Sydney Pollack weckt hohe Erwartungen mit seiner „Dolmetscherin“. Einerseits die Dreherlaubnis für das UN-Gebäude in New York und zudem seit längerer Zeit mal wieder ein
Politthriller vom Altmeister. Doch das Unternehmen scheitert fast auf ganzer Linie. Es fehlt an Brisanz und vor allem an Spannung. Die Präsenz zweier Oscarpreisträger rettet die breitgetretene Langeweile ein wenig, doch ein überzeugender Streifen sieht am Ende anders aus.
Dabei ist die Prämisse doch einladend genug, um einen brisanten und packenden Thriller daraus zu machen. Verhasster Politiker eines fiktiven Staates in Afrika soll während einer Rede einem Attentat zum Opfer fallen. Das behauptet zumindest Dolmetscherin Silvia. Doch ihre Aussage wird in Frage gestellt, vielmehr stuft man sie als verdächtig ein. So schickt man einen Mann vom Secret-Service, um sich ihrer anzunehmen. Und darin liegt der große inhaltliche Fehler. Die Hauptfiguren werden in aller Ausführlichkeit dargestellt. Sean Penn, der frische Witwer, vermag zwar durch und durch zu überzeugen, doch schon bald driftet man in Dramenbereiche ab und der eigentliche Kern der Sache gerät aus dem Focus.
Die Kidman überzeugt zwar darstellerisch, doch die afrikaverbundene Frau nehme ich ihr zu keinem Zeitpunkt ab.
Einzig die Sequenz im Bus lässt erahnen, was in Sachen Spannung alles möglich gewesen wäre. Hier stimmt plötzlich das Timing, der Score, die Art des Schnittes. DAS war das, was ich eigentlich erwartet hatte: Tempo, Rasanz, Dramatik.
Doch stattdessen wird die politische Brisanz allenfalls angedeutet, man traut sich nicht, scharfe Ecken und Kanten einzubauen und bedient sich des Hollywoodweichspülers.
Schade um die erstmalige Dreherlaubnis, schade um das Ergebnis eines Sydney Pollack, von dem ich hoffe, dass er noch
mal ein überzeugenderes Werk abliefern wird.
4 von 10 Punkten