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Grave Robbers from Outer Space!

Originaltitel: Hitchhiker's Guide to the Galaxy, The
Herstellungsland: Großbritannien / USA 2005
Regie: Garth Jennings
Darsteller: Martin Freeman, Sam Rockwell, Mos Def, Zooey Deschanel, John Malkovich, Stephen Fry, Alan Rickman

Okay. Soweit keine Überraschungen. Im Gegensatz zu "Star Worse- Episode III" waren bedingt durch die Ausschnitte und Trailer die Erwartungen an die Hollywood-Version des Anhalters nicht allzuhoch. Sicher es gibt Namen im Cast die aufmerken lassen: Stephen Fry als Stimme des Buches ist zweifellos ein gelungener Wurf, schon in den Audiobooks von Harry Potter, weiß er durch Understatement und leise Ironie zu gefallen, er ist ein gelungener Ersatz für die vertraute Stimme von Peter Jones, der dem Anhalter bis zu seinem Tod die Erzählstimme lieh. Auch Alan Rickman als Stimme von Roboter Marvin weiß grundsätzlich zu gefallen. Wenn sie nur die Chance hätte einen Bruchteil der Dinge zu sagen, die Marvin in den früheren Versionen des Anhalters so originell machten.

Der Film ließ mich resigniert zurück. Ich hatte das Gefühl, im Vorzimmer einer Behörde gesessen zu haben, in dem jemand, dem der Sinn für Humor im Alter von zwölf chirurgisch entfernt wurde, einem Amerikaner im grellen Hawaiihemd versucht den Hitchhiker nachzuerzählen... und der wirklich jede Pointe in den Sand setzt. Jede.

Es gibt Lieblingswitze. Man weiß wie sie enden, man weiß was passieren wird. Man ist nicht überrascht, aber man amüsiert sich dennoch. Gute Komödien haben diesen Effekt. Bisher hatte das beim Anhalter immer geklappt. Egal ob die originale Hörspielreihe, die Fernsehserie, das Computerspiel oder die Bücher - es gab immer Variationen der bekannten Geschichte und es war immer witzig. Gut über die letzten beiden Bücher des Hitchhikers kann man diskutieren, es ist bekannt, das Adams zu dieser Zeit eigentlich von Arthur Dent die Schnauze voll hatte und eigentlich keine Comedy mehr schreiben wollte, aber im Großen und Ganzen war stets nachvollziehbar, warum der Hitchhiker Kultstatus geniesst und in mehr als einer Variante in Wissenschaft und Popkultur zitiert wurde.

Bis zu diesem Kinofilm. Es gibt einen einzigen Augenblick in dem der FIlm einen "magischen Moment hat": Wenn das Hitchhiker Buch zum ersten mal ins Bild fliegt, das klassische Musik-Thema gespielt wird und der Titel erscheint. Zu diesem Zeitpunkt liegt die schale Eröffnung des Films schon hinter einem.
Arthur Dent wird von Martin Freeman gespielt. Und das nicht gut. Freeman ist hibbelig, grimassiert und wirkt insgesamt viel zu aktiv um den zurückhaltenden und reservierten Briten Arthur glaubhaft zu verkörpern. Ein Großteil des Humors des Hitchhikers basiert eben auf der nüchternen, drögen "Das darf doch wohl nicht wahr sein"-Haltung mit der Arthur Dent auf die unglaublichsten Dinge eher genervt reagiert und sich im Zweifel auf hanebüchene Logik und Beckmessereien zurückzieht, anstatt Probleme zu lösen oder gar heldenhaft zu agieren. Arthur Dent war nie ein Held, noch war er sonderlich emotional.
Das abstruse Universum aus seinem Blickwinkel zu sehen, war der Hauptreiz des Buches. Mit einem Computer zu Diskutieren um ihm beizubringen was das besondere an echtem Tee ist, derweil man im teuersten Schiff der Galaxis durch ebendiese fliegt, im Angesicht des Todes spitzfindig zu werden - das war Arthur Dent.
Nun "no longer" - der Arthur des Kinofilms ist jemand der auf zwar linkisch aber dennoch offensiv Frauen anbaggert, dessen Ideale im Leben sich auf "die eine wahre Liebe finden" reduzieren lassen, und der wenn es hart auf hart kommt die Dinge in die Hand nimmt um die Situation zu entschärfen, die Jungfrau in Not zu retten und zu erkennen, was der der Sinn des Lebens wirklich ist: LIEBE.
Spätestens an dieser Stelle sollten Leser des Buches in ihrer Abstellkammer nach dem Baseballschläger kramen, um sich mal auf ein ernstes Wort mit dem Regisseur des Films zusammenzusetzen. Doch es wäre wohl sinnlos. Was so ernüchternd ist, ist das man das Gefühl bekommt es wäre sinnlos. Die Macher des Films sind wahrscheinlich nichtmal boshaft, man spürt einfach nur ein großes Vakuum und eine große intellektuelle Leere hinter jedem Bild. Sie haben es nicht kapiert. Sie könnten sich die Hörspiele hundertmal anhören und vielleicht haben sie es auch getan, aber sie würden einfach nicht verstehen was daran komisch ist. Anders lässt sich die völlige Abwesenheit von Witz und Originalität im Film nicht erklären. Zwar wurde ein Drehbuchfragment von Douglas Adams verwendet, aber ihn als Autoren dieses Trübsals und Tristesse zu nennen ist genauso bösartig wie ihn als Executive Producer aufzuführen. Es ist müssig aufzuzählen an welchen Stellen der Film nicht funktioniert, ob nun den unnötigen Auftritt John Malkovichs, dem Design der Heart of Gold, der übermäßigen Rolle die den Vogonen zukommt - besser zu sagen: der Film funktioniert nicht. Zu oft versucht er Science-Fiction zu sein, zu oft treibt er Arthur und Trillian in "dramatische emotionale Momente". In Momenten in denen es Wortwitz geben sollte, flüchten sie sich in Slapstick. Bezeichnend das die einzigen großen Lacher im Kino immer dann kamen, wenn jemand sich den Kopf anstieß, hinfiel oder eine Schaufel in die Fresse bekam.

