Nachdem ich nun schon die anderendrei Teile von De Ossorios „Leichen-Reihe" bewertet habe, mache ich mich nun an den zweiten Teil Die Rückkehr der Reitenden Leichen:
Positiv fallen auch hier wieder die bereits oft von mir genannten Stärken der Reihe auf: die zum Teil sehr gute Atmosphäre, die durch die orchestralen Chöre und die teils guten Sets (Klosterruine), sowie die altmodische Machart des Werkes entsteht.
Der Film wird oft dafür kritisiert, dass die Figuren zu sehr an klassische Stereotypen angelehnt sei: der korrupte Bürgermeister, der Dorftrottel, das leicht bekleidete und willige Dienstmädchen, die untreue Dorfschönheit und natürlich der „Mopp" mit Mistgabeln.
Lässt man sich wirklich auf die Reihe ein, muss einem die Sinnlosigkeit dieses Vorwurfs bewusst werden, da die Reihe ja gerade von diesen klassischen Elementen lebt. Im Gegensatz zu den alten Hollywood-Schinken sind diese Stereotypen allerdings nicht Selbstzweck, sondern De Ossorio spielt mit ihnen: Er wiegt den Zuschauer damit in Sicherheit, bis dann am Ende die große „Überraschung" kommt, die oft sehr untypisch ist.
Eine Stärke von seinen Filmen ist es nämlich, dass man nie weiß wie sie enden (sowohl Katastrophe als auch Happy End sind möglich); dies erzeugt weitere Spannung und ist eine der großen Stärken der gesamten Reihe.
Des Weiteren versetzt De Ossorio diese klassischen Elemente mit neuen Hollywood-untypischen Elementen, was für die damalige Zeit im prüden Spanien sehr mutig ist: so sehen wir oft während der Reihe fremdgehende Frauen, Lesben und natürlich und da ist dieser Teil der „Leichen-Reihe" maßgeblich, Gewaltszenen: herausgerissene Herzen, Erstechen, Köpfen usw. - und das alles in Nahaufnahme!
Ein weiterer unsinniger Vorwurf, ist dass die Leichen in diesem Teil nur die „Bösen" töten - Achtung Spoiler:
Bei dem getöteten Vater und der getöteten Mutter des kleinen Kindes, so wie bei 90% der erledigten Dorfbewohner ist der Vorwurf nicht haltbar, zumal die Leichen Jeden angreifen, der ihnen bei ihrer blutigen Rache über den Weg läuft.
- Der Vorwurf ist also nicht haltbar.
Jedoch hat der Film unbestreitbar Schwächen, kämpft er doch wie alle Teile der Reihe mit Logikfehlern: Am Anfang werden die Leichen verbrannt, dennoch erheben sich ihre noch recht gut erhaltenen Skelettkörper. Die Leichen sind blind und vermögen es trotzdem punktgenau mit ihren Schwertern mit den bewaffneten Dorfbewohnern zu fechten. Die vom Feuerwerk getroffenen Leichen sind noch vollständig und eigentlich ja unsterblich und erheben sich dennoch nicht mehr. Der Schluss (ich möchte ihn als Highlight des Films nicht verraten) wird nicht erklärt; bildet somit aber auch die große Überraschung: Kaum ein anderer Schluss bei einem Film hat mich jemals so überrascht wie dieser! (und ich meine das im positiven Sinne, weil man mit dem Geschehen so zuerst nicht rechnen konnte)
Störend fand ich auch die leider nur schlecht wieder eingefügten Szenen (ich besitze die Längste Fassung des Films - die österreichische XT Version), die dem Film doch etwas den glatten Verlauf nehmen und wie unterbrechende Einschübe wirken (was sich auch etwas störend auf die Atmosphäre auswirkt), wenngleich man auf sie natürlich nicht verzichten will, enthalten sie doch wichtige Details in punkto Handlung und vor allem in punkto Gewalt.
Die Rückkehr der reitenden Leichen kommt leider nicht an den guten ersten und den sehr guten letzten Teil der Quadrologie von Ossorio her; vermag allerdings leicht den schwachen dritten Teil zu schlagen. Von mir gibt's alles in allem 6,5 Punkte für einen guten, klassischen „Gruselfilm", den ich jedem Genrefreund in seiner ungeschnittenen Version empfehlen kann.