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„Sin City“ ist die Verfilmung einer gleichnamigen Comicreihe eines gewissen Frank Millers, von der ich ehrlich gesagt noch nie gehört habe, geschweige denn einen Band gelesen habe (und auch nicht werde). Regie führt hier Robert Rodriguez, und auch Tarantino scheint als „Gastregisseur“ seine Finger im Spiel zu haben.

Der Film unterscheidet sich in einigen Merkmalen gravierend von dem üblichen Marvel-Einheitsbrei. Dabei ist die Schwarz-Weiß-Darstellung mit sparsam eingesetzten Farbklecksen natürlich die auffälligste. Durch diesen ungewöhnlichen Stil gelingt es dem Film, die titelgebende Stadt als düsteres, dreckiges und gefährliches Pflaster darzustellen, und auf diese Weise eine starke Atmosphäre zu vermitteln.

„Sin City“ beinhaltet drei voneinander getrennte Handlungsstränge:
Zunächst der Cop Hattigan, der auf der Jagd nach einem Kinderschänder in die Mühlen der korrupten Justiz gerät und nach acht Jahren Knast wieder gegen den Sadisten antreten muss.
Dann der Kneipenschläger Marv, der nach der Ermordung einer von ihm geliebten Hure einen blutigen Rachfeldzug bis in die höchsten Kreise beginnt.
Schließlich noch der seltsame Typ Dwight (wirklich schwer zu bestimmen, was der eigentlich ist), der verzweifelt versucht, einen Krieg zwischen der Polizei und dem Rotlichtviertel abzuwenden.

Die Handlungen variieren von ihrer Grundstimmung enorm: Ist die Story um Hattigan ein balladenartiges, bitteres Drama, so ist die Handlung um Marv eine reine Schlachterei voller Zynismus. Dwights Geschichte dagegen trägt mit ihrer Jagd auf einen abgetrennten Kopf schon mehr komödiantische, trashige Töne.
Mit diesen unterschiedlichen Grundstimmungen vermeidet es der Film, in einen dauerhaften Einheitsbrei zu verkommen. Maßgeblich tragen dazu auch die guten Darsteller bei, die bis in die kleinsten Nebenrollen passend besetzt sind, darunter auch einige Stars wie Bruce Willis und Michael Madsen.

Worin sich „Sin City“ ebenfalls von anderen Comicverfilmungen unterscheidet, das ist natürlich die Gewaltdarstellung. Mag sein, dass die Comicvorlage ähnlich gestrickt ist, aber in diesem Film hat man es absolut übertrieben. Die Art der Darstellung ist zwar in der Regel recht stark verfremdet, dennoch verstört es mehr und mehr, wie der Film einzig darauf abzielt, Abartigkeiten, Sadismen, Perversitäten und Tötungen auf den Zuschauer abzulassen. Praktisch jede Szene besteht aus Gewalttätigkeiten, die einen immer stärker runterziehen und in dieser Form sicher nicht hätten sein müssen, „Sin City“ würde mit dezenterer Darstellung wesentlich besser funktionieren. So ist aber die abstoßende Brutalität das auffälligste an dem Film, und man mag sich nicht vorstellen, wessen kranken Geistes Kind die Herren Rodriguez, Tarantino und Miller sind, sich so ein Zeug auszudenken.

Insgesamt ist „Sin City“ ein außergewöhnlicher Comicfilm, der sich mit seiner stumpfen, sinnlosen Gewaltdarstellung seiner Stärken in Sachen Schauspieler, Atmosphäre und Inszenierung beraubt. Kann man das für sich ausblenden, so kann man „Sin City“ sicher irgendwo als gelungenen Film bezeichnen, für mich ist er aber meilenweit von der Topliste dieser Website entfernt. Gewaltfans greifen jubelnd zu, von mir gibt´s nicht mehr als
2/10 Punkten.

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