Slapstick.

Sie haben es einfach nicht kapiert. Der Humor von Adams ist aber nunmal kein visueller. Er ist verbal, was nicht verwundert, wenn man weiß das das Ganze als Hörspielserie begann. Es gab nur Stimmen und Geräusche - Der Witz musste verbal sein. Das ist auch der Hauptgrund, warum jede Form der Visualisierung Gefahr läuft der Story zu schaden. Es ging nie wirklich um Science-Fiction, es ging um Situationen um absurde Dialoge. Aber weil hier ja ein teurer Sommerblockbuster gedreht wird, kann es ja nicht angehen, das man zwei Stunden nur Leute zeigt die lustige Dialoge führen. Es muss etwas passieren... und deswegen werden gigantische Sets gebaut udn gerendert... es wird Augenfutter geboten... das meist nur von den Dialogen ablenkt und die paar Gags die Erhalten geblieben sind in den Hintergrund drängen.
Die TV-Serie mag steif gewirkt haben und billig produziert - sie hat aber dennoch funktioniert, eben weil sie es sich nicht leisten konnte die Zuschauer permanent mit Bildenr zu bombadieren. Man sah Ford, Zaphod, Arthur und Trillian wie sie redeten und dabei durch ein Raumschiff gingen oder über einen Planeten. Der Fokus waren die Akteure, nicht das Setting. Jetzt erleben wir Planeten und Spezialeffekte und in dem ganzen Geraffel und Geballer und Gewirbel geht die Essenz des Anhalters zu Grunde.


Mos Def gibt sich Mühe, aber er passt nunmal nicht zu Ford Prefect. Er ist langweilig, er hat fast keine Szenen die sich zu spielen lohnen. Die besten Dialoge wurden auf Rumpffragmente zusammengestrichen... viele klassische Anhalter-Gags werden angerissen und dann abgebrochen. Sam Rockwell bekommt zwar mehr Fleisch als Zaphod, aber auch er muss sich auf hektisches Gezappel und übertriebene Mimik beschränken. Sein Zaphod ist kein selbstgefälliger Egomaniac sondern das Abziehbild davon. Er wirkt abstoßend und unsympathisch ohne dabei interessant zu sein.

Trillian ist... nunja sie war im Buch nie ein sehr interessanter Charakter, was Adams auch wiederholt zugegeben hat.. sie ist im Film nicht viel besser. Sie wirkt eher nervig, weil ihr eine gezwungene Lovestory mit Arthur aufgedrängt wird, die hinten und vorne nicht passt und die beide Charaktere vergewaltigt.

Und letztlich Marvin (der aussieht wie ein überdimensionaler Aiboo) und der Hitchhiker selbst - sie bekommen kaum Screentime. Ein zwei Zitate aus dem Anhalterbuch werden verwendet und in animierter Form auf die Leinwand gebracht.. und diese Momente machen einem nur schmerzlich bewusst, wie brilliant die Animationen in der TV-Serie waren. Gespickt mit In-JOkes, Anspielungen und optischen Ideen die heute noch witzig anzusehen sind. Die neuen Anhalter-Animationen wirken wie die Schnittabfälle eines mittelmässigen Flash-Programmiers. Sie bereichern die Texte nicht, sie illustrieren sie nur, sie bieten nichts das über die Worte hinausgeht. Sie sind überflüssig.

Das einzige Mal das ich im Film wirklich lachen musste war am Ende.
Dort steht "For Douglas" - Das nenne ich schwarzen Humor.
Einem Künstler aufs Grab zu pissen und ihm das Ganze dann noch zu widmen ist wirklich mutig.

Es wäre komisch, wenn es nicht so traurig wäre.

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