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Willkommen in der Stadt, in welcher der Name Programm ist. Wo vor sich hin vegetierende Cops auf eigenem Weg die Gerechtigkeit suchen, wo der Abschaum der Nacht versucht seine einzige Liebe zu rächen, wo Nutten ganze Quartiere regieren. Korruption, Mord, Hass – in Sin City gehören diese Gräueltaten wie das Amen zur Kirche.
Regisseur Robert Rodriguez entführt uns hier tief in die Comics eines gewissen Herrn Millers, der für diesen Film mit seinen Figuren Pate stand. Doch sprechen wir hier tatsächlich von einem Film? Richtigerweise würde ich hier die Bezeichnung „Bewegender-Comic“ verwenden, treffender ist dies allemal.

Und? Wie war’s? Kurz nach Schweizer Premiere fiel die Wahl der Fragen meiner Freunde relativ eintönig aus. Alle wollten sie wissen, wie er denn nun sei, der neue Tarantino. Dass Tarantino für diesen Film nur kurz auf dem Regiestuhl sass, vergassen die meisten grosszügig. Sei’s drum, die Frage blieb. Wie war’s? Was wurde aus der erwarteten Bombe, dem Meilenstein der Filmgeschichte? Waren die Vorschusslorbeeren wie so oft nur lauer Kaffee? Ich habe mir diese Frage immer wieder gestellt. Kann ein so genannter „Hollywood-Blockbuster“ tatsächlich meinen sonst eher untergründigen Geschmack treffen? Langer Rede kurzer Sinn: Ja. Nein, nicht nur ja, ich nenn es jetzt mal einfach „Wow“.

Die Reaktionen auf diesen Film fielen verschieden aus, wenn auch meistens der Tenor die positiven Töne traf. Die von mir jetzt mal so genannte Minderheit hatte allerdings durchaus plausible Argumente: „Zu brutal!“ schrieen die einen, „viel zu übertrieben“, befanden andere. Gar „zu langweilig!“ musste man hören, genauso wie „sehr unübersichtlich!“. Nun scheinen allerdings diese Redner einen kleinen, aber sehr wichtigen Aspekt zu vergessen, beziehungsweise nicht zu kennen: Dies ist kein Film, dies ist der Comic. Kein Satz trifft in meinen Augen das Machwerk „Sin City“ besser. Dialoge wurden 1:1 aus den Büchern übernommen, genauso wie Bilder mit der dazu gehörenden Brutalität. Übertrieben? Lest doch mal einen dieser Comics! Zu brutal? Dann schaut euch lieber die Comics nicht an! Langweilig? Es ist eine wirklich hervorragende Adaption einer sehr interessanten und originellen Zeichnungsweise – nicht mehr und nicht weniger. Vorwerfen kann man Regisseur Rodriguez vielleicht einzig mangelnde Ideen, denn von diesen gibt es in Sin City kaum welche. Was man sieht, stammt von Frank Miller. Ich bin geneigt zu sagen, ALLES.

Was will man da noch sagen? Ach ja, Schauspieler wären da auch noch welche. Alles gestandene Superstars, das Who-is-who Hollywoods. Willis, Rourke, Alba, Owen, Stahl, Wood, Del Toro, Bledel, Madsen... Namen klingender als diejenigen Real Madrids. Wie zu erwarten spielen diese Helden allesamt stark, mit einer Ausnahme: Mickey Rourke. Der spielt meines Erachtens nicht stark, sondern phänomenal. Wie er die Rolle des kaputten Marvs auf die Leinwand donnert, ist nahezu unbeschreiblich.
Der Score ist perfekt getroffen und passt sich in jeder Situation dem Gezeigten an, auch da wurde also grossartige Arbeit geleistet.
Ich empfand selbst die Geschichten als sehr spannend und kurzweilig, auch hier kann ich also die maximale Punktzahl verteilen.

Ich will eigentlich gar nicht mehr so viel schreiben, urteilt am besten selbst. Oh, die negativen Punkte hab ich ja noch vergessen! Äh…hm… nein, die hab ich nicht vergessen. Ich finde ganz einfach keine.

In diesem Sinne: Es ist alles andere als eine Sünde, Sin City zu mögen. Vielmehr bietet Sin City sündhafte Unterhaltung und gehört für mich an die Spitze der gesamten Filmindustrie. Mir ist noch nie etwas besseres vor die Linsen gekommen.

Straft mich Lügen – doch nennt mir was Besseres…

10/10

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