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Donald leidet unter dem Asperger-Syndrom, einer besonderen Form des Autismus. Darum hat er eine besondere Liebe für Zahlen. Insbesondere wenn er sich aufregt oder verunsichert ist, rechnet er zum Beispiel die Nummern aller Autoschilder der Tiefgarage zusammen, multipliziert oder dividiert sie. Um anderen Autisten zu helfen, die in der realen Welt nur schwer zurechtkommen, hat er eine Selbsthilfegruppe gegründet. Eines Tages stößt die Friseuse Isabelle dazu. Gehört Donald doch eher zu schweigsameren Sorte, redet sie ununterbrochen und hat oft das Problem alles herauszuposaunen, was ihr gerade einfällt und dies ist in vielen Fällen peinlich oder auch verletzend für ihre Mitmenschen. Mit der Zeit kommen die beiden sich aber näher und gehen eine Beziehung ein. Doch diese ist eigentlich von vornherein zum Scheitern verurteilt, da die Symptomatiken ihres Leidens doch sehr verschieden sind und wahrlich nicht zueinander passen. Als sie ihm zum Beispiel seine Wohnung aufräumt, dreht er total durch, weil ihn durch seine Krankheit jegliche Änderung eines für ihn gewohnten Zustandes total aus der Bahn wirft. So kommt es zur Trennung, doch gibt es für diese beiden wirklich keine Chance auf ein „normales" Leben, das sich insbesondere Donald so sehr wünscht?

Das Drehbuch zu diesem kleinen Meisterwerk stammt von Ronald Bass, der bekanntlich auch für „Rain Man" verantwortlich zeichnete, bei dem es auch um das Thema Autismus ging.

Für mich ist bei einem Film, dass ich drei Tage später immer noch darüber nachdenke, ein sicheres Zeichen, dass es sich hierbei um ein besonderes Werk handelt, und ich weiß gar nicht, wo ich mit meinen Lobeshymen beginnen soll, denn außer einem kleinen Kritikpunkt gegen Ende des Streifens gibt es an diesem wunderbaren Film an keiner Stelle auch nur das Geringste auszusetzen. Das fängt schon bei dem sehr gelungen Titel an, der in den knapp neunzig Minuten auch erklärt wird.

Die schauspielerischen Leistungen sind absolut überragend. Ich hatte erst Bedenken, dass eine Liaison zwischen Radha Mitchell und Josh Hartnett eher unglaubwürdig wirken könnte, da letzterer immer noch problemlos einen Zwanzigjährigen verkörpern kann, während seine Filmpartnerin vom Äußeren doch eher ihrem wahren Alter (32, nur so nebenbei angemerkt) entspricht. Aber die Lösung ist ganz einfach - man verpasst Frau Mitchell einfach ein paar schräge Klamotten und eine flippige Frisur, und schon hätten wir dieses Problem auch gelöst. Sie spielt die Rolle der spleenigen Isabelle mit Bravour und man freut sich immer wieder aufs Neue, wenn man ihr herzhaftes „haa" hört, den Running Gag dieses Films, der auch in der zehnten Wiederholung noch amüsiert. Josh Hartnett, beweist einmal mehr, dass er durchaus mehr kann als nur gut aussehen, und spielt, insbesondere wenn er die unsichere und leicht verletzbaren Seite von Donald darstellen muss, grandios auf. Mir scheint beide Darsteller haben für ihre Rollen sehr intensive Recherche im Vorfeld des Drehs betrieben.

Doch auch die restlichen Darsteller, insbesondere die anderen Charaktere, die zu der Autisten-Selbsthilfegruppe gehören und teilweise im ganzen Film nur drei Sätze zu sagen haben, füllen ihre Rollen ideal aus.

Natürlich erzählt der Film grundsätzlich schon eine Liebesgeschichte, zeigt jedoch auch genauso auf, wie schwer es für diese Menschen ist, sich in „unserer" Welt zurechtzufinden, weil sie oft auf reichlich Unverständnis stoßen. Aber er zeigt genauso auf, dass diese Menschen kein billiges Mitleid wollen, sondern lediglich Akzeptanz.

Die Regie von Peter Naess bleibt relativ unauffällig, und das ist auch in Ordnung, da sich dadurch alles auf die Darsteller fokussiert. Höhepunkte sind für mich die Szenen im Vergnügungspark. Besonders die optische Darstellung von Donalds Zahlenmanie hat man wunderbar gelöst, genauso wie den ersten sexuellen Kontakt zwischen beiden, bei dem man die ganze Unsicherheit von Hartnetts Charakter vollkommen klischeefrei aufzeigt.

Kommen wir jetzt zum einzigen kleinen Kritikpunkt, und das ist das Happyend. Nicht dass dieses zu diesem Film nicht passen würde - im Gegenteil, ich wäre sogar richtig sauer geworden, wenn diese Geschichte traurig geendet hätte, doch der glückliche Ausgang kommt einfach zu schnell. Die ganzen Probleme, die das Paar den halben Film über mit dem Zusammenleben hat, werden dem Zuschauer sehr ausführlich geschildert. Doch am Ende ist innerhalb kürzester Zeit plötzlich alles im Lot, und das will einfach nicht richtig zum restlichen Erzähltempo des Films passen. Hätte man die letzten zehn Minuten auf zwanzig gestreckt, wäre das ganze für den Zuschauer wesentlich nachvollziehbarer und auch glaubwürdiger geworden.

Trotz allem ein wunderschöner, einfühlsamer und herzerwärmender Streifen, der von seinen fantastischen Darstellern getragen wird und der mir seit langer Zeit an einigen Stellen ein Tränchen in die Augen gezaubert hat. Und mehr Lob kann es doch von einer Killerpuppe kaum geben, oder?

Knappe aber doch verdiente 9 Punkte

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