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Unter Fans des Italowestern besitzt „Keoma“ sicherlich Kultstatus, jedoch muss man sich an den extrem eigenwilligen Stil des Films erstmal gewönnen.
Das fängt bereits beim Soundtrack an, der von Filmbeginn an in extrem seltsamer Weise schallt: In einer Art von wirrer Ballade singen eine Frau und gelegentlich ein Mann von den Geschehnissen, die dem Helden gerade passieren, sprechen dabei gelegentlich auch seine Gedanken aus, was schon etwas komisch wirkt, zumal der Gesang teilweise doch eher leiernd als melodiös klingt. Sonst stört er aber nicht, wirkt eher wie ein mutiger Versuch mal etwas anderes zu probieren.
Auftritt Keoma (Franco Nero), seines Zeichens Halbblut, von seinem weißen Vater nebst drei Brüdern großgezogen, die allesamt von einer Weißen stammten und so dem ungeliebten Bruderherz mit indianischem Erbgut stets die Hölle heiß machten. Die Heldenfigur macht aus der ganzen Chose dann schon eine Art Hippie-Western, denn neben Wallemähne in deren Traditition (natürlich von einem Stirnband zurückgehalten) trägt Keoma auch noch Schlaghosen – da kann man sich das Batik-Shirt fast noch dazu denken.

Als Keoma in seiner Heimatstadt zurückkehrt, muss er feststellen, dass hier eine Epidemie ausgebrochen ist und ein fieser Bandenchef die Zivilbevölkerung knechtet. Erkrankte werden gnadenlos aus der Stadt verbannt, sonstige Zivilisten unterdrückt, doch Keoma schreitet ein…
Vom Stil her ist „Keoma“ schon eine seltsame Angelegenheit, doch hat man sich an die seltsame Musikuntermalung und den argen Hippie-Touch gewöhnt, so erkennt man gewisse Italowesterntraditionen, vor allem im Plot. Der Held wird so lange getriezt bis er innerlich kocht, danach muss die fiese Bande dran glauben, nachdem sich bereits vorher mehrfach scharmützelt hat. Die zu rettende Frau und die aufrechten Kumpels sind natürlich auch mit, letztere immer gut zum angeschossen werden oder sterben, in diesem Falle vertreten durch Keomas Vater William Shannon (William Berger) und dessen ehemaligen Sklaven George (Woody Strode). So schaukelt sich die Rachegeschichte langsam aber stetig hoch, die fiesen Brüder kriegen ebenso ihr Fett weg wie ihr böser Chef und in Hälfte zwei nimmt das Treiben nach dem bekannten Muster Fahrt auf.
Leider mangelt es der ersten Hälfte von „Keoma“ dann doch an Drive, da Keoma erstmal durch die Gegend tollt ohne recht zu wissen, was er will. Wenn es wen zu retten gibt, ist er halt da, will man ihm ans Leder, dann wehrt er sich, aber bis er sich dann mal entscheidet für Recht und Ordnung zu kämpfen, da ist bereits der halbe Film vorbei. Das gibt einige unschöne Hänger, ebenso Teile des Subplots um die zu rettende Frau, da die sich immer besonders doof anstellt, um auch ja in Gefahr zu raten.

Zu besonders actionreichen Western zählt „Keoma“ dabei dann nicht, aber wenn es dann mal kracht, dann ordentlich. Die Schusswechsel sind ebenso bleihaltig wie blutig, es gibt nicht nur Duelle, sondern auch Schießereien gegen mehrere Gegner und auch die Inszenierung des Ganzen ist ansprechend. Die Königsklasse eines Leone erreicht „Keoma“ dabei vielleicht nicht, doch ansprechend sind die Actionszenen schon, nur allzu viele davon sollte man nicht erwarten.
So richtig (halb)indianisch sieht Franco Nero in der Titelrolle nicht aus, doch den harten Westernhelden hat er spätestens seit „Django“ voll drauf und so schlägt er sich auch als Halbblut wacker, wenngleich er nicht die Coolness der erwähnten Django-Rolle aufbieten kann. Der Rest der Darsteller macht ebenfalls gute Arbeit, wirklich herausstechen kann keiner, aber Grund zur Klage gibt es auch nicht.

In der ersten Hälfte hängt „Keoma“ arg und der Stil ist sicherlich mutig, aber teilweise auch gewöhnungsbedürftig bis anstrengend. Als ungewöhnlicher Vertreter seines Genres überzeugt er aber, zumal die zweite Hälfte dann auf bewährtere Rachebahnen umschwenkt und zudem mit schicken Schießereien aufwarten kann. Macht 6,5 Punkte meinerseits, gibt besseres in dem Bereich, aber empfehlenswert ist auch „Keoma“.

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