ACHTUNG, ACHTUNG! Während ihr dies lest, hat sich die Filmwelt entscheidend verändert, denn mit „Sin City“ wurde die DEFENITIV beste Comicverfilmung aller Zeiten auf die Leinwand gebracht, doch fangen wir mal ganz vorne an. Anfang der 90er erschuf Frank Miller den wohl düstersten und nihlistischten Comic-Strip der Welt mit dem Namen „Sin City“. Harte Kerle, schöne Frauen und fiese Schurken machten die Comics schnell zum absoluten Kult. So stellte es sich nur als eine Frage der Zeit raus, bis Hollywood Wind davon bekam, doch nicht mit Frank Miller! Jede Verfilmung lehnte er vehement ab, er wollte sein „Baby“ nicht von irgend Jemanden verschandeln lassen, und schon gar nicht verkommen sehen. So war es jahrelang, bis Robert Rodriguez auf den Plan kam: Er überzeugte Miller davon, daß er unbedingt diesen Comic verfilmen wolle und dies sogar mit Unterstützung von Miller. Nach ein paar Testvorführungen von Szenen aus den „Sin City“-Büchern war Miller vollkommen begeistert und machte sich mit Rodriguez an die Arbeit, diesen Kolloss-Comic auf die Beine zu stellen. So übernahmen Beide die Regie, was Rodriguez allerdings den Platz in der „Director´s Guild of America“, dem Berufsverband aller US-Regisseure kostete, die sehen es nämlich gar nicht gerne, wenn zwei Regisseure an einem Film arbeiten. Nachdem diese Hürde aus dem Weg geräumt war, angagierte er sogar seinen alten Freund Quentin Tarantino, für die symbolische Gage von einem US-Dollar, um ihn in einer Szene die Regie zu überlassen. Nun Näheres zu „Sin City“:
Die Story:
Basin City, ein brutales Pflaster Amerikas, hat sich durch die überdimensional hohe Kriminalitätsrate den passenden Namen „Sin City“ verdient und in dieser Stadt haben einige Personen offene Rechnungen zu begleichen.
Da wäre zum einen der knallharte, aber herzkranke Cop Hartigan (Bruce Willis), der an seinem letzten Arbeitstag mit allen Mitteln, auch ohne Rücksicht auf Gesetze, die kleine Nancy Callahan aus den Klauen des Mädchenschänders Roark Jr. (Nick Stahl) befreien will. Da dieser der Sohn eines einflußreichen Senators ist, konnte er jahrelang morden, ohne angst vor den Gesetzeshütern zu haben.
Doch nicht mit Dedektiv Hartigan....
Weiter geht es mit dem bärenstarken Quadratschädel Marv (Mickey Rourke), dem der Mord an seiner großen Liebe Goldie (Jamie King) angehangen wird, welcher aber von einem kanibalistisch veranlagten Milchgesicht namens Kevin (Elijah Wood) begangen wurde. Nach einigen Problemen mit der Polizei macht sich Marv auf den Weg, den Tod an seiner Geliebten zu rächen.
Zu guter letzt die Geschichte von Dwight (Clive Owen), welcher sich mit der Kellnerin Shellie (süß: Brittany Murphy) die falsche Frau ausgesucht hat, denn ihr psychopathischer Ex-Freund Jackieboy (Benico Del Toro) sieht es gar nicht gerne, wenn Jemand sich an seine „Freundin“ ranmacht. Nachdem er allerdings von Dwight mit rabiaten Mitteln zum Abzug „überredet wurde“, macht er noch einen Abstecher in das Rotlichtviertel der Stadt, „Old Town“, es sollte sein Letzter werden.
Die Geschichte wurde eins zu eins aus den Comics übernommen, was einen riesen Pluspunkt darstellt, für Kenner der Selbigen aber wenige Überraschungen bietet. Dennoch erwartet einen hier endlich wieder, ein Film-Noir Meisterwerk, der Extraklasse! Das Ganze fesselt durch seine stilvolle Inszenierung und seinen coolen Charakteren.
