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Da es beim Dreh von „Hellraiser IV: Bloodline“ einige Querelen gab und das Ergebnis ihre Vorstellungen nicht traf, wollten weder Kevin Yagher noch Joe Chapelle als Regisseur aufgeführt werden und so ward ein weiterer Alan Smithee Film geboren.
Wie bei so vielen Horrorsequels verlegt man hier die Handlung in den Weltraum, um mal eine neue Umgebung zu bieten. Es handelt sich um das Jahr 2127, Ort ist die Raumstation Minos, wo sich der Ingenieur Paul Merchant (Bruce Ramsay) verbarrikadiert hat. Er beschwört mit Hilfe des bekannten Zauberwürfels Pinhead, doch ist klug genug, dies nicht selbst zu tun, sondern einen Roboter (der fast genauso aussieht wie die Endoskelette in den „Terminator“-Filmen) dies erledigen zu lassen. Damit wären die Formalitäten ruckzuck gegeben, denn die Cenobiten sind da.
Auch Opfer kommen gerade in Form von Elitesoldaten an Bord, die Merchant festnehmen sollen, da er unerlaubt die Mannschaft fortschickte, um die Kontrolle zu übernehmen. Doch beim Verhör stellt die Soldatin Rimmer (Christine Harnos) fest, dass Merchant aus selbstlosen Motiven handelte: Er will die Cenobiten ein für allemal besiegen und will deshalb allein an Bord sein. Eine interessante Unterscheidung zu den Filmen, in denen man die Cenobiten immer nur zum eigenen Nutzen rief.

Damit die Soldaten ebenfalls schnell wieder verschwinden und ihn sein Werk vollenden lassen, erzählt Merchant die Geschichte der Würfelbox, welche Ende des 18ten Jahrhunderts beginnt: Phillip L'Merchant (ebenfalls Bruce Ramsay), ein Vorfahr Pauls und Spielzeugmacher, wurde beauftragt den Würfel zu bauen. Der Auftraggeber wusste um dessen Verwendung und begann Dämonen zu beschwören…
„Hellraiser IV“ hat interessante Ansätze, doch leider funktioniert er eher als Info über das „Hellraiser“-Universum und weniger als eigenständiger Film. Die Erzählung Paul nimmt nämlich den größten Teil des Films ein und das Wüten der Cenobiten an Bord der Minos beschränkt sich fast nur auf die letzten 20 Minuten. Hier hetzt der Film sich auch extrem, metzelt unspannend alles an Nebencharakteren weg und bringt die Geschichte mit einer sehr konstruierten und dummen Wendung vorerst zu Ende. Also bis zur nächsten Fortsetzung. Dadurch geht leider jegliche Spannung verloren, auch wenn der Film immerhin keine großen Längen hat und zügig durchgezogen wird.
Dieses zieht dann auch leider die von Paul erzählte Vorgeschichte runter, denn diese ist durchaus stimmig. Atmosphärisch dicht wird die Geschichte von Merchants Familie und ihren Begegnungen mit den Cenobiten erzählt. Dabei werden Topoi wie Dekadenz immer wieder aufgegriffen, was gut zu dem „Hellraiser“-Universum passt, das sich ja immer um abnormale Genüsse und Begierden dreht. Dieser Part kann auch deutlich mehr fesseln als der Teil im Raumschiff, denn er wird stringent und kurzweilig erzählt.

Leider schien man hier versucht zu sein, Pinhead zu einer Art Freddy Krüger aufzubauen, denn er klopft andauernd irgendwelche Sprüche. Leider schwanken diese immer zwischen wirklich cool und total peinlich, was der Figur doch einiges an Charme nimmt. Warum man das Drehbuch diese Veränderung vorsieht, ist relativ schleierhaft, denn immerhin schrieb Clive Barkers Freund Peter Atkins das Drehbuch. Dafür ist das Make-Up der Cenobiten mal wieder sehenswert geraten, auch wenn man dem Film ansonsten doch das schmalere Budget ansehen kann (z.B. sind die Kulissen steriler und weniger stimmig als den Vorgängern). Die Effekte sind aber angesichts des knappen Geldes recht ansehnlich geraten.
Schauspielerisch liegt der Film auf solidem B-Niveau. Die weitestgehend unbekannten Darsteller machen einen ordentlichen Job, lediglich Doug Bradley ist durch die anderen „Hellraiser“-Filme bekannt. Auch er liefert eine solide Performance ab und versucht die Würde zu bewahren, die das Drehbuch Pinhead nicht mehr gewähren will – wenn auch nur teilweise mit Erfolg.

Bleibt unterm Strich ein durchschnittliches „Hellraiser“-Sequel, das zwar die Hintergrundgeschichte interessant weiterspinnt, aber versagt, was den Spannungsaufbau angeht.

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