Review
von Alex Kiensch
Auf der Suche nach Neuem wandelt der vierte Teil der berühmt-berüchtigten "Hellraiser"-Reihe auf ganz ausgefallenen Wegen - in Welten, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Denn die Story dieses knapp zehn Jahre nach der Erstverfilmung entstandenen Prequels erzählt zwar die Entstehungsgeschichte des dämonischen Zauberwürfels, beginnt und endet aber auf einer Raumstation im Jahre 2127. Hier versucht der letzte Nachfahre des Spielzeugmachers Le Marchand, die Dämonen, die seine Vorfahren herbeigerufen haben, wieder zu vernichten. Dabei hat er noch genug Zeit, die Geschichte seiner vom Unglück verfolgten Ahnen zu erzählen.
Ähnlich wie schon der dritte Teil zeigt "Hellraiser - Bloodline" sehr interessante Ansätze, die Ausgangsstory zu erweitern - und ähnlich wie dieser scheitert er dabei an seiner dürftigen Inszenierung. Mit jeder Fortsetzung werden die Darsteller plumper und hölzerner, die Dialoge blödsinniger und sinnloser und das Figurenpersonal belangloser. Das geht hier so weit, dass einzelne Nebenfiguren (zwei Wachmänner, die auch noch Zwillinge sind) nur eingeführt werden, um möglichst schnell von Pinhead ihrem grausigen Schicksal zugeführt zu werden. Szenen wie diese wirken völlig aus dem Zusammenhang gerissen und haben im Grunde keinerlei Bedeutung für die Handlung.
Überhaupt gelingt es der episodenhaften Rückblendenstruktur nicht, dem Film inhaltliche Einheit zu verleihen. Die insgesamt drei Schauplätze - Frankreich im 18. Jahrhundert, Amerika in der heutigen Zeit und die Raumstation - bleiben drei nebeneinander laufende kleine Erzählungen, deren Bezugspunkte zueinander schwach und klischeehaft ausgearbeitet sind. Zwar wird insbesondere die historische Episode atmosphärisch dicht erzählt und bietet eine spannende Herkunftssage um den Zauberwürfel, der im Auftrag eines so reichen wie bösen Satanisten entstand, dafür aber mangelt es den anderen Parts deutlich an Spannung. Hier wird mit dunkel-ekligen Fluren voller Leichenteile und bizarren Monstern eher ein Geisterbahn-Feeling erzeugt, das eingefleischte Fans kaum bei der Stange halten kann.
Auch technisch schwankt "Hellraiser - Bloodline": Von den erbärmlichen Spezialeffekten aus der Mottenkisten-Zeit der Computer-Tricktechnik abgesehen, überzeugen die meisten Ekel- und Gewalteffekte mit drastischer Brutalität. Speziell die Auferstehungsszene eines Dämonen in der historischen Episode beeindruckt durch ihre grausige Darstellung, gerade weil hier die abscheulichsten Details nur angedeutet werden. Ansonsten sind die blutigen Effekte zwar drastisch und visuell immer wieder ausgefallen, bleiben aber vergleichsweise spärlich und haben bedeutend weniger Schockkraft als die Gewaltexzesse der Vorgängerfilme. Hardcore-Splatter-Freunde werden hier also nur noch bedingt befriedigt.
Alles in allem ist dieser vierte Teil der Endlos-Reihe nur noch ein blasses Abbild des Originals: Schwache Darsteller, eine uninspirierte Inszenierung, kaum Atmosphäre und allerhand Klischees trüben den Unterhaltungsfaktor spürbar (und seit wann hat Pinhead eigentlich Haustiere?). Für Genre-Fans dürfte sich ein Blick dennoch lohnen: wegen des weiterhin so charismatisch von Doug Bradley verkörperten Bösewichts Pinhead, aber auch wegen seiner durchaus gelungenen Begleitung, der finsteren "Prinzessin", und einiger drastischer Gewaltszenarien. Nicht zu vergessen der immer noch schöne Soundtrack, bei dessen Erklingen man mit einem wohligen Schauern das Schlimmste befürchtet.