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Comicverfilmungen sind ja heutzutage eigentlich nichts besonderes mehr, wenn sich aber Kultregisseur Robert Rodriguez mit Frank Miller zusammenrafft um einen der düstersten und blutigsten Comics überhaupt zu verfilmen darf man schon hellhörig werden. Zu guter letzt wurde auch noch Kumpel Quentin Tarantino ins Boot geholt, auch wenn Rodriguez damit den Rauswurf aus der Schauspielervereinigung riskierte. Immer wenn bisher das Duo Rodriguez/Tarantino zusammenarbeitete´, kamen bisher absolute Kultfilme bei raus, so geschehen bei „Desperado“ und „From Dusk Till Dawn“. Besonders die unkonventionelle aber innovative Arbeit überzeugte, nach einigen cineastischen Ausrutschern wie die "Spy Kids"-Reihe meldet sich Rodriguez nun mehr als eindrucksvoll zurück!


Sin City ist eine verruchte Großstadt in der sich korrupte Cops, Prostituierte und Verbrecher die Klinke in die Hand geben. Nichts und niemand ist in dieser Stadt sicher und nichts kommt so wie man es erwartet. Gewalt löst in Sin City fast jedes Problem und wenn eine Tracht Prügel einmal nicht reichen sollte, dann geht man über Leichen. Gute Menschen sind rar gesäht, es gibt Verbrecher und noch bösere Verbrecher...
Frank Millers dürstere Comicvision Sin City ist ein beeindruckender Mikrokosmos von Gewalt und Sünde, hierzulande eher unbekannt erlangte er in Amerika schnell Kultstatus. Wie kein anderer Comic ist Sin City eine Ode an die Gewalt und vielleicht gerade deshalb so polarisierend. Im Mittelpunkt stehen der frustierte Cop Hartigan (Bruce Willis), der Knacki Marv (Mickey Rourke) und der Killer Dwight (Clive Owen). Alle drei zeigen uns in voneinander unabhängigen aber dennoch verflochtenen Kurzgeschichten ihr Sin City. Den Auftakt macht die Story um Hartigan, ein alter herzschwacher Cop der innerlich zerfressen und deprimiert ist. Als einziger Cop daran interessiert einen Vergewaltiger dingfest zu machen, wird er während des Zugriffs von seinem Partner (Michael Madsen) niedergeschossen. In Sin City kann man keinem trauen, nicht mal den Hütern für Recht und Ordnung, Macht und Geld sind das geltende Gesetz.
Der zweite Handlungsstrang erzählt von Marv, einen frisch entlassenen Schläger, dessen schicksalsreiches Leben an jeder Narbe im Gesicht ablesbar ist. Eine junge Prostituierte names Goldie (Jamie King) sucht Zuflucht bei ihm, zur Belohnung macht Marv eine völlig neueErfahrung: Sex. Als Goldie getötet wird, schwört Marv Rache. Goldie war die einzige Frau, wenn nicht gar der erste Mensch, der ihm Zuneigung entgegen brachte....
Die dritte Episode zeigt Dwight (Clive Owen) ein gefürchteter Killer der gute Beziehungen zu den Nutten der Stadt unterhält. Als seine Ex-Freundin von einem brutalen Cop (gespielt von Benicio Tel Toro) genötigt wird, greift dieser ein. Für den Cop hat dies erstmal eine Dusche im Klo und schließlich auch sein Ableben zur Folge. Wer zückt auch im Hoheitsrevier der Prostituierten seine Knarre?

„Sin City“ ist keine Comicverfilmung, Sin City ist ein Comic. Noch nie zuvor hat man sich so realistisch in eine Welt aus schwarz-weißen Heftseiten hineinversetzen können, so als wäre die Vorlage zum Leben erweckt worden. Sin City unterscheidet sich nicht nur in Sachen Gewalt vom Rest des Genres, der klassische schwarz-weiße Zeichenstil ist für die Neuzeit auch eher unüblich. Um die Vorlage so detailgetreu wie möglich auf die Leinwand zu bringen, setzten Rodriguez und Miller die Comics eins zu eins um, Heftseite für Heftseite. Das Resultat ist schlichtweg atemberaubend und setzt in optischer Hinsicht neue Maßstäbe. Sin City ist kein richtiger schwarz-weiß Film, viel eher eine Mischung aus optischen Effekten im Comicstil und der filmischen Vorlage. Hin und wieder tauchen aber doch einige farbige Details zur Betonung auf wie z.B. der Yellow Bastard im knalligen gelb. Da nicht eine Szene im Film ohne technische Nachbearbeitung auskommt, hat man gleich ganz auf echte Schauplätze verzichtet und in der Green Box gedreht. Das Resultat wirkt dabei aber nie künstlich, im Gegenteil der fertige Look ist schlichtweg faszinierend und zieht schnell in seinen Bann. Man muß es einfach gesehen haben, eine Beschreibung ist an dieser Stelle nur schwer möglich. Fakt ist aber das Rodriguez das optisch innovativste Filmwerk der letzten Jahre geschaffen hat.

Neben der optischen Brillanz kann der Film aber auch inhaltlich überzeugen. Als Vorlage dienten 3 Episoden der Sin City Comics, welche Szene für Szene übernommen wurden. So ist es auch kein Wunder das brutale Gewaltexzesse und Sexismus auch im Film eine zentrale Rolle spielen. Sin City ist eine sündige, raue Meile das wird ein aufs andere Mal mit aller Durchschlagskraft gezeigt. Durch den Comic Look und allerlei trockene Witzchen verliert die Brutalität aber stark an Einfluss und ist auch für den Normalo-Cineasten konsumierbar. Trotzdem wird der Film kaum des Geschmack des Mainstreams treffen, dafür ist Optik und Erzählform zu skuril. Frauen werden wohl ebenfalls nicht mit der Darstellung ihres Geschlechts, reduziert auf Nutten und Stripperinnen, einverstanden sein. „Sin City“ ist damit in bester Tradition der Rodriguez Referenzfilme und wird mindestens genauso viele Fans finden.

Noch zu erwähnen wäre das gigantische Staraufgebot in „Sin City“. Selten rissen sich so viele Hollywoodsternchen um eine Rolle in einem Film. Bruce Willis, Benicio Tel Toro, Rutgar Hauer, Clive Owen... besonders aber Mickey Rourke als Marv spielt in absoluter Höchstform. Wie für seinen Charakter so gab es auch für Rourke Höhen und Tiefen: Erst eine gute Karriere als Schauspieler, dann sein Versuch als Boxer und schließlich die vielen Schönheitsoperationen die sein Gesicht deformierten. Jetzt das Comeback mit Sin City, zu wünschen wären weitere so ausdruckstarke Rollen.


Fazit:
„Sin City“ ist der Überraschungshit 2005! Eine dreckige, raue Comicvision gebannt auf Zelluloid. Optisch ein anspruchsvolles Meisterwerk das die Messlatte für Computereffekte ein Stück höher legt. Charaktere & Story sind absolut kultverdächtig, die grobe Gewaltdarstellung ebenfalls. Robert Rodriguez ist wiedereinmal der große Wurf gelungen, vielleicht nicht an der Kinokasse, bei den Cineasten aber allemal. „Sin City“ ist schon jetzt Kultfilm!

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