Sin City... logisch will ich da auch meinen Senf dazugeben. Jetzt gab´s bei uns Probleme mit dem Verleih, zuerst witterte ich den allseits spießigen Jugendschutz dahinter, doch der hatte ausnahmsweise mal nichts damit zu tun. Also nix mit Kino 1 im Cinestar, sondern ab ins ländliche Furzkino und Robert Rodriguez neuesten Gewalterguss auf der schäbigen Minileinwand geschaut.
Das Intro ist dabei wahrhaft königlich und lässt auf einen eleganten Stil und exzellente Atmosphäre schließen: Josh Hartnett erschießt auf einem Balkon über dem Sündepfuhl Basin City eine elegante Dame, nachdem er sie mit Süßholz überschüttet hat. Gleich hier wird einem schon ein immer wieder kehrendes Stilelement des Streifens klar verdeutlicht: nur manchmal stoßen dem Zuschauer Farbkleckse entgegen in diesem ewig düsteren Schwarzweiß-Szenario, manchmal sind es goldene Haare, mal ist es Blut, mal ein Auto – was auch immer, ich frage mich, warum auf dieses bezaubernde, innovative Feature erst ein durchgeknallter Mexikaner mit Cowboyhut kommen muss und man so was nicht schon eher mal irgendwo aufgenommen hat. Naja. Fakt ist, dass der in drei Episoden aufgeteilte Film sehr dicht am Comic bleibt; nicht nur die Handlung mit den herausragenden, gedanklichen Monologen zeigt Millers Co-Arbeit im Regiestuhl, sondern auch die Art der Action, die Bewegungen der Figuren sowie der rasante Schnitt machen klar, was diesem nicht ernst zu nehmenden Streifen zugrunde liegt. Der Humor kommt weder in den Dialogen noch in gewissen Einlagen zu kurz und versorgt den Zuschauer mehr als häufig mit den nötigen Lachern, gerade wenn sich Mickey Rourke als Marv durch die Gegend prügelt, um Edelmime Elijah Wood, der einen Hang zum Kannibalismus hat das Licht auszublasen – wenn auch nicht einfach nur so. Clive Owen macht in roten Schuhen dann noch das Hurenviertel der Stadt unsicher und ist die zentrale Figur in einem Krieg zwischen den militanten Prostituierten und dem hiesigen Polizeiapparat. Bruce Willis macht hingegen nicht nur seine Gesundheit zu schaffen, sondern auch ein böser Kindermörder, der am Anfang gestellt wird, doch am Ende des Films, an dem die Episode vom Anfang fortgesetzt wird, wieder auf freiem Fuß ist und sich erneut ein Duell mit dem ehrwürdigen Bullen liefert. Objekt der Begierde ist dabei Jessica Alba, die ich eigentlich überhaupt nicht geil finde – nicht zuletzt da sie im Film eine Stripperin spielt, sich aber lt. einem Interview wegen ihrer Eltern partout weigert, mal ihre Titten zu entblößen. Macht nix, davon gibt es anderweitig noch genug zu sehen in Sin City, die Stadt hat ihren Namen schließlich zu recht.
Was ich damit sagen will – leider ist die Verpackung auch schon das beste. Edles Design, ein nettes Drehbuch, viele tolle Charaktere und eine fantastische Atmosphäre, wie man sie nur in The Crow noch besser gesehen hat – aber sonst leider nur Gewalt, und die nicht einmal richtig krass. da wäre durchaus noch mehr Tiefe drin gewesen, denn die traue ich dem mexikanischen Mastermind eigentlich schon zu. Rang und Namen geben sich vor der Kamera ein Stelldichein, allerdings macht´s nicht jeder wirklich gut. Mickey Rourke ist_Gott in diesem Film, Rutger Hauer und Powers Boothe glänzen in Nebenrollen, Benicio Del Toro hat ein paar geile Sprüche drauf, aber der Rest ist nur Mittelmaß. Auch Willis ist längst nicht mehr der McClane von früher, sondern bemüht sich redlich, auch wirklich einen leidenden Bullenopa zu spielen – dem geht’s im wahren Leben wohl irgendwie doch zu gut, fürchte ich. Alle Guten haben leider nur zu kurze Auftritte, und ich kann Clive Owens Fresse spätestens seit King Arthur partout in keiner Hauptrolle mehr sehen – der Mann nervt.
Also insgesamt ganz nett, aber nicht das Brett, was ich erwartet hatte. Mit schicker Hülle aber letztlich dünnem Inhalt. Werde ihn mir später wohl auf DVD holen, für Zwischendrin wird er immer wieder gut sein, aber mehr als 7 Punkte sind hier wahrlich nicht drin – da hilft auch der Kopfzermanscher am Ende mitsamt Willis endstilisiertem Suizid nix mehr. Und Leute: auf Platz 1 der ofdb gehört das Ding nimmer.