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Direkt an Episode 4, Der Fluch der Pröpstin und dessen Ausgang anschließende Episode um die weiteren Abenteuer des Pfarrer Braun in eigentlich für ihn Tabu seienden kriminalistischen Gefilden; das Ende dort stellt hier die Einleitung des geographischen Umfeldes und der dazugehörigen personellen Konstellation da. Durfte man sich vorher in der Freiheit der Natur, teils pittoresken Landschaften und auch der Fleischeslust unterschiedlicher Art ergötzen, so steht nun die Diät sowohl für die Titel- und Hauptfigur, als auch stellvertretend und so identifizierend, emphatisierend und sympathisierend für den Zuschauer all der Leiden dar. Ein Rückschritt in die Tradition und Fastenzeit. Bete und arbeite, statt Schweinkram und Teufelszeug:

Pfarrer Braun [ Ottfried Fischer ]. von seinem Vorgesetzten Bischof Hemmelrath [ Hans-Michael Rehberg ] in das mittelalterliche Kloster Marienfels verbannt, soll sich dort bei einer strengen Fastenkur in Leib und Seele reinigen; dazu ist auch Kontakt mit der Außenwelt strikt eingeschränkt und nur in Ausnahmefällen toleriert. Allerdings wird kurz nach Eintreffen des Hobbykriminologen ein Priester ermordet aufgefunden und dem zu Besuch anwesenden Bischof in der Beichte eine weitere Tat angekündigt. Da Hemmelrath bei einem etwaig auftretenden Skandal um seine Ernennung zum Kardinal fürchtet, wird nicht nur Braun und seine detektivischen Erfahrungen ausnahmsweise aktiviert, sondern auch dessen Spezi, Kommissar Geiger [ Peter Heinrich Brix ] in die Abteil eingeschleust. Verdächtig machen sich schnell viele, der technophobische Abt Nicodemus [ Heinz Baumann ], die um Führung streitenden Pater Andreas [ Götz Otto ] und  Bruder Bernadus [ Christian Kahrmann ], die alteingesessenen Pater Pankraz [ Herbert Fux ] und Prior Ansgar [ Michael Hanemann ] und selbst die aufgrund ihres Berufes ein- und ausgehende Postbotin Claudia [ Katja Woywood ], der gleich mehrere Affären angedichtet werden.  

Mit dem (kurzzeitigen) Neuzugang des Autoren Jörg Brückner zusätzlich als Verstärkung für den bisher allein schreibenden und diese Aufgabe der Kreativität auch noch bis Episode 7 vertretenden Wolfgang Limmer versehen, stellt gerade das Umfeld der Szenerie einen Moment der Tristesse allerorten dar. So wird zwar auffälligerweise, da gänzlich ungewohnt in der bisherigen Schreibart gleich mit dem ersten Mord statt einem länger dauernden Vorgeplänkel begonnen, birgt dies aber nur wenig Interesse und Abwechslung zu dem Einerlei der Monotonie und Eintönigkeit dar.

Schuld daran ist tatsächlich das Milieu, die Wahl des Klosters als im Grunde einzigen Schauplatzes, was im Grunde die gar nicht so üble Idee der Abschottung ist, aber mit dem Club der alten Männer hier sich auch vermehrt vertrocknet auf die so schon nüchterne Inszenierung auswirkt. Das Gemäuer groß und dunkel, viel Braun und Grau und sonstige Tristesse, die selbst mit der einzigen Frau im Bunde, der ab und an vorbeischauenden Postbeamtin nur amusische, da weiterhin spröde 'Ablenkung' und nichts für das Auge und andere Sinne beiträgt. Ähnlich wie der arme Pfarrer darbt hier auch das Publikum, wird in dieser Degeto-Variante des Der Name der Rose, Film, nicht Buch, nur die dürftigen Interessen gereizt und so nicht wirklich geweckt. Ein wenig Potential bildet sicherlich der Umstand, dass der Pfarrer nun quasi undercover ermittelt und seine Fragen nach Alibi und Motiv immer etwas vor seinen Mitbrüdern, die ihm eigentlich fern im Ideellen sind und fremd bleiben, verstecken muss.

Sonst in der großen freien Welt herumgetrieben und sich im Bunten vergnügt, werden hier immer nur kleine Boli, geringe Dosen an Aufmerksamkeiten erlaubt und selbst diese verschämt und hinter vorgehaltener Hand eingeschmuggelt. Ein klammheimliches Prozedere, in dem auch das Skript und die Regie eher knarrt und dabei Staub abhustet statt sich regsam reckt und streckt. Bete und Arbeite heißt es hier auch für den Beobachter, der Ausschau nach dem Hinkefuss in der Mönchskutte hält, aber viel Anderes und Aufregendes auch nicht präsentiert bekommt. Ein Hungertum des Kriminalfilmes, der wie die mönchischen Tugenden und analog zur Prämisse von Set und Setting die Keuschheit und die Armut und den Gehorsam predigt und auch strikt einhält.

Selbst so richtig lustig oder amüsant im unfreiwilligen Stil wie gerade auch beim Vorgänger und dessen Besetzungscoup voller Intrigen und Amourösitäten wird es hier trotz dafür vorhandener 'Darsteller' wie Götz Otto, Christian Kahrmann, Herbert Fux, Michael Hanemann oder Heinz Baumann nicht, ganz zu schweigen noch von dem unterkühlten Pflänzchen Woywood, so dass die Anteilnahme nun ganz beim Bruder Leichtfuss, dem Volksschauspieler Ottfried Fischer liegt. Fischer ist trotz Hungerödeme hier auch der Fels in der Brandung, die Funzel im Dunkel, der Delikatessenkorb vor dem Hungertuch, der die Rolle des Braun nun endgültig angenommen hat und mit aller Leibesmacht und für die nächsten zehn Jahre auch stattlich ausfüllt.

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