Review

Oh, wie sich Spontankäufe doch oftmals rächen.

Jochen Taubert, der Enfant terrbile des deutschen Amateurfilms, schlägt wieder (und vor meinen Augen hoffentlich das erste & letzte) mal zu. Und er bringt alles mit, daß der Ottonormalbürger in einem Amateurstreifen vermutet. "Schauspieler" ohne jegliches Talent, "Kameraarbeit" wie vom letzten Hochzeitsvideo, eine "Story" zum Wegrennen (wäre ich nicht fast eingeschlafen), Ausstattung & Effekte aus dem Kindergarten...

Aber von Anfang an:

Ein Auto überschlägt sich & landet im Graben. Der Fahrer schreit nach seiner Mami & begibt sich zur nächsten Telefonzelle, um einen Krankenwagen zu rufen.

Soweit das Intro, daß tatsächlich einen echten Krankenwagen zeigt - als hätten die Dorfärzte nichts besseres zu tun. Und nun zurück.

Ein Trupp uniformierter, langhaariger Vollprolls, den uns Taubert als Armee verkaufen will, kann nicht nur gaaanz toll vor dem Kasernentor hin- & herlaufen, in ein mit einem Tisch nebst Schreibmaschine ausgestatteten "Büro" trampeln & die eigenen "Vorgesetzten" erschießen, nein, sogar das Testen von "hochgefährlichen Kampfstoffen" an Gefangenen folgend von ihrem Diebstahl zwecks Verkauf an die "Mafia" ist drin. Wahrscheinlich wegen der mit Security-Shirts ausgestatteten Mafiaschlägern bricht der zuständige "Wissenschaftler" (weißer Kittel reicht völlig) lachend & tot zusammen - kann aber auch anders gewesen sein, will mich eigentlich nicht mehr erinnern. Also wird sofort der nächst beste Allgemeinarzt verschleppt, der flugs wieder verschwindet. Tja, schlecht für den Arzt, daß er den Kampfstoff gleich mitgenommen hat, beide Parteien hinter seinem Arsch her sind & seine zwei Töchter gleich mit Opfer werden. Also macht Doktorchen auf Hobbyrambo (kennen wir ja von unseren hiesigen Ärzten) & metzelt sich durch die Reihen. Zwischendurch werden die Töchter auf NeunLive-Nachtprogramm-Niveau beim "Baden" beobachtet, einfach so ausgezogen, "vergewaltigt" & ermordet. Passanten, die das Glück haben zwischen die Fronten zu kommen, machen gleich mal fröhlich mit oder werden getötet. Am Ende jedenfalls sind (mehr oder weniger) alle tot, der Oberst "aufgeschlitzt" & wir dürfen die "Rechtfertigung" für den Titel bewundern.

Nicht nur, daß die Story eine hirnverbrannte Scheiße vor dem Herrn darstellt, nein, die Umsetzung ist völlig verhauen. Irgendwie erwartet man nach dem Titel eine Amateurinterpretation von "I spit on your Grave", nur so leicht macht es sich Taubert nicht. In der Tradition "Ich unterbiete mich von Film zu Film" vereinigt Taubert alle Tugenden eines Trashfestivals.

Nicht, daß man mich falsch versteht. Ich liebe Trashfilme. Vor allem Peter Jacksons "Bad Taste" legte die Messlatte für gelungenen Amateurfilm hoch & ist von der ersten bis zur letzten Sekunde mit wirklich allem angereichert, daß die Freiheit des Amateurfilms zu bieten hat. Troma hat einen ganze Industrie daraus gemacht. Auch in Deutschland steigern sich Ittenbach & Schnaas nicht nur von Film zu Film, sie demonstrieren auch wie bei der Abwesenheit von guten Storys zumindest Ideen & (teils) gute Effekte unterhalten.

Taubert liefert hier nur eine Katastrophe. Die Kreuzung aus Nippelschau & Blutspritzen zündet in keiner Sekunde. Kein brauchbarer Humor, immerhin ein paar deutlich enttarnbare Autostunts, dauernde "Prügeleien" ohne irgendwelchen Unterhaltungswert, Tittenschau, die ein richtiger Porno sicher leicht ersetzt, langweilige Bilder, langweilige Locations, langweilige Charaktere, langweilig, langweilig, langweilig. Da sonst nix klappt hätte man ja zumindest Gore wirken lassen. Wenn man aber die Möglichkeit von Brutalitäten durch das Fehlen jeglicher MakeUp-Effekte verschenkt & höchstens mit einem deutlich sichtbarem Schlauch Blut in die Kamera pustet, abgesägte Heugabeln vor den Bauch hält oder einfach ein paar Gedärme fallen lässt um das Aufschlitzen anzudeuten, hat ein Film bei mir ganz deutlich verloren. Wieso sollte ich mir diesen Schund noch ansehen? Ich frage mich ernsthaft, weshalb diese Werke überhaupt veröffentlicht werden, wenn wirklich nur volltrunkene Partykolonnen sich an diesem Schwachsinn unterhalten können. Mit jeder gekauften Lizenz quält Taubert sein Publikum mit der nächsten billig runtergespulten Hirnwichse.

Ach ja, ein (verhältnismäßig) erhellender Moment erscheint doch noch im Film. Als ein türkischer/italienischer (schon wieder vergessen) die Schläger ausbremst & zu einem Flug über seiner Karre zwingen, ist dieser fröhlich am Singen & zeigt tatsächlich so etwas ähnliches wie Schauspielerei.

-10/10 (leider muß man bei 1 anfangen)

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