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Walk down the right back alley in Sin City, and you can find anything...

Kaum ein Film (wenn man von Star Wars III einmal absieht) wird dieses Jahr, spätestens seit der erste Trailer veröffentlich wurde, so heiß erwartet wie Sin City. Gründe dafür gibt es genug, in erster Linie natürlich die wunderbare High-Contrast-Schwarz-Weiß-Optik mit einzelnen farbigen Objekten und Personen und das schier unglaubliche Staraufgebot. Auch die Tatsache, dass Regiemastermind und Rodriguezbuddy Quentin Tarantino eine Szene des Films gedreht hat, rührte die Werbetrommel noch weiter an. Nach dem Release des Films in Amerika stellt sich nun natürlich die Frage: ist Sin City die bis dato beste Comicverfilmung oder nur ein optischer Blender?

Robert Rodriguez erzählt uns in Sin City drei Geschichten, die alle in Basin City, so der richtige Name der Stadt, spielen, plus eine Kurzgeschichte mit dem Namen "The Babe Wore Red", die quasi als Einleitung vor dem Vorspann funktioniert. Alle Stories sind exakte Verfilmungen der Comicbuchserie von Frank Miller (der auch als Co-Regisseur fungierte und einen kleinen Cameoauftritt hat), auf Storyboards verzichtete man und griff gleich auf die Comicbücher zurück. Somit sind einige Filmeinstellungen fast schon deckungsgleich mit den zugehörigen Comicpanels, Fans der Comics dürfen sich also auf eine nahezu perfekte Umsetzung freuen. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist ein Stripclub in Basin City, in dem sich fast alle Charaktere während des Films über den Weg laufen.

Der Film beginnt dann mit der Story That Yellow Bastard, die allerdings nach ca. einem Viertel unterbrochen und erst am Ende des Films fortgesetzt wird. Wie alle Geschichten wird auch diese hauptsächlich in Monologen der Hauptperson, in diesem Fall Bruce Willis als alternder Cop Hartigan, erzählt. Dieser Hartigan jagt den Kinderschänder Rourke, dessen Vater Senator und damit einer der wichtigsten Männer von Sin City. Nachdem es Hartigan gelingt, die 11jährige Nancy Callahan aus den Händen Rourkes zu befreien, der dabei schwer verwundet wird, wandert Hartigan ins Gefängnis. 8 Jahre später macht Rourke, grausam entstellt und seitdem bekannt als Yellow Bastard (den Namen trägt er vollkommen zu Recht) wieder Jagd auf Nancy (nun verkörpert von Jessica Alba, eines der vielen optischen Highlights des Films) und Hartigan muss sie erneut schützen. Doch Rourke stellt ihnen eine Falle...

Es folgt Sin City, die von Marv (Mickey Rourke) erzählt wird. Als Marv eines Morgens erwacht, liegt seine große Liebe, die Hure Goldie, tot neben ihm, er selbst gilt als Hauptverdächtiger. Nach seiner Flucht vor der Polizei will er zusammen mit Goldies Zwillingsschwester Wendy Rache an dem/den Mörder/n Goldies üben. Die Spur führt zu einer Farm außerhalb der Stadt, die ebenfalls den Rourkes gehört.

Als dritte Episode kommt The Big Fat Kill hinzu, die von Dwight (Clive Owen) erzählt wird. Dwight hilft einer Gruppe von Prostituierten, die einen Mann namens Jacky-Boy (Benicio Del Toro) umgebracht haben, ohne zu wissen, dass es sich bei ihm um einen gefeierten und heldenhaften Polizisten handelt. Die Leiche zu entsorgen gestaltet sich aber schwierig, da auch andere hinter dieser her sind – besonders der Kopf Jacky Boys spielt hier noch eine große Rolle…

Die Qualität der Episoden schwankt dabei leider leicht, dafür steigert sich der Film von Story zu Story und findet seinen Höhepunkt im zweiten Teil von That Yellow Bastard, meines Erachtens klar die beste Episode des Films.

