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Quasi als Abgesang des Genres lieferte Actionregisseur Enzo Castellari ("Tote Zeugen singen nicht") 1976 mit dem Spät-Italowestern "Keoma" einen weiteren Höhepunkt seines Schaffens ab. "Django" Franco Nero glänzt in der Titelrolle des düsteren Halbblutes, das in seinem fanatischen Eifer nach Gerechtigkeit in einer seuchengeplagten Kleinstadt auftaucht, um es nicht nur mit einer Bande gewissenloser Marodeure, sondern auch noch mit seinen drei missratenen Stiefbrüdern aufzunehmen.

Wortkarg und mit versteinertem Gesicht bewegt sich Nero durch die gespenstische, apokalyptisch anmutende Kulisse einer verfallenden Geisterstadt, wobei er immer wieder einer mystischen alten Frau begegnet, die ihn schon als Kind aus den Armen seiner toten Mutter geborgen hatte. Für die Opfer der Banditen hegt er kein Mitleid, sondern wirft ihnen mehrfach ihre Feigheit und Untätigkeit vor. Selbst für die schwangere Witwe, um deren Rettung willen sich Keoma mit der Verbrecherbande anlegt, scheint er keine sichtbaren Gefühle zu hegen. Und trotz einiger geradezu messianisch anmutender Elemente wie der "Kreuzigung" Keomas an einem metallenen Schwungrad (inklusive einer vorangehenden "Ecce homo"-Szene) bringt der Titelheld den meisten Menschen, denen er begegnet, nicht die Erlösung, sondern den Tod. Die melancholische Musik, die mit ihren Songtexten das Geschehen aus dem Off kommentiert, trägt gekonnt zu der bedrückenden Atmosphäre bei.

Die Actionszenen sind routiniert gestaltet und erinnern mit ihrer Zeitlupentechnik an einen Peckinpah-Film. In den Nebenrollen überzeugen William Berger als Keomas knorriger Stiefvater und Woody Strode als versoffener, bogenschießender Ex-Sklave. Allerdings wird der Keoma als Gegenspieler ohnehin nicht völlig  ebenbürtige Bandenchef Caldwell (Donald O'Brien) nach einem vorgezogenen Showdown relativ unspektakulär (und ganz ohne Keomas Zutun) entsorgt, was für einen gewissen Spannungsabfall sorgt. Das etwas aufgesetzt wirkende "zweite Finale" gegen die drei miesen Stiefbrüder kann dieses Gefühl nicht mehr recht wettmachen. Die beste Schauspielleistung als Bösewicht kommt dann auch von dem für die Handlung weniger wichtigen Nebendarsteller Wolfango Soldati als einer von Caldwells sadistischen Schergen.

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