kurz angerissen*
Klassisch-modern oder eben einfach zeitlos könnte man Michael Crichtons Herangehensweise an seine eigene Romanverfilmung bezeichnen. Nimmt man den "Grossen Eisenbahnraub" in eine Schere zwischen "Frankie und seine Spießgesellen" (1960) und "Ocean's 11" (2001), so muss man zur Feststellung gelangen, dass sich bei den lupenreinen Eigenschaften des Caper-Movies über Jahrzehnte hinweg fast nichts geändert hat. Sieht man von einigen langwierigen Passagen in der Schlüsselsuche ab, die den Hauptteil der Handlung ausmachen, so reichten Tempo und Schauwerte vermutlich auch noch heutigen Ansprüchen, was die Regie selbst 40 Jahre später noch taufrisch wirken lässt. Spannung und komödiantische Einlagen sorgen für einen wohlfühlenden Austausch von An- und Entspannung; bei der Beschaffung der Schlüssel zum begehrten Tresor wird exzessiv mit Timing und Zeitdruck gespielt, was insbesondere beim minutiös vorbereiteten und fast wie eine Plansequenz inszenierten Einbruch in eine Bahnhofsstation für so manchen Adrenalinschub sorgt. Ein solcher tritt ohnehin spätestens dann auf, wenn Sean Connery auf dem Höhepunkt des Films bei 90 Kilometern pro Stunde über ein Zugdach läuft und Hindernissen ausweicht. Im Vergleich mit den Materialschlachten, die man heute gewohnt ist, mag so ein vermeintlich simpler Stunt bescheiden sein, seine Wirkung verfehlt er allerdings nicht.
Den Star-Appeal hat das Gaunerstück aktuellen Filmen sogar weit voraus. Sean Connery und Donald Sutherland verströmen zusammen eine Präsenz, für die das Breitbild kaum ausreicht. Ihr Gentleman-Humor passt zur Heist-Thematik ebenso gut wie zur portraitierten Zeit, die dank opulenter Kostüme und Bauten regelrecht auflebt. Natürlich wird das Bild des sympathischen Gauners mit Herz in Tradition alter Robin-Hood-Sagen weiter gepflegt (wie sollte man einem Connery seine Schandtaten auch übel nehmen); insofern bewegt man sich stromlinienförmig durch das vorgedruckte Regelwerk. "Der Grosse Eisenbahnraub" ist sicher kein Film, der in irgendeiner Art und Weise dazu prädestiniert war, Geschichte zu schreiben, das Herz hat er aber am rechten Fleck.
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