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Eigentlich steckte die Verfilmung von „The Hitchhiker's Guide to the Galaxy“ schon seit locker 20 Jahren in ihrer Planungsphase fest, auch weil Douglas Adams ein Drehbuch zu seiner kultigen Roman-Reihe nie fertig stellte. Als er dann vor vier Jahren verstarb, war die Sache dann auch erst mal vom Tisch, bis sich unter anderem Comedy-Spezialist Jay Roach („Austin Powers: International Man of Mystery“, „Meet the Fockers“) für den Stoff zu interessieren begann und die Produktion vorantrieb.
Die Besetzung war zwar letztlich nach einigen Querelen und Besetzungsproblemen sicher mehr ein Kompromiss als ein Traum, aber was der ehemalige Musikvideo-Regisseur Garth Jennings mit seinem Leinwanddebüt in Zusammenarbeit mit Drehbuchautor Karey Kirkpatrick („Chicken Run“, „The Little Vampire“) letztlich abliefert, ist immerhin so kurzweilig, witzig, skurril und absurd, wie es stets Adams Geist entsprach. Mir, dem der erste Roman vor cirka sechs oder sieben Jahren über den Nachttisch lief, ist die Geschichte zwar nur noch rudimentär bekannt, der Wiedererkennungswert ist aber da und der Film macht, das ist ja die Hauptsache Spaß, obwohl der Stoff als nahezu unverfilmbar galt. Wie so oft, kann der Film gegen das Buch allerdings nur verlieren.

Eine Niederlage mit Klasse und Anstand ist es also nun doch geworden. Der Plot ist simpel, das Ideenreichtum dafür schier unendlich, die dazuaddierten Motive für den Mainstream akzeptabel und nicht im Fokus – Keine Panik also!

Das gilt insbesondere für Arthur Dent (Martin Freeman), einem britischen Durchschnittstypen, der an einem Donnerstagmorgen feststellen muss, dass sein Haus von einer Baufirma abgerissen werden soll, um einer Straße zu weichen. Parallel dazu wird er von seinem Kumpel Ford Prefect (Mos Def, „Brown Sugar“, „The Italian Job“) darüber aufgeklärt, dass in nur wenigen Minuten die gesamte Erde vernichtet wird, um einer interstellaren Autobahn zu weichen. Also geht es nach einen hastig heruntergekippten Bieren für ihn mitsamt Ford, der eigentlich gar kein Mensch ist, sondern einen Galaxy-Guide schreibt, auf das Schiff der Vogonen, jenes bürokratische Alienvolk, das die vernichtenden Baupläne in die Tat umsetzt. Doch damit nicht genug. Von dort geflüchtet, landen sie auf der stets gut gelaunten „Herz aus Gold“, auf der der egozentrische, durchgeknallte Herrscher der Galaxis Zaphod Beeblebrox (Sam Rockwell, „Charlie's Angels“, „Heist“) mit seiner Angebeteten Trillian (Zooey Deschanel, „Elf“, „Eulogy), die wiederum ebenfalls von der Erde stammt und von Arthur aufgrund einer früheren Begegnung angehimmelt wird, durch das Weltall düst, um die wichtigste Frage auf 42 zu finden. Die universelle Antwort auf alles, wenn man denn die Frage kennen würde. Soviel zur Geschichte, die, leicht abgewandelt immer noch die Züge der Vorlage besitzt und, allein um sich zu verkaufen, um ein paar Konventionen nicht herum kam.

Adams Humor zu umschreiben ist etwas schwierig, man muss ihn miterleben. Seine Kreativität kannte keine Grenzen, die Einfälle strotzen vor skurriler Phantasie. Vom Babelfisch über den manisch depressiven Roboter Marvin, der stets sämtliche Sympathien auf sich zieht bis hin zu sporadisch zur weiteren Erklärung herangezogene Einträge des galaktischen Reiseführers, ist einiges Unvergessliches dabei. Der Film hat sicherlich einige Momente, wo der Witz der Vorlage seine Stärken nicht entfalten kann (z.B. rund um Deep Thought), aber Jennings legt hier ein so hohes Tempo vor, dass das löchrige Drehbuch kaum auffällt und die eigentlich überflüssige Beziehung zwischen Arthur und Trillian auf ein Minimum beschränkt wird.

