn Saladin, der edle Sarazene, bedroht diese wunderbare Balance. Dafür muss man Verständnis haben. Nicht nur wurde die heilige Stadt von den christlichen Horden mit einem blutigen Massaker der Scharia entrissen, dereinst, sondern auch just die Schwester des mächtigen Feldherrn von den bösen, gierigen Templern – die schon wieder – geschändet und ermordet. Den Krieg wollten nur die Bösen, und den Krieg haben sie bekommen. Alle Bösen sind jetzt tot. Auf dem Schachfeld stehen nur noch Bauern und ein paar Handwerker. Sie müssen die Mauern halten, auf dass sich das Gemetzel an Frauen und Kindern nicht wiederholt. Der Held, ein junger Schmied (Legolas Bloom), schlägt sie alle zu Rittern. So kämpfen die besser, erklärt er dem verdutzten Bischoff. Und dann rollen auch schon die Belagerungstürme und Katapulte an, und man erlebt die Schlacht um Gondor ein weiteres mal – leider ohne Trolle und Olifanten. Aber natürlich ist Saladin nicht Sauron. Und er ist auch kein Christ, beruhigt er den verhandelnden Schmied. Die weiße Flagge wird gehisst, und die überlebenden Verteidiger ziehen froh, am Leben zu sein, zu den Mittelmeerhäfen ab.
Mit diesem neuerlichen Ausflug in Jahrhunderte zurückliegende Geschichte taucht Scott in eines der unrühmlichsten, dunkelsten Kapitel in den Annalen des Abendlandes: die Kreuzzüge. Und auch wenn er sich anstrengt, seinem Publikum die finale Niederlage als einen Sieg zu verkaufen, wirkt der nachfolgende Abzug wie eine Einstimmung auf die Entwicklung, die sich im Nahen Osten abzeichnet. Ein völlig verrücktes Unternehmen, so einen Film anzufangen, denn die zwingend allegorischen Lesarten machen die Inszenierung gerade gegenwärtig zu einem Eiertanz zwischen opponierenden Befindlichkeiten. Dass die bereits vorab heftig bezeterte Darstellung der moslemischen Sarazenen sich als betont zurückhaltend entpuppt, ist natürlich angenehm, holt den Film aber nicht aus dem Fegefeuer der Kontroverse. Die miesen Einspielergebnisse sind so trotz blendend monumentalem Aufwand nicht verwunderlich. Ein Spagat zwischen politisierter Kritik und belehrungsmüdem Publikum konnte mit diesem Thema nicht gelingen.