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Hattet ihr das schon mal? Im Kino sitzen und die Schauspielerriege am Anfang des Films vorbeirauschen sehen und denken „Mann...Nr.6...Nr.8...und immer noch ganz große Namen“. Das ist bei diesem Film mit ziemlicher Sicherheit der Fall. Aber wie wir wissen machen große Namen keinen großen, und erst Recht keinen guten Film.

Der vorliegende Film ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich. Zum einen ist er komplett in Schwarz-Weiß gehalten, mit der Ausnahme von manchen Dingen wie Blut (nur ab und zu) oder einer bestimmten Person, die gelb ist, dann gibt es auch grüne oder blaue Augen, aber sonst fast durchgehend SW. Dann die Erzählweise. Es gibt 3 Hauptstränge, die sich eigentlich nicht berühren. Dazu kommt quasi als Rahmenhandlung zum Anfang und zum Ende des Films ein kurzer Take mit der gleich Figur. Gemeinsam haben sie alle, dass sie in der namensgebenden Stadt (Ba)Sin City spielen.

Regisseur Rodriguez hat einen Film gedreht, an dem sich definitiv die Geister scheiden werden. Gewalt in allen Variationen, muss das sein? Ein Wurfstern in Hakenkreuzform, muss das sein? Einer der „Guten“ erschießt einen Priester (übrigens verkörpert von Frank Miller, dem Erfinder der Sin City-Comics), muss das sein? Provokationen dieser Art gibt es zuhauf im Film. Letztlich ist Gewalt in diesem Film ein Mittel, und völlig willkürlich eingesetzt. Auf der anderen Seite ist der Film für mich Kunst, und die vorhandene grafische Gewalt, wie es immer so schön heißt, wird durch den SW-Filter doch abgeschwächt. Zusätzlich kommt es immer wieder zu Szenen, die hinter einer Art Schattenwand spielen, vorzugsweise bei Erschießungen. Dennoch ist der Streifen teils harter Stoff. Aber, und dieses Aber ist durchaus in Großbuchstaben zu setzen, jedwede Gewaltdarstellung ist dermaßen übertrieben, dass sie schon wieder lustig ist. Das liegt sicher im Auge des Betrachters, aber als Beispiel sei nur der redende, abgehackte Kopf genannt.

Über weite Strecken des Film, bzw. der 3 Hauptepisoden, wird die Story von einem Ich-Erzähler getragen. Dieser spricht immer mit der Stimme der jeweiligen Hauptperson und trägt damit nur noch zum Comichaften bei. Ich zumindest habe mich an die Sprech- und Gedankenblasen in Comicheften erinnert. Zu den Figuren, diese sind (gewollt hoffe ich) bis ins Extreme überzeichnet und gleichzeitig absolut ohne Tiefgang. Der Hauptdarsteller aus der ersten Episode kann nur als Monster beschrieben werden, derjenige aus der zweiten ist schon beinahe normal, und Bruce Willis als Main Character der abschließenden Episode ist genau das Gegenteil von Nr.1, krankhaft gefühlsbetont.

Die Optik des Films lässt sich mit einem Wort beschreiben. Dreckig. Komplett bei Nacht, meist im Regen oder in schmutzigen Hinterhöfen spielend, wird dem geneigten Zuschauer hier eine Gewaltorgie präsentiert, die gewollt comichaft überzeichnet daherkommt und mit Sicherheit der Film mit dem meisten Stil ist, den ich in letzter Zeit sehen durfte. Ein wirklicher Hochgenuss, man kann nur hoffen, dass zumindest eine ungekürzte DVD-Auswertung in Deutschland zu haben sein wird.

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