Diesem Motto bleibt man auch treu. Die unendlichen Unwahrscheinlichkeitsdrives fördern immer wieder für einige Sekunden die unmöglichsten Ergebnisse zu Tage, ein Handtuch kann lebensrettend sein und auf einem Planeten kann man, wenn man denkt, schon mal von umhersausenden Fliegenklatschen malträtiert werden. Obwohl im letzten Drittel dann die irre hohe Gagdichte etwas nachzulassen beginnt und sich der Film vornehmlich auf optische Sperenzchen stürzt, die indes dem Film keinesfalls seinen Charme nehmen, bleibt der Unterhaltungsgrad vor allem dank der gut aufgelegten Darstellerriege vorhanden. Allen voran hinterlässt Sam Rockwell hibbelig, zappelig, arrogant und mit zwei Köpfen den besten Eindruck, wobei sich Mos Def, der mir besser als erwartet gefiel, sich mit seinem nebensächlichen, lockeren Plauderton keineswegs zu verstecken braucht. Nur schade, dass Martin Freeman und Zooey Deschanel gegen die beiden quietschvergnügten Egos so blass nebenher laufen. Speziell Freeman, der nun mal die Hauptfigur innehat bleibt als Normalo irgendwo zu blass und selten involviert.

Einige kleinere, aber unübersehbare Aussetzer hat der Film dann doch. Insbesondere das Kapitel um Humma Kavula (John Malkovich, „In the Line of Fire“, „Con Air“), einem Ex-Rivalen von Zaphod Beeblebrox, will so gar nicht zünden, weil das Aufeinandertreffen zu gekünstelt und angestrengt witzig sein soll.

Technisch selbstverständlich up to date und oft wohl auch absichtlich comichaft und künstlich gehalten, erlaubt sich „The Hitchhiker's Guide to the Galaxy“ auch in dieser Hinsicht keine Ausrutscher. Das Innere des Raumschiffe versprüht ein Retro-Gefühl, die Masken und Kostüme erinnern an altmodisches Science-Fiction anstatt an moderne Space-Operas. Insofern muss Jennings sich nicht vorwerfen lassen, mit Effekten den Zuschauern zu erschlagen und gleichzeitig das kriselnde Drehbuch zu übertünchen.

Denn das ist irgendwo das Steckenpferd, auch wenn es schlicht unmöglich ist den vorliegenden Stoff in einen Film von knapp 105 Minuten zu pressen. Da gibt es einfach zuviel, was sich Adams innerhalb seines Universums zusammengereimt und dazu erklärt hat. So viele Gags, die man filmisch auch nie so wirkungsvoll umsetzen hätte können.
Sinn gibt sich die Hand mit Unsinn und über allem kreist der britische, eigene Humor, der sich so erfrischend von den gängigen Hollywoodkomödien abhebt, weil er um einiges intelligenter und einfallsreicher daherkommt.


Fazit:
Kuriose Umsetzung eines Kultstoffs, der zwar der Vorlage nicht gerecht wird, aber einen sehr unterhaltsamen, groben, manchmal konfusen Abriss darüber darstellt, was Douglas Adams eigentlich ausmacht. Wenn mal so will, ist der Film ein Trailer zum Buch, das ich nur jedem ans Herz legen kann (und demnächst auch dringend mal wieder herauskramen muss). Die Situationskomik ist vortrefflich, der Wortwitz extrem amüsant, die übersprudelnde sich dahinter verbergende Energie Adams omnipräsent. Dass Garth Jennings nun nicht das Unmögliche schaffte und einen Film ablieferte, der dem Buch ebenbürtig ist, sei ihm großzügig verziehen. Mit Sicherheit nicht gigantisch, aber anders, kurzweilig, flott und trotz oftmals fehlender Substanz schlichtweg, sowie im Grunde überflüssiger Ergänzungen des Autors, unterhaltsam und witzig.

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