Darsteller:
Selten haben Schauspieler ihren Vorbildern mehr geglichen, als hier: Fast Jeder wurde perfekt besetzt. Bruce Willis wirkt souverän cool und hat hier die Rolle seines Lebens gefunden. Benico Del Toro liefert, wie immer, eine irre Show ab und Mickey Rourke ähnelt seinem Comicabbild, wie ein Ei dem Anderen, ist jedoch selber nicht wiederzuerkennen. Besonders atemberaubend: Jessica Alba, ein absoluter Männertraum. Nur Elijah Wood nimmt man, aufgrund seines Frodo-Images, überhaupt Nichts ab, er wirkt wie ein kleiner, kranker Junge. Versteht mich nicht falsch, ich kritisiere nicht Woods' Darstellerleistungen, ich glaube nur, daß ein solcher Imagebruch für den, in ernsthaften Rollen eher unerfahrenen Wood, zu schnell kommt und der Plan deshalb nicht aufgeht. Trotzdem hätte die Wahl der Aktoren nicht besser ausfallen können. Anzumerken sei noch, die zwar kurze, aber stilsichere Darstellung, von Josh Hartnett, der hier einen Profikiller verkörpert.
Atmosphäre:
Der Film wird durch äußerst stimmige Jazz-Saxophonmusik perfekt unterstrichen, welche schon in der fulminanten und optisch eindrucksvollen Eingangsequenz, aufwartet. Durch den ständigen Schwarz/Weiß Filter, der nur ab und zu von genialen Farbelementen untermalt wird, erhält „Sin City“ eine Optik, ähnlich einer qualmenden Zigarette. Wobei wir beim Thema wären: Rauchen. Kein Film hat mehr Nikotin zu bieten als dieser, ehrlich. Doch weiter im Programm, die äußerst brutalen Gewaltszenen wurden, ähnlich wie bei „Kill Bill“ durch die farblosen Bilder etwas entschärft. Was bei „Kill Bill“ ein notwendiges Übel war, ist hier jedoch absolutes Stilmittel, in den Comics sah es nicht anders aus. Ich bin kein Mensch, der Filme, welche ein überdurchschnittlich hohes Gewaltpotenzial aufweisen, bis in den Himmel lobt, doch wenn Gewalt so stilvoll verpackt ist, kann sie auch kunstvoll sein. Auch sonst hat man jede Einstellung, jede Szene und jede Idee aus den Büchern übernommen, auf jedes Detail wurde geachtet. Besonders düster kommt der Film durch seine spärliche Beleuchtung rüber, denn es wird immer nur das Nötigste in Licht gehüllt. Anzumerken sei noch, der äußerst zynische und grimmige Humor und der rüde Sprachumgang. „Sin City“ besitzt eine dichte Atmosphäre, die man nicht beschreiben kann.
Kamera:
Rodriguez stand wieder mal persönlich hinter der Kamera und verzichtete diesmal auf seinen Haus und Hofkameramann Guillermo Navarro, welcher für „From Dusk Till Dawn“ oder „Desperado“ verantwortlich war. Zu beschreiben ist die Kameraarbeit mit dem Wort SAGENHAFT. Wirklich jede Einstellung scheint perfekt, was auch an den „Sin City“-Büchern liegen mag, die sozusagen, Pate für die Kamera standen.
Fazit:
Vergeßt Batman, vergeßt Superman, alles Mist - im Vergleich zu „Sin City“. Hier bekommt man perfekt besetzte Darsteller, eine atemberaubende Atmosphäre, viel Action aber auch einige poetische Stellen. Ich kann nicht sagen, ob Platz Eins in der OFDB gerechtfertigt ist, aber Eines weiß ich, dies ist der neue „Casablanca“ der Filmgeschichte. *SCHWÄRM*