Review

Comicverfilmungen sind ja nunmal momentan schwer in Mode. Nicht weiter verwunderlich das Texmex-Rehiesseur Robert Rodriguez sich auch Rechte an einer Comicadaption sicherte und noch weniger verwunderlich ist die Tatsache das es sich bei Rodriguez` Comicfilm nicht um die Leinwandversion eines gängigen Comics handelt, sondern um die Undergroundcomicreihe Sin City.

Gemeinsam mit Frank Miller, dem Schöpfer der Comics, meldet sich Rodriguez nach seinem etwas missglückten Schlusspunkt der Mexiko-Reihe mit einem echten Paukenschlag zurück.
Sin City ist visuell auf jeden Fall der Film des Jahres und auch in den anderen Bereichen weiss er mächtig zu punkten. Aber gehen wir mal Punkt für Punkt die Liste durch

Die Stimmung:
Sin City ist ein dunkler Ort. In den verregneten Strassen gilt das Faustrecht. Gewalt, Prostitution und Verbrechen gehören zum Alltag. Die Polizei ist (grösstenteils) korrupt und „gute“ Menschen sind selten. Trotz dieser rohen Welt sind die Figuren in ihnen nicht unbedingt unsympathisch. Sie haben nur ihre eigenen Regeln. Vor allem durch die bereits genannte düsternis, als auch die Einlicke in die Gedankenwelt der Figuren kommt ein gewisses Film-Noir-Feeling auf.

Der Look:
Der Film besticht durch stimmungsvolle Bilder in schwarz und weiss. Nur selten wurden z.B. Lippen oder Blut “eingefärbt“, was nicht nur Stilmittel ist, sondern immer die Stimmung der Story unterstreicht, bzw einem die Gefühlswelt der Figuren näher bringt. Man hat wirklich manchmal das Gefühl als ob vor den Augen ein Comic angefangen hat sich zu bewegen.

Die Darsteller:
Ich frage mich wie Rodriguez so eine Besetzung zusammentrommeln konnte. Wirklich JEDE Rolle ist mit einem bekannten Gesicht besetzt. Auf alle einzugehen würde den Rahmen sprengen. Bruce Willis spielt eigentlich seine „typische Rolle“. Er ist der gute Cop der ein Mädchen aus den Klauen eines Perversen (Nick Stahl) retten. Stahl überzeugt mit einer fies dämonischen Mimik die einem schon einen kleinen Schauer über den Rücken laufen lassen. Diese Schauer sind allerdings nichts im Vergleich zu denen die Elijah „Frodo“ Wood auslöst, denn sein Blick wirkt einfach beunruhigend. Jessica Alba ist definitiv das Bonbon für die Augen. Ihr „Lassotanz“ kratzt sogar leicht an der Spitzenposition von Salma Hayeks Schlangentanz aus FROM DUSK TILL DAWN als „hottest dance performance“. Doch leider hat sie meiner Meinung nach etwas zu wenig Screentime (nicht nur tanzend ). Clive Owen und Benicio DelTorro haben zusammen einige der stärksten Szenen des Filmes und überzeugen beide durch extreme Coolness.
Last but not least kommen wir zum Comeback des Jahres: Mickey Rourke glänzt als Schläger auf romantischem (wahnsinnigen?) Kreuzzug. Die Rolle scheint ihm auf den Leib geschrieben. Es tut gut zu sehen das er sein Talent endlich mal wieder nutzt anstatt es in Obergurken wie WILDE ORCHIDEE zu verschwenden. Ich hoffe diesmal versaut er sich nicht wieder alles und wir werden in noch öfter sehen.

Der Score:
Der Score trägt viel zum cool-düsteren, leicht Film Noir mässigen Touch des Filmes bei. Seichte Saxophontöne, ruhige Streicher und vor allem nie aufdringlich, sondern sehr smooth.


Die Gewalt:
Ja... Sin City ist ein verdammt gewalttätiger Film, doch Rodriguez verstand es prima die Gewalt comichaft überzogen darzustellen und bedient sich dabei ganz simpler Mittel. Nur selten ist das Blut rot. Meist ist es strahlend weiss oder auch mal gelb. So wirkt z.B. ein abgeschossenes Ohr oder eine abgetrennte Hand nie wirklich brutal. Allerdings gehört dieser Film keinesfalls in Kinderhände.



Fazit:
Sin City ist ein Erlebnis, ein visuelles Feuerwerk, welches vor Ideen strotzt und mit interessanten Figuren vollgestopft ist. An eine derartig namenhafte (und auch noch gut aufgelegte) Besetzung kann ich mich nicht erinnern.
In drei Punkte zusammengefasst ist Sin City cool, originell und extrem kurzweilig.

9/10

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