Die Optik ist dabei über jeden Zweifel erhaben. Zwar erkennt man doch ab und zu, besonders bei den Autofahrten, dass die Kulissen nicht echt sind (der komplette Film wurde vor einem Green Screen gedreht), dennoch ist die Umsetzung absolut gelungen. Die einzelnen Farbelemente passen hervorragend in den Film, dazu kommen einige komplett (also 2farbig) in Schwarz und Weiß gehaltene Szenen, die ebenfalls sehr stilecht rüberkommen. Optisch also ein absolutes Meisterwerk, doch kann der Film auch ohne die Optik mithalten?

Diese Frage ist leider mit einem ‚Nein’ zu beantworten. Da die einzelnen Episoden nur 35-40 Minuten lang sind, läuft die Handlung sehr gerafft ab. Die Hauptperson weiß immer sofort was zu tun ist und gerade in den ersten beiden Episoden springt der Film eigentlich nur von Actionsequenz zu Actionsequenz. Außerdem wünscht man sich ab und zu auch mehr Dialoge anstatt nur nahezu endlose Monologe, die manchmal auch sehr kitschig sind, was hier allerdings eher positiv zu sehen ist, da dies den überzogenen Comiceindruck unterstütz.

Denn auch die Charaktere sind maßlos (und gewollt) überzogen: nahezu alle männlichen Charaktere Rauchen und Saufen, sind gewalttätig und haben den ein oder anderen Dreck am Stecken, die Frauen dagegen sind meist nackt oder halbnackt und arbeiten ausschließlich als Bardamen, Stripperinnen oder Prostituierte. Dennoch lassen sich in den Stories schnell die Sympathiefiguren ausmachen, die zwar meistens auch nicht gerade zimperlich vorgehen, im Gegensatz zu den abgrundtiefen Bösen aber fast schon harmlos wirken.

Die Atmosphäre wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass der Film bis in die kleinste Nebenrolle besetzt ist und das ganze Ensemble konstant gute Leistungen bringt. Am Meisten fallt hier neben den drei männlichen Hauptrollen (Bruce Willis, Mickey Rourke, Clive Owen) Elijah „Frodo“ Wood auf, der beängstigend gut den Kannibalen Kevin verkörpert, der die Köpfe seiner Opfer sammelt und im gesamten Film kein einziges Wort von sich gibt. Auch die Musik trägt positiv zur Atmosphäre bei.

Wo es an Dialogen mangelt, fehlt es nicht an Actionsequenzen, die man vor allem mit einem Wort beschreiben kann: brutal. Da werden Körperteile weggeschossen und Gliedmaßen abgetrennt, Kehlen durchgeschnitten und Äxte in Köpfe gerammt. Durch die Optik wirkt das ganze zwar sehr stilisiert, durch die düstere Stimmung des Films wirkt die Gewalt aber wesentlich härter als z.B. in Kill Bill (auch Sin City enthält einige Katanaszenen). Somit bin ich gespannt, ob man dem Film nicht, wie z.B. dem wesentlich harmloseren The Punisher, sogar das Prädikat „Keine Jugendfreigabe“ verweigert – ob der Film ungeschnitten in unsere Kinos kommt, wird sich ja bald zeigen.

Alle Fans von Sin City werden sicherlich ihren Spaß an der Verfilmung haben, da noch nie eine Comicverfilmung so werkgetreu inszeniert wurde. Auch ansonsten ist der Film allen (einen guten Magen vorausgesetzt) zu empfehlen, die sich auch nur im Ansatz für Comics und/oder härtere und düstere Filme erwärmen können – viele werden begeistert sein, einige enttäuscht und so mancher wird auch abgestoßen durch die Brutalität das Kino verlassen. Leider nicht das erwartete Meisterwerk, dennoch aber ein sehr guter Film und allein schon wegen der einmaligen Optik ein Muss (8/10).

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