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03.10.2018
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Review

Die abstoßend-amüsante Dekadenz der achso edlen Oberschicht

"Der diskrete Charme der Bourgeoisie" ist nicht weniger als Luis Bunuels größte Errungenschaft. Und immerhin sprechen wir über den wahrscheinlich genialsten Surrealisten der Filmgeschichte. Das alleine dürfte die absurd-komische wie abstrus-clevere Satire auf die Oberschicht zu einem Must-See auf den Merklisten jedes ernst zu nehmenden Cineasten machen. Voller Ideen, voller Seitenhiebe, scharfzüngig und verspielt gleichermaßen - Bunuel hat sich hier im Herbst seiner Karriere nochmal selbst übertroffen. Wie eine traumwandlerische Kreuzung aus "Die Spielregel" und einem nie zu wirren aber dennoch fordernden Theaterstück - drei Pärchen aus der Elite Frankreichs verabreden sich immer wieder zum Essen, doch es kommt jedes Mal etwas dazwischen. Von spontaner Vögelei bis hin zur einmarschierenden Armee - genug Zeit für Arroganzanfälle und verrückte Anekdoten gibt es dennoch...

Selten wurde die Maske der feinen Damen und Herren kreativer und eleganter abgerissen. Bunuel hält die Balance aus Surrealismus und bissigem Realismus meisterhaft und streut sogar noch ein paar schaurige Momente ein. Das Cast, bestehend aus ein paar der bekanntesten Gesichtern der Nouvelle Vague, spielt die unverdrossene Gesellschaft des Übermaß und der verrohten Werte gnadenlos gut, nimmt sich selbst nicht wenig aufs Korn. Von kleinen abfälligen Gesten bis zu unverhohlen Dreistigkeiten, von unfassbaren Perversitäten bis zu eigentlich sogar wirklich charmanten Angewohnheiten, von lustigen Spleens bis zu einer völlig verdrehten Weltanschauung - diese köstliche Farce bietet genug Kritik und Zeigefinger in den Wunden, dass es für fünf Filme reichen würde. Bunuel hat den Zirkus der Schönen und Reichen lange genug beobachtet und ihm sogar beigewohnt, dass er sich das erstens erlauben kann und zweitens vielleicht sogar der eine oder die andere sich wiedererkennt und ertappt fühlt. Doch wie die hohen Nasen nunmal so sind und wie man an den vergangenen 50 Jahren sieht - geändert, hat sich daran nichts. Und wird sich wahrscheinlich auch nie... Übrigens und natürlich nicht nur in Frankreich.

Fazit: meisterhafte Entlarvung der fatalen sowie absurd-komischen Idiotie der oberen Zehntausend - Bunuels Krönung! 
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