Review

Käfig der Gewalt


„Sin City“ handelt von perfiden Perversen, Swastikas werfenden Gören, lustvoll mordenden Rächern, hat mit Humanismus nichts am Hut und ist trotzdem weit davon entfernt, gewaltverherrlichend zu sein: ähnlich wie schon das Ablichten des kontemporären Mexikos in seiner „Mariachi“-Trilogie schickt Tarantino-Buddy Rodriguez den Zuschauer auf eine Reise in einen völlig eigenständigen Kosmos der Eitelkeiten, der mit echtem innerstädtischem Leben ungefähr so viel zu tun hat wie die Fahrzeuge in Rob Cohens „The Fast and the Furious“ mit einem gewöhnlichen Gebrauchtwagenpark.
Die große Leistung von „Sin City“ liegt aber darin, dass ein eindeutiger Sympathieträger wie „Desperado“ Antonio Banderas hier vorderhand nicht auszumachen ist, und das hat der Film wiederum mit seiner Vorlage gemein: amerikanischen Underground-Comics kann man nachsagen, besonders gewalttätig und sexuell aufgeladen, nicht aber parteiisch zu sein.
Dies hat der Film von neuem mit „Road to Perdition“, einer anderen Alternative-Comic-Verfilmung gemeinsam, der ihr Ursprung aufgrund des naturalistischen Zugangs den der Regisseur dort wählte allerdings nicht anzusehen war: nun ist Robert Rodriguez alles andere als ein Naturalist, und jeglicher Realismus liegt im fern (siehe „Spy Kids“).
Gilt es aber einen üblen Schänder der in vielen seiner anderen Filme stets präsenten aufgeweckten Kinder – die hier bloß als mehr oder weniger gesichtslose Opfer erscheinen – zu beseitigen, bekommt der Film leider einen schlechten wie hilflosen Beigeschmack, der mich schon an der Anime-Sequenz in Tarantinos „Kill Bill Vol. 1“ gestört hat.

Rating 7